Jeder Bodybuilder, der den Gebrauch von Steroiden ernsthaft in Betracht zieht, sollte sich vorher bestmöglich mit der Materie befassen und informieren. Es ist äußerst wichtig, gefährliche Steroide zu meiden und gleichzeitig zwischen Steroiden, die sich während der Definitionsphase sinnvoll einsetzen lassen und denen, die eher zum Masseaufbau geeignet sind, unterscheiden zu können.

Ebenso sollte klar sein, wie anabole Steroide richtig dosiert werden und welche Vor- und Nachteile eine orale Anwendung von Steroiden gegenüber einer Injektion aufweisen. Last but not least ist es wichtig zu verstehen, wie mehrere anabole Steroide kurzzeitig gestacked und gecycled werden können, ohne das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen zu erhöhen und gleichzeititg den Aufbau von fettfreiem Muskelgewebe voranzutreiben.

Von den vielen Fehlern, die oft beim Gebrauch anaboler Steroide gemacht werden, sollen hier die zehn häufigsten aufgezeigt werden.

1. Hohe Dosierungen

Das häufigste Problem beim Gebrauch von Steroiden ist die übertrieben hohe Dosierung davon. Steroide sind in hohen Dosierungen nicht nur gefährlich, sondern erwiesenermaßen auch völlig ineffektiv. Hohe Dosierungen erzeugen eine übertrieben hohe Belastung für Leber und Nieren, die dadurch sowohl kurzzeitig in ihrer Funktion beeinträchtigt werden können als auch langfristig Schaden davon nehmen können.

Gleichzeitig ist der Effekt der Aromatisierung (= Umsetzung von Steroiden zu Östrogenen) und die Unterdrückung der eigenen Testosteron-Produktion immer dann extrem hoch, wenn auch hohe Dosierungen eingesetzt werden. Der menschliche Körper kann nur eine bestimmte Menge an synthetischen Steroiden sinnvoll verstoffwechseln. Hohe Dosen werden ab einer bestimmten Menge eben nicht mehr verarbeitet und werden als Östrogene vom Körper umgesetzt.

Sobald die Andockstellen bzw. Rezeptoren für Steroide besetzt sind (z.B. die Andockstellen innerhalb der Skelettmuskulatur oder im Bereich der sekundären Geschlechtsmerkmale), wird auch ein weiterer Anstieg nicht von weiterem Nutzen sein. Die Rezeptoren werden bereits bei einer relativ geringen Dosis voll in Anspruch genommen.

Berichte, nach denen erfolgreiche Bodybuilder oder Kraftathleten bis zu 50 Tabletten Dianabol pro Tag und 2000mg Testosteron pro Woche konsumierten, können als offenkundig falsch abgetan werden.

2. Niedrige Dosierungen

Das Gegenteil des Problems der Überdosierungen ist das Problem der zu niedrigen Dosierungen. Wird die vorgeschriebene bzw. empfohlene Dosis eines Steroids nicht über den korrekten Zeitraum zugeführt, kann es seine Wirkung auch nicht entfalten.

Daher kommen viele Bodybuilder auf die Idee, mehrere verschiedene Steroidarten gleichzeitig einzunehmen (sog. Stack). Dadurch kann die Dosis jedes einzelnen Steroides innerhalb des Stacks verringert werden und damit auch Risiken und Nebenwirkungen entgegengewirkt werden.

Ein anderer wichtiger Punkt ist die Überlegung, über welchen Zeitraum ein Athlet Steroide einnehmen sollte (sog. Cycle). Üblicherweise variiert hier die Zeit zwischen 8 und 12 Wochen mit einem anschließenden “off-cycle” von ca. 6 Monaten. Diese Abfolge ermöglicht den Konsum von relativ hohen Dosierungen für einen kurzen Zeitraum, da hier durch die Einschränkung der Dauer eventuellen Nebenwirkungen entgegengewirkt wird.

3. Endlose Dosierungen

Oftmals ignorieren Athleten die Tatsache, dass Steroide nicht länger als 8 bis 12 Wochen ohne Unterbrechung konsumiert werden sollten und setzen diese über einen Zeitraum von 6 Monaten, einem Jahr oder sogar länger ein. Diese Handhabung hat sich in der Praxis jedoch als ineffektiv und gefährlich erwiesen. Der dauerhafte Gebrauch von Steroiden belastet sowohl die Leber als auch die Nieren. Diese Belastung verläuft meistens unbemerkt, bis es zu dauerhaften Schädigungen kommt.

