14:30 Uhr angekommen, 3st as phuck ‘ne Straße weiter ins Halteverbot gestellt und die Hütte da gesucht. Kurz hinter der Bühne vorbeigeschaut und drin noch zwei aus meinem McFit (wtf was hatten die da zu suchen) gesehen und andere Leute begrüßt.

Der geschulte Wettkampfbeobachter wird durch die Zeitangabe vermutet haben, dass ich tatsächlich erst zum Finale da reingestepped bin.

Und gleich zu den Gründen, warum das alles nichts für mich ist: Zu Beginn kam die Bikiniklasse und schon allein diese Runde hat mich so sehr geschockt, dass ich für mich selbst nach 10 Minuten beschlossen hab, dass es das war mit Wettkampfbesuchen die nächste Zeit. Ich hab mich ja nie groß damit beschäftigt, hab immer paar Bilder gesehen, ein bisschen was bei anderen Leuten im Log mitbekommen - aber mir kam tatsächlich innerhalb 3 Minuten ins Hirn geschossen, was das für ein Fakeding ist.

Gleich mal vornweg: Ich glaube, jeder, der mich hier bisschen kennt + das ein oder andere meiner Videos kennt, weiß, dass ich einen Arsch voll Respekt vor jeder Person habe, die

  • a) sich auf einen WK vorbereitet und
  • b) sich auf eine Bühne stellt.

Ich muss das daher wohl mal nicht zum X. mal ausbreiten, sondern kann einfach stupide weitertexten.

Ich kann meine Gedanken überhaupt nicht beschreiben, weil für diverse Freizügigkeiten keine “nicht böse angehauchten” Wörter existieren. Nuttig wäre ein falsches Wort, billig wäre ein falsches Wort. Macht mal kurz Brainstorming und schaut, ob Ihr Wörter in dem Bereich findet, die nicht so asozial klingen.

Das, was ich da oben auf der Bühne gesehen habe, waren keine Frauen mit Ausstrahlung mehr. Klar, viele hatten echt nette Figuren (wobei da die ein oder andere auch gut die Vorbereitung versemmelt hat - maybeishouldhavetrainedforthiscontest.jpg), aber ich kam mir vor wie vor dem Schaufenster eines Puppenhauses, in dem sich lebens- und seelenlose, sich bis zur Unendlichkeit anpassungswillige und -fähige junge Frauen anbieten.

Zu dem lebens- und seelenlos nachher noch mehr, damit Ihr versteht, was ich meine.

Und auch hier: Ich weiß, dass es in dem Sport auf der Bühne anscheinend nicht um den Charakter geht, sondern um eine Momentaufnahme. Um eine optische Momentaufnahme. Genau diese Erkenntnis, die mich so brutal getroffen hat, hat mir innerhalb kürzester Zeit den Riegel vorgeschoben. Dafür bewundere ich den Menschen an sich, seinen Charakter, seine Spezialitäten, seine Fehler, seine Vergangenheit und die Zukunftspläne einfach zu sehr. Das, was da auf der Bühne stand, waren für mich schlichtweg Hüllen. Alle auf grenzperfekt getrimmt, alle so schön gestrahlt, alle … leer. Künstlich.

Zu dem selbstverschuldeten Schock kam auch noch meine pure Unfähigkeit zur Wertung hinzu. Ich könnte schwören, dass einige wenige Freundinnen von mir teilweise bessere Figuren haben, wenn ich sie im Schwimmbad treffe. Es fiel mir unglaublich schwer, da zu definieren, wer überhaupt wie hart trainieren musste, wer sich da einfach quasi in Alltagsform hingestellt hat.

Schönheit und pures Desinteresse lagen - soweit ich mich erinnern kann - noch nie so nah beieinander wie bei dieser Bikiniklasse.

Zusammenfasseung Bikiniklasse:

  • a) Ich habe Momentaufnahmen gesehen, die sich nicht mit meinem Weltbild vereinbaren lassen.
  • b) Ich habe keine Ahnung gehabt, ob die das gut oder schlecht gemacht haben.

