Meine Geschichte begann vor etwa 4,5 Jahren an einem Strandkiosk in Frankreich. Dort fiel mein Blick auf ein Magazin mit einem unglaublich muskulösen grinsenden Typen, mit blonden nach hinten gegeelten Haaren auf dem Cover, angeblich ein gewisser Jay Cutler. Mit dem Namen konnte ich damals natürlich noch nichts anfangen (geschweige denn seinen Körper sportlich einordnen), dennoch war ich von den Muskeln natürlich sofort fasziniert und habe das ganze Magazin binnen kurzer Zeit gelesen (ich wünschte mir ich hätte die selbe Energie für Fremdsprachen auch in der Schule aufgebracht). In mir reifte der Entschluss auch so aussehen zu wollen…und so begann ich noch im Urlaub mit der Umsetzung. Da ich jedoch vor Ort abgesehen von Liegestütz und Sit ups nichts trainieren konnte, eiferte ich der in dem Magazin angebenen Ernährungspyramide nach…was konkret hieß, das ich mich für den Rest des Urlaubs nahezu auschließlich von Weißbrot, Obst und rohen Eiern ernährte( haken wir das als Jugendsünde ab). Als ich dann wieder deutschen Boden unter den Füßen hatte, fing ich sofort an auf der Hantelbank meines Bruders zu trainieren, doch mir wurde recht schnell klar das ich mit Bankdrücken und Curls only nicht sonderlich weit kommen würde..und so meldete ich mich Ende des Jahres im hießigen Fitnessstudio an.

Schritte in die falsche Richtung….

Mit der Anmeldung im Fitnessstudio begann ich auch, mir ein Grundwissen über das Training, die Ernährung und Supplemente anzulesen. Das lag einerseits an den dort ausliegenden Magazinen wie Flex und der Sportrevue und andererseits daran, dass mir der Studioinhaber und die dortigen Trainer bei Fragen immer Rede und Antwort standen. Dummerweise richtete ich mein Training jedoch eher nach den Plänen der Profis aus den Hochglanzmagazinen aus, was dazu führte, dass ich die ersten Jahre, abgesehen von meiner damaligen Paradedisziplin dem Bankdrücken, nur schleppend voran kam. Was ich jedoch aus heutiger Sicht als wesentlich gravierender bewerte ist, das Abrutschen in den Einfluss des heidnischen Götzen des Anabolismus. Dadurch das ich nach 4 Wochen Training noch nicht aussah wie die Covermodells der Magazine, keimte in mir der Gedanke das ich nicht hart genug trainierte, zu schlecht aß oder einfach zu wenig schlief…davon, dass Fussball offensichtlich die Regeneration stört will ich gar nicht reden! Die Konsequenz war ein fast völliger Rückzug aus dem sozialen Leben und ein Abdriften in Richtung Essstörung. Keine Parties, kein Alkohol, keine Cheatmeals, nichtmal Kino..man musste ja um 9 im Bett liegen um genug Schlaf zu kriegen. (An dieser Stelle “Danke” an meine Freundin das sie den essgestörten Spinner damals nicht aufgegeben hatte). Negativer Höhepunkt war ein Salat ohne Dressing beim Silvesteressen mit meinen Eltern. Sämtliche sportlichen Aktivitäten neben dem Studio stellte ich auch ein. Alles im allem keine sonderlich schöne Zeit.

…und die Rückkehr zur Normalität

Nach einigen Monaten kam der Punkt an dem ich innerlich die Wahl hatte entweder immer weiter in Richtung Essstörung und Eremitendasein zu driften, oder aufzuwachen und das Training zu einem Teil meines Lebens zu machen, und nicht mein Leben dem Training unterzuordnen. Ich entschied mich unterbewusst für letzteres, wohl in erster Linie aus dem Grund, dass die Selbstgeißelung der letzten Monate auch nicht den durchschschlagenden Erfolg gebracht hatte den ich mir erhofft hatte. ( das das wohl auch daran lag das ich aus Angst vor Fettzunahme extrem wenig gegessen hatte, wurde mir erst später klar). Allerdings war der Weg zurück in ein normales Ess- und Sozialverhalten nicht einfach und ging nur in kleinen Schritten voran…er begann damit, zum Frühstück nicht weiterhin Tuna mit Haferflocken zu essen und abgeschlossen wurde er erst kurz vor Weihnachten dieses Jahres mit einigen Litern Bier…den ersten Tropfen Alkohol seit 4 Jahren.