Leberentzündungen, Gelbsucht, Lebertumore und Nierenversagen sind bei Langzeitanwendungen von Steroiden als häufige Folgeerkrankung beispielhaft zu nennen. Darüber hinaus entwickeln Steroide nach einem Zeitraum von 6 Wochen nur selten noch anabole Effekte. Die positive Stickstoffbilanz - die der hauptsächliche Nutzen des Steroidgebrauchs ist - verringert sich nach 6 bis 8 Wochen. Daher ist eine durchgehende Einnahme von Steroiden völlig nutzlos.

4. Falsches Cycling

Steroide sind am effektivsten und sichersten, wenn sie ordnungsgemäß gecycled und gestacked werden (s.o.). Untersuchungen haben gezeigt, dass der anfängliche Anstieg der positiven Stickstoffbilanz nur dann fortgesetzt werden kann, wenn die Dosierung des entsprechendes Steroids weiter ansteigt - üblicherweise fällt die Stickstoffbilanz nach spätestens 6 bis 8 Wochen auf Normalniveau zurück.

Daraus lässt sich schließen, dass ein Steroid-Cycle eine ansteigende Dosierung enthalten und einen Wechsel auf andere Steroide nach spätestens 8 Wochen vorsehen sollte. Aus Untersuchungen wissen wir ebenfalls, dass sich Nebenwirkungen wie Kraft- und Gewichtsverlust - die immer dann zu erwarten sind, wenn der Steroidgebrauch wenig durchdacht ist - durch ein angemessenes Ausschleichen der Steroide vermeiden lassen. Dies beinhaltet vor allem ein stufenweiser Entzug der Steroide am Ende eines Cycles, der es dem Körper ermöglicht, zur natürlichen Testosteron-Produktion zurückzukehren. Der perfekte Cycle würde all das hier aufgeführte berücksichtigen und umsetzen.

Ein längerer off-Cycle sollte somit immer einem - im Vergleich dazu kürzeren - on-Cycle folgen, um dem Körper die Gelegenheit zur Erholung bzw. Regeneration zu geben. Viele Steroid-Nutzer setzen diese off-Zeit viel zu kurz an und beginnen schon nach wenigen Wochen mit einem neuen Steroid-Cycle. Die Rezeptoren sind immer dann besonders aktiv, wenn der Athlet für einen längeren Zeitraum keine Steroide benutzt hat. Daher lässt sich vereinfacht sagen: Je länger der off- Cycle, desto effektiver wird der nächste on-Cycle.

5. Schlechte Ernährung

Viele lassen den Ernährungsaspekt unbeachtet und sorgen damit dafür, dass die positiven Effekte der Steroidnutzung verschwindend gering werden - und die unerwünschten Nebenwirkungen dafür umso mehr. Anabole Steroide sind immer dann am effektivsten, wenn sie in Verbindung mit einer kalorien- und eiweißreichen Kost kombiniert werden. Nur ein einziges Steroid ist in der Lage, auch bei einer kalorienreduzierten Ernährung anabole Effekte zu erzielen.

Die optimale Ernährung im Rahmen eines Steroid-Cycles umfasst eine Gesamtkalorienaufnahme von 6000 bis 9000kcal täglich (im Gegensatz zu einer “normalen” Kalorienaufnahme von üblicherweise 2500 bis 3000kcal täglich). Damit steht ein entsprechendes Ernährungsmuster in der Priorität gleich hinter einem entsprechenden Trainingsprogramm, wenn es darum geht, deutliche Muskelzuwächse zu erzielen. Oder anders ausgedrückt: Eine Zunahme von Muskelmasse muss irgendwoher kommen.