Ist also mal gut mein Verschulden, nicht das der Bikiniathletinnen. Ich kann mir übrigens vorstellen, dass der Durchschnittsbürger den ganzen Bodybuildinghokuspokus mit ähnlichen, wenn auch viel viel oberflächlicheren Gedankenansätzen betrachtet und so der Ruf des Sports entstand. Klingt behindert - ist es auch - aber für mich hat das in dem Moment nicht den Eindruck gemacht, als wäre da groß Hirn gefragt. Muskeln, Posing, Oberflächlichkeit, gut mit dem Arsch wackeln, Perfektion - dumm?

Im Nachhinein mit mehr Bedenkzeit natürlich Bullshit. Die Gedankenverkettung kam aber unweigerlich.

Öh … Figurklasse hieß die? Mehr Muskeln, deutlich hässlichere Bikinis, hat schon deutlich mehr nach Sport und Arbeit gewirkt.

Das war - für mich - aber schon wieder zu heftig muskulär. Katrin von Eisenhart, N. aus dem anderen Forum hier gesehen und erkannt.

Ich kann nicht beschreiben warum, aber diese Klasse hat auf mich deutlich “erwachsener”/“reifer” gewirkt. Nicht so gekünstelt. Die verlangten Posen fand ich zwar alle scheiße (würde mich im Leben nie so hinstellen wtf. ist aber auch nicht mein Problem) - aber es war mehr Leben drin. Die Frauen hatten Ausstrahlung, sie haben nicht so jurygeilmachend sondern ein bisschen zufriedener gelächelt.

Aber auch hier, ich hatte keine Ahnung von Richtlinien. Immerhin konnte ich C. aufklären, dass die eine nicht etwa “ihren Lat nicht rauskriegt”, sondern “schlichtweg keinen Lat hat”. Wusste ich lustigerweise auch nur, weil ich selber keinen habe und das Problem daher kenne.

Physique - da muss ich kaum Worte verlieren. Waden waren gut scheiße, vom Gewicht her waren das optisch Schwankungen von gut 40 kg.

Als ein anderer Kollege auf die Bühne kam, dachte ich kurz an die Überlegungen, da irgendwann mal mitzumachen und musste minimal schmunzeln. Ansonsten haben mir die Jungs ein bisschen leid getan, weil der Moderator die Klasse doch recht solide belächelt hat - immer mal wieder ein kleiner Badehosenwitz dies das. Kam aber vielleicht nur mir so vor.

Wer mich richtig, richtig überrascht hat, war ein Kandidat in der XXX-Klasse.

Leck

mich

am

Arsch

Das komplette Gegenteil zu den Bikinimädels. Den siehst Du auf den ersten Blick und denkst Dir “IT-Nerd, Brille, vermutlich langweiliges Leben + insert random Vorurteil”. Und dann legt der mit so einer Lebensfreude los, strahlt eine Aura aus, die sich gewaschen hat und zieht seine Kür auch noch zu irgendeinem richtig geilen Track ab.

Hab den richtig, richtig gefeiert. Und er hatte auch richtig, richtig Spaß dran. Der hatte eine komplette “fuaaaaaaaaaaaaaaaaaark”-Stimmung, hat auf alles außen rum geschissen, sein Ding durchgezogen, aber immer freundlich und sympathisch gewirkt. Bin großer Fan ab heute.

Irgendeine Frau Botthof kam noch auf die Bühne, hat ne gute Show abgezogen und dann zwei Mediumlifters bei einarmigen Liegestützen abgezogen.

Bericht Ende. Wieso also ist das so überhaupt nichts für mich?

Unabhängig davon, dass ich mich da zu keinem Zeitpunkt unwohl oder ungewollt gefühlt habe - alle waren sehr freundlich untereinander, keiner hat irgendwen böse angeschaut, dafür erstmal fetten Respekt - ich hab auf der Heimfahrt ein paar KM Autobahn extra mitgenommen, um das in Ruhe zu bedenken:

Mir kamen verschiedene Aspekte, gerade aus dem Forenleben. Von Discopumpern über Freibadposer bis hin zu Leuten, die der Meinung sind, dass Stoff nur für den Bühnensport gedacht ist.