Meine sportliche Entwicklung und das Internet

Da der unerfreuliche Exkurs in Richtung Ess- und Sozialverhalten nun abgeschlossen ist, wenden wir uns wieder sportlichen Dingen zu. Da ich meine Jugend in einem kleinen Dorf verbracht habe, das keine DSL Verbindung hatte, war für mich das Internet eine lange Zeit zwar kein Fremdwort aber nahe dran. Da sich der technische Fortschritt jedoch nicht aufhalten lässt, kam ich oder besser meine Eltern dann doch zu einem DSL Anschluss, was mir die Möglichkeiten des World Wide Web offenlegte. So kam ich dann auch auf die Idee mich doch in einem Bodybuildingforum anzumelden und mein Wissen zu erweitern. Gesagt getan, und nach einiger Zeit wurde mir schon klar das ich offensichtllich einiges falsch gemacht hatte, und begann mein Training umzustellen. Weg von den überladenen Trainingsplänen der Profis, hin zu kurzen und intensiven Einheiten im 2er Split. Und siehe da, schon bald stellten sich wieder erste Fortschritte ein. Auch wurde mir der Zusammenhang zwischen “Progression” und “Hypertrophie” klar. Ich musste also stärker werden um Muskulatur aufzubauen. Also versuchte ich stärker zu werden, und bald hatte ich am stärker werden mehr Spaß als am Blick in den Spiegel.

Bevor es an dieser Stelle weitergeht, nochmal ein kurzes Wort zu Internetforen. Unser Sport( ob das jetzt KDK oder Bodybuilding sei) ist ein absoluter Randsport, daher sind die Foren des Internets eine tolle Möglichkeit um Kontakte zu knüpfen oder sich einfach zu informieren. Aber man sollte sich immer bewusst sein, das es eben nur das Internet ist…nicht jeder der dort natural ist, ist es hinter dem Rechner auch, und nicht jeder der laut Profil erst seit 2 Jahren trainiert (aber komischerweise schon seit 4 Jahren im Forum angemeldet ist, sich aber 2 Jahre nur informiert hat) , tut dies in der Realität auch. Man sollte also das ganze mit ausreichend Abstand betrachten…auch und besonders wenn man Vergleiche zwischen sich und anderen ziehen will.

Wettkampfsport

Ich hatte schon immer die Absicht in diesem Sport Wettkämpfe zu bestreiten (ich sag nur “ Alimente”), und mit der Neuausrichtung hin zum Kraftsport hatte sich daran natürlich nichts geändert. Und da ich immer stärker wurde, beschloss ich Anfang des vergangenen Jahres, dass ich 2010 den Schritt zum Wettkampfsport hin wagen würde und meinen ersten Wettkampf bestreiten wollte. Aus einem wurden dann schließlich 7, die alle mehr oder weniger erfolgreich verlaufen sind. Da ich denn Ablauf und meine Gedanken während der Wettkämpfe bereits im Forum beschrieben habe, möchte ich hier darauf eingehen warum ich mir das überhaupt antue. Warum fährt ein Hobbysportler von Bayern nach Malchow zu einem Strongmancup , nur um dann 6. von 10 zu werden? Warum startet er beim Bankdrücken obwohl er weiß das er sowieso letzter wird?

Nun, ich liebe einfach den Wettstreit. Das gehört für mich einfach zum Sport dazu. Schon im Sportunterricht in der Schule wollte ich immer um Punkte spielen…gar nicht weil ich unbedingt gewinnen wollte, sondern einfach deswegen weil ich den Wettkampfcharakter brauche um wirklich Spaß an einem Sport zu haben.Und genauso verhält es sich jetzt im Kraftsport. Ein PR im Studio ist eine schöne Sache, ein PR auf einem Wettkampf ist aber einfach 10 mal schöner…auch wenn man dennoch mit 15 kg Abstand Letzter wird.

Ein weiterer Grund ist, dass ich die Atmosphäre auf den Wettkämpfen mag…gemeinschaftlich und von gelegentlichten Reibereien abgesehen harmonisch. Eben Menschen mit den selben Interessen und gegenseitigem Respekt. Egal ob man nun 100 drückt oder 150, oder 180. Das vermisst man ab und zu in der Forenlandschaft.

Ziele….

Zum Abschluss möchte ich noch einmal kurz darauf eingehen was ich mich für die nahe und ferne Zukunft vorngenommen habe. Kurzfristig möchte ich dieses Jahr wieder eine schöne Wettkampfsaison erleben (der Kalender ist ja schon wieder extrem voll) und am Ende des Jahres mit 600 kg + im Total dastehen.Mittelfristig möchte ich auf Deutschlandcups der GFSA konkurenzfähig sein und die 300 kg heben und dabei clean bleiben . Und langfristig… was für ein besseres Ziel kann es geben, als noch in 30 Jahren gesund und mit viel Spaß am Sport dabei zu sein?

Da ja der Sinn hinter diesem Text das Vermitteln von Erfahrungswerten ist (und von mir noch nicht allzuviel in dieser Richtung kam): Sei ehrgeizig und arbeite hart…lass aber nicht zu, dass das Training dein Leben dominiert oder du dich zu sehr dem Erfolg unterwirfst. Hör auf deinen Körper.. und das Wichtigste: Hab Spaß am Sport, dann kommt der Rest von ganz alleine.

Bilder folgen in Kürze….