Die aufgenommene Kalorienmenge sollte idealerweise aus 60% komplexen Kohlenhydraten, 20% Eiweiß und 20% Fett bestehen. Um das zu erreichen, können bzw. sollten auch Supplemente eingesetzt werden. Viele Athleten essen entweder zu wenig (in Bezug auf die Gesamtkalorienmenge) oder aber falsch (häufigster Fehler: Zu fettreiche Ernährung). Dies ist problematisch, da anabole Steroide an sich schon für einen Anstieg der Blutfettwerte und des Blutdrucks sorgen. In Extremfällen kann dies zu Herz-/Kreislauferkrankungen führen.

Daher sollte ein Athlet immer bemüht sein, den Fettkonsum während der Anwendung anaboler Steroide einzuschränken. Gleichzeitig sollte aber immer die Gesamtkalorienmenge und die Eiweißaufnahme im Auge behalten werden.

6. Schlechtes Training

Krafttraining muss intensiv genug sein, um den Körper in den Aufbaumodus zu “schalten”. Steroide sind unter diesen Gegebenheiten besonders effektiv - ein Athlet kann diesen Modus durch regelmäßige, intensive Trainingseinheiten erreichen. Krafttraining ist dabei der Schlüsselreiz, der es der Skelettmuskulatur möglich macht, anabole Steroide gewinnbringend zu nutzen. Ohne den richtigen Katalysator werden anabole Steroide den gewünschten Effekt nie auslösen können.

Daher sollten Trainingseinheiten stets auf Progression und maximales Arbeitsgewicht ausgerichtet sein. Das wichtigste und von allen Seiten anerkannteste Prinzip dabei ist das Training bis hin zum Muskelversagen. Anders ausgedrückt: Kann ein Satz ohne Hilfestellung mit 10 Wiederholungen beendet werden, dann war das Arbeitsgewicht zu leicht. Auch wenn oft über die optimale Trainingsdauer (von 20 Minuten bis hin zu drei Stunden) diskutiert wird, sind sich die Experten einig, dass die letzten 2 oder 3 Wiederholungen in jedem Satz nicht mehr ohne fremde Hilfe möglich sein sollten. Dies gilt sowohl für Steroid- User als auch für natural-Athleten.

7. Fehlende Kontrolle der Blutwerte

Ein einfaches Blutbild kann von entscheidender Bedeutung für Steroidbenutzer sein: Zunächst einmal bietet ein anfängliches Blutbild (d.h. vor Beginn der Steroid-Anwendung) einen Referenzwert, an dem sich anschließend evtl. Probleme, die sich aus der Steroidnutzung ergeben, abgleichen lassen. Wenn sich aus dem Ausgangsblutbild keine Gegenanzeigen ableiten lassen, sollte ein weiteres Blutbild nach 6 Wochen während des Steroid-Cycles (zur Begrifflichkeit s.o.) erfolgen, um evtl. aufgetretene Anomalien aufzuzeigen.

In den ersten Wochen eines Cycles sind viele Blutwerte oftmals erhöht; diese fallen aber nach einigen weiteren Wochen wieder auf ihr normales Niveau zurück. Ein im Abstand von 6 Wochen durchgeführtes Blutbild sollte diese Schwankungen überbrücken und Anhaltspunkt für verlässliche Interpretationen bieten. Zeigt auch der nächste Bluttest erhöhte Werte, könnte ein Abbruch der Steroid-Nutzung gerechtfertigt sein, um ernste Schäden zu vermeiden.

Zeigt der nächste Bluttest normale Werte, sollte ein nächster Test ca. 4 Wochen nach Ende des Steroid-Cycles durchgeführt werden. Hierdurch kann nachgewiesen werden, dass sich der vom Steroidgebrauch erholt. Vor dem nächsten Steroid-Cycle sollte dann wiederum ein Bluttest durchgeführt werden, um aufzuzeigen, dass alle Blutwerte auf Normalniveau zurückgefallen sind. Insbesondere rote Blutkörperchen stellen einen starken Indikator dar, um Nebenwirkungen aufzuzeigen, die sonst ohne Symptomatik verlaufen.

