Es gibt zwei Arten von Hypertrophie: Funktionale und Nicht-Funktionale. Wer keine Lust auf wissenschaftliche Darstellungen hat, kann sich diesen Unterschied durch den folgenden äußerst vereinfachten Vergleich verdeutlichen, bei dem wir den Muskel und seine einzelnen Fasern kurzfristig mit einer Tüte Spaghetti gleichsetzen wollen.

Bei funktionaler Hypertrophie wächst die gesamte Tüte, sowie jeder einzelne Spaghetti in ihrem, bzw. seinem Umfang an und wird insgesamt größer.

Bei nicht-funktionaler Hypertrophie hingegen wächst nur der Umfang der Tüte durch vermehrte Lufteinlagerung an, die Spaghetti bleiben jedoch gleich groß. Der Zuwachs ist somit mehr Schein, als Sein.

Wer es nun doch ein wenig genauer haben möchte, sollte hier weiterlesen:

Nicht-funktionale Hypertrophie – die auch als sarkoplasmatische Hypertrophie bezeichnet wird – führt zu einem verstärkten Aufbau der nicht-kontraktilen Elemente des jeweiligen Muskels. Darunter fällt vor allem die Erweiterung und Verdickung des muskeleigenen Sarkoplasmas durch verstärkte Einlagerung von Wasser, Glykogen, Mitochondrien usw.

Diese Form der Hypertrophie führt somit dazu, dass der Muskel zwar einerseits voluminöser, jedoch nicht stärker wird.

Im Endeffekt ist sie für niemanden außer Bodybuildern von Vorteil. Schließlich führt sie dazu, dass man mehr Masse mit sich herumtragen muss, ohne dadurch stärker zu werden.

Auf diese Weise wird der eigene Körper, wenn man seine Leistungskapazität in Verhältnis zu seinem Gewicht stellt, zusehends ineffizienter.

Nicht-funktionale Hypertrophie gleicht somit dem Aufrüsten der Karosse eines Wagens, ohne jedoch eine entsprechende Verstärkung des Motors vorzunehmen.

Es gibt viele Menschen für die der äußere Anschein wichtiger ist, als das innere Sein. Doch dies ist nicht erstrebenswert. Was mindestens genauso wichtig ist, ist das, was unter der Haube, im Verborgenen liegt. Man sollte immer so stark sein, wie man auch aussieht – wenn nicht noch stärker.

Aus diesem Grund sollte man auch bevorzugt im Hinblick auf funktionale Hypertrophie trainieren. Diese wird auch als myofibrilläre Hypertrophie bezeichnet und impliziert vor allem die Verdickung der kontraktilen Bestandteile des Muskels – sprich der einzelnen Muskelfasern. Bei dieser Form der Hypertrophie gleichen sich die Zuwächse in Stärke und Muskelmasse weitestgehend aus.

Für jeden, der nicht nur daran interessiert ist, stark auszusehen, sondern auch darin bestrebt ist, stark zu sein, ist die funktionale Hypertrophie somit die einzig sinnvolle Möglichkeit.

Im Gegensatz zur nicht-funktionalen Hypertrophie die vor allem durch bodybuilding-spezifisches Training induziert wird, ist für das Training der funktionalen Hypertrophie grundsätzlich eine höhere Gewichtsintensität, sowie eine verringerte Wiederholungsanzahl (pro Satz) notwendig.

Nun können wir auch die Brücke zum Triumvirat unserer einleitenden Zielsetzung ‘Härter, Stärker, Breiter’ schlagen:

Durch das spezifische Training für funktionale Hypertrophie wird nämlich zusätzlich auch unser Nervensystem – sprich unsere intramuskuläre und intermuskuläre Koordinationsfähigkeit – verstärkt trainiert.

Die Fähigkeit unseres Zentralen Nervensystems (ZNS) liegt in dieser Hinsicht nämlich – grob gesagt – darin, einen Muskel möglichst hart anzuspannen. Je mehr Muskelfasern er auf einmal anspannen kann, desto stärker ist er auch: Dies ist die intramuskuläre Koordination.

Hinzu kommt die intermuskuläre Koordination: Je optimaler unsere Muskeln (mit ihren Muskelfasern) zusammenarbeiten können, desto stärker sind die zusammenhängenden Muskelgruppen insgesamt.

Diese beiden Möglichkeiten der Koordination sind Fähigkeiten des Nervensystems und auch sie werden durch das Training zur funktionalen Hypertrophie trainiert, wenn man die umfassenden Grundübungen/ Mehrgelenksübungen, wie z.B. Kniebeugen, Kreuzheben und Bankdrücken, trainiert. Denn nur bei diesen kann man mit so schweren Gewichten trainieren, dass die intramuskuläre Koordination geschult wird und zusätzlich über so viele Gelenke trainieren, dass nicht nur einzelne Muskeln isoliert, sondern im ganzen Verbund beansprucht werden, was wiederum eine notwendige Voraussetzung zur Schulung der intermuskulären Koordination ist.

Und genau an diesem Punkt wird auch klar, was das Härter in der Zielsetzung überhaupt bedeutet:

Je besser nämlich die Koordinationsfähigkeiten unseres Nervensystems geschult sind, desto stärker ist auch der beständige Spannungszustand unserer Muskulatur; allzeit dazu bereit größte Lasten in kürzester Zeit zu bewältigen. Dieser erhöhte Spannungszustand verleiht einem ein wunderbares Körpergefühl und ist nicht nur aus prophylaktischen Gründen unbedingt erstrebenswert.

Die beiden weiteren Ziele der funktionalen Hypertrophie sind ja bereits selbsterklärend. Gemeinsam ergeben sie die grundlegende Zielsetzung die auch hinter der Intention dieser Seite steht:

Es geht nicht um die extern bedingten Motivationen ‘Höhe, Schnelle, Weite’; vielmehr geht es einzig und allein auf der Grundlage intrinsischer Motivationen um die eigenen körperlichen Fähigkeiten ‘Härte, Stärke, Breite’!