Um den Gedanken mal strikt runterzubrechen - da sind Leute, die nehmen wochen- und monatelang Strapazen auf sich, machen sonstwas mit ihrem Körper, um sich einem Publikum zu präsentieren. Für einen Tag. Der Gedanke, dass man all das für sich macht, zählt zwar - aber nur bedingt in meinen Augen. Sonst gäbe es keine Leute, die sich so über Platzierungen ärgern würden. Und ob es ebensoviel Spaß machen würde komplett ohne Publikum?

Man mag mir vorwerfen, dass ich mal wieder nichts verstanden hätte - aber da geht es genau so um sehen und gesehen werden. Da kommt irgendein Gaststar auf die Bühne, dessen Namen ich (oh Wunder) noch nie gehört habe, posed rum und lässt sich dafür feiern. Keine Abwertung. Eine Feststellung.

Leute, die Einsteigerkuren fahren, um sich im Alltag wohler zu fühlen, um im Schwimmbad besser ausschauen, werden belächelt, ausgelacht. Keine Abwertung. Eine Feststellung.

Auf das Bikiniklassending komm ich immer noch nicht klar. Wird höchste Zeit, mal ein paar von denen kennenzulernen (ernsthaft, kein Hintergedanke), damit ich mein Bild da mal auf die Reihe kriegen kann. Ich meine, ich saß ja durchaus eine Zeit lang neben C., die selbst einen WK-Marathon in der Klasse hinter sich hat. Aber da saß so eine komplett andere Person neben mir als das, was auf der Bühne stand.

Whatever - das, was auf der Bühne steht, ist etwas, was ich von Leuten sehen will, die ich schon kenne. Ich bin zu charakterfixiert, als dass mir sowas irgendwie richtig viel geben würde. Es würde mir wohl sehr schwer fallen, mit einer dieser Athletinnen ein Gespräch aufzubauen, weil ich sie zwangsläufig so stark in die optische/körperliche Schiene gesteckt habe, dass mir ihr Charakter schlichtweg egal ist. Abgesehen von den “Da stehen Hüllen”-Gedanken kam mir nicht ein mal der Gedanke “wie ist die wohl menschlich so drauf?”.

Und wieder, mein Fehler. Das wird weder verlangt noch bewertet. Irgendwie will ich aber ausdrücken, dass die alle echt schön anzuschauen, aber menschlich so uninteressant waren. Weil akuter Ausstrahlungsmangel.

Hätte man mir die Wahl gelassen zwischen allen Bikiniathletinnen und diesem Brillen-Typen, hätte ich mich lieber nen Abend mit dem auf ein Bier getroffen.

Vermutlich ist aber all das ein wenig anders, wenn man in dieser großen “Familie” drin ist, selbst aktiv mitmacht und von WK zu WK immer mehr Leute kennenlernt.

Dazu kommt, dass ich immer dachte, ich lebe für diesen Sport beziehungsweise für das Training. Haha, Arschlecken, kann mich da im Nachhinein nur auslachen.

Das, was ich mache, ist “damit/dadurch” leben. Aber nicht “dafür”. Ich dachte auch immer so wow! hier krasser Lifestyle dies das, weil ich auf die Ernährung achte, geregelt pumpen gehe und was weiß ich. Aber die Gespräche mit den Leuten hinter der Bühne haben mir deutlich gezeigt, dass das WK-Business deutlich mehr ist. Nicht nur deutlich mehr, sondern für mich hunderte von Kilometern hinter der “zu viel” Grenze.

Whatever, ich habe gesagt, ich geb mir das irgendwann mal, damit ich mir meine Meinung bilden kann - ich war da, hab mir meine Meinung gebildet und bereue es nicht.

Komplette Zusammenfassung:

  • Freundliche Leute
  • Optisch hübsch anzuschauende Frauen
  • Coole Menschen getroffen
  • 30€ dafür sind mMn zu viel
  • Lebt Ihr mal schön Euer Wettkampfleben weiter, geht darin auf, lasst mich an Eurer Freude teilhaben und gebt Euer bestes.