8. Falsche Steroide

Viele Athleten steigern das Risiko von gefährlichen Nebenwirkungen, weil sie schlicht und einfach die falschen Steroide benutzen. Natürlich beinhaltet der Gebrauch anaboler Steroide immer das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen. Besonders androgene Steroide beeinflussen vor allem die sekundären Geschlechtsmerkmale wie z.B. die tiefe Stimme, Entwicklung der Geschlechtsteile und männliche Glatzenbildung. Beim Gebrauch androgener Steroide sollte daher stets beachtet werden, dass diese nicht länger als 4 bis 6 Wochen angewendet werden sollten. Innerhalb eines Stacks ist es dementsprechend wenig ratsam, mehr als ein hochandrogenes Produkt zur gleichen Zeit anzuwenden.

Injizierbare Steroide sind meistens die bessere Wahl, da sie nicht nur einen konstanten Zustrom des Steroids in den Blutkreislauf gewährleisten, sondern weil sie darüberhinaus auch die first-pass-Effekt überspringen (Exkurs: Der first- pass-Effekt beschreibt hier die Umwandlung eines Steroids beim Passieren der Leber; hier verliert das Produkt einen Großteil seiner Wirksamkeit - gleichzeitig verursacht diese Passage einen enormen Stress in Bezug auf den Leberstoffwechsel).

Die meisten Athleten sind sich nicht bewusst, dass sie auch mit einem niedrig- androgenen und hochanabolen Wirkstoff große Zuwächse an Muskelmasse erreichen können - bei gleichzeitiger Vermeidung von unnötigen Risiken. Daher ist eine genaue Kenntnis der hochanabolen und/oder in erster Linie nur androgen wirkenden Steroide unerlässlich.

9. Fälschungen

Die Überschrift spricht für sich selbst - gefälschte Steroide werden von tausenden ahnungslosen Athleten genutzt. Einige von ihnen enthalten Verunreinigungen, die Infektionen oder sogar Vergiftungen hervorrufen können. Andere Fälschungen enthalten inaktive Substanzen, die natürlich zu keinem Muskelzuwachs beitragen können. Wieder andere Nachahmungen tragen zwar den Namen eines bestimmten Steroids, enthalten aber ein ganz anderes anaboles Steroid. Möglicherweise führt das dann dazu, dass Athleten eine Substanz benutzen, die sie eigentlich gar nicht zu nehmen beabsichtigen.

Aktuelles Beispiel: Ein Produkt namens Liquid Anavar enthielt eine bunte Mischung von Testosteronen. Viele Athleten nutzten diese Substanz während ihrer Wettkampfvorbereitung mit der Absicht, eine bessere Definition zu erreichen. Tatsächlich führte Liquid Anavar zu Wassereinlagerungen und schwammiger Optik. Ebenso wurde das Produkt von vielen Frauen genutzt, da sie davon ausgingen, es handele sich um ein niedrigpotentes androgenes Steroid - tatsächlich enthielt es genau das, was die Frauen vermeiden wollten.

Gefälschte Steroide stellen ein ernstes Gesundheitsrisiko für Athleten dar. Darüber hinaus wird es zunehmend schwerer, Fälschungen aufzudecken. Dies ist nur mit genauester Beobachtung und Abgleich mit den Originalprodukten möglich.

10. Informationsmangel

Auch der letzte Punkt erklärt sich eigentlich von selbst. Information ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen und sicheren Steroidnutzung. Ein Punkt verdient hier besondere Beachtung: Die Information sollte aus einer verlässlichen und bekannten Quelle stammen. Viele Athleten beginnen mit einem Steroid-Cycle und verlassen sich lediglich auf die Informationen ihres Hinterhof-Dealers. Ebenso mangelhaft ist die Informationen, die man im Gym aufschnappt. Diese beruhen meistens auf irgendwelchen Anekdoten ohne Wahrheitsanspruch.

Man sollte sich stets vor Augen halten, dass selbst in medizinischen Fachkreisen der Umfang des Wissens über Steroide von Arzt zu Arzt variiert. Einige haben umfassendes Wissen diesbezüglich, während andere wenig bis keine Kenntnis besitzen oder aber über veraltetes Wissen verfügen. Es ist daher immer vonnöten, nach der Quelle der Informationen zu fragen.

Die meisten mißlungenen Steroid-Cycles scheiterten an den Punkten 2, 5 und 6 (s.o.) Anabole Steroide können nur dann ihre volle Wirkung entfalten, wenn sie in relativ hohen Dosen, während einer hochkalorischen Ernährung und während hochintensiven Trainings genutzt werden.