Viele fragen sich, wie Steroide überhaupt funktionieren. Dieser Artikel soll Aufschluss über die wichtigsten Fakten geben. Das Wort „anabol“ bedeutet – einfach gesagt – aufbauend im Gegensatz zum Wort „katabol“, was abbauend bedeutet. Anabole Steroide sind natürlich oder synthetisch hergestellte Abkömmlinge des männlichen Hormons Testosteron. Dieses hat zwei Hauptaufgaben im menschlichen Körper: Die anabole (aufbauende) Wirkung in Bezug auf körpereigenes Gewebe und den androgenen Effekt auf den menschlichen Stoffwechsel.

Die anabole Wirkung ist direkt verantwortlich für Wachstum, Muskelentwicklung und männliche Erscheinung des erwachsenen Mannes.

Der androgene Effekt stimuliert die Entwicklung und Erhaltung der männlichen sekundären Geschlechtsmerkmale nach der Pubertät, wie z.B. Bartwuchs, Aktivität der Geschlechtsorgane, Stimmbruch etc.

Wie funktionieren also Steroide?

Anabole Steroide erhalten ihren aufbauenden Effekt, indem sie über eine Bindung an Androgenrezeptoren dabei helfen, neue Proteine innerhalb der menschlichen Zellen zu synthetisieren. Neue Proteine sorgen wiederum für eine Zunahme von Muskelgröße und –stärke. Das alles geschieht ständig im menschlichen Körper – Steroide stimulieren oder verstärken diesen Prozess, indem sie sich an Rezeptoren innerhalb der Proteinzellen koppeln.

Jedes Medikament hat eine eigene Wirkungsweise. Die meisten Wirkungsweisen von Medikamenten beinhalten spezielle Rezeptoren innerhalb der menschlichen Zellen. Um das besser zu verstehen, sollte man sich eine Zelle bildlich vorstellen und ebenso eine Steckdose. Nun stellt man sich eine ganze Reihe von Steckdosen vor – eben Rezeptoren – und zwar innerhalb der Zellen. Diese Rezeptoren – oder Steckdosen – verstärken oder blockieren biologische Vorgänge, sobald sie stimuliert oder belegt werden.

Medikamente belegen, binden oder koppeln sich an diese „Steckdosen“ zur Stimulation oder Minderung biologischer Stoffwechselvorgänge. Medikamente rufen ihre Wirkungsweise nicht selbst hervor, sondern sie beeinflussen Prozesse, die ohnehin schon im menschlichen Körper ablaufen.

Sobald ein Medikament dem Körper zugeführt wird, beginnt der Körper, das Medikament zu verarbeiten.

Dies beinhaltet vier Prozesse:

  • Aufnahme
  • Verteilung
  • Verstoffwechselung
  • Ausscheidung

Aufnahme

Medikamente werden üblicherweise entweder oral oder intramuskulär dem Körper zugeführt.

Bei einer oralen Zufuhr ist die Aufnahme wesentlich komplizierter als bei der intramuskulären Zufuhr. Das Medikament muss eine Vielzahl von Hürden überwinden, bis es an seinem Wirkungsort innerhalb der Muskeln und im Blutkreislauf ankommt. Orale anabole Steroide müssen zunächst die Magensäure überwinden, danach aktive Bakterien der inneren Verdauungsorgane. Letzten Endes muss ein Steroid die Stoffwechselvorgänge innerhalb der Leber durchlaufen, die als first-pass-effect (Effekt der ersten Passage à Verstoffwechselung eines Medikaments durch die Leber) bezeichnet werden.

Während dieses first-pass-effects funktioniert in die Leber transportiertes Blut als Filtersystem, das Enzyme innerhalb der Leber verarbeitet oder verändert, bevor ein Medikament in den Blutkreislauf gelangt.

Medikament werden schneller aufgenommen, wenn sie intramuskulär zugeführt werden. Sie stehen dem Muskel sofort zur Verfügung und müssen nicht erst wie bei der oralen Aufnahme aufgenommen werden. Sie überbrücken die Verstoffwechselung durch die Leber indem sie den first-pass effect überspringen.

Verteilung

Der Verteilungsprozess besteht – vereinfacht dargestellt – aus dem Transport eines Medikaments durch den Blutkreislauf.

Verstoffwechselung

Verstoffwechselung ist der chemische Vorgang, den ein Medikament innerhalb des Körpers durchläuft. Hauptort dieses Vorgangs ist die Leber. Diese Tatsache bedeutet auch, dass hier viele Probleme beim Steroidgebrauch entstehen. Eine Leberschädigung ist eine der häufigsten Nebenwirkungen des Steroidgebrauchs, die sich allerdings durch den Einsatz von Tamoxifen und Proviron reduzieren lässt.

Ausscheidung

Ausscheidung ist – vereinfacht dargestellt – die Entfernung eines Medikaments aus dem Körper. Die Nieren sind verantwortlich für die Ausscheidung der meisten Medikamente mit Hilfe des Urins. Andere Medikamente – wie z.B. auch anabole Steroide – werden mit Hilfe der Leber ausgeschieden. Andere Möglichkeiten der Ausscheidung sind z.B. die Brust, die Haut und die Lunge.

Im nächsten Teil der Artikelserie werden die Nebenwirkungen von Steroiden näher betrachtet.