1. Einleitung - Die Geschichte des Doping
Doping ist ein Gebiet mit vielen Gesichtern, das es schon seit der Antike gibt. Die Menschen versuchen seit der Existenz des Sports, ihre sportmotorische Leistung durch die Einnahme spezieller Substanzen zu verbessern. Erstmals erwähnt wurde der Begriff „Doping“ 1889 in einem englischen Wörterbuch. Das erste Dopingverbot wurde aufgrund spektakulärer Todesfälle im Radsport um 1960 ausgesprochen. In dem Zeitraum von 1960 bis 1970 starben in etwa 100 Athleten an den Folgen von Doping. Offiziell fanden die ersten Kontrollen zur Zeit der Olympischen Spiele in Mexiko und Grenoble im Jahre 1968 statt.
Als Grundlage für die Definition von Doping gilt ein Entwurf des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), welcher wie folgt lautet: “Doping ist definiert als 1. der Gebrauch eines Hilfsmittels (Substanz oder Methode), das potenziell gesundheitsgefährdend ist und die sportliche Leistung des Athleten verbessert, sowie als 2. die Anwesenheit einer Substanz im Körper eines Athleten, die auf der Liste, die dem gegenwärtigen Medical Code beigefügt ist, aufgeführt ist, oder der Gebrauch einer Methode, die auf dieser Liste aufgeführt ist.” Überwacht und in regelmäßigen Abständen aktualisiert, wird diese Liste durch die World Anti-Doping Agency (WADA).
Eigentlich sind die meisten Mittel, welche auf der Dopingliste stehen, Medikamente, die entwickelt wurden um als Heilmittel gegen Krankheiten zu agieren. Im Sport werden sie jedoch missbraucht, um eine meistens leistungssteigernde Wirkung hervorzurufen. In einigen Medikamenten sind Hormone enthalten, diese sollen dann dazu dienen, einen unausgeglichenen Hormonhaushalt zu regulieren, der zu Krankheiten führen kann. Ein gutes Beispiel hierfür ist Insulin, das sich Diabetiker injizieren müssen. Fortschritte in der Forschung, welche Bereiche des Sports, der Heilmittel oder Medikamente betreffen, sind oft eine große Hoffnung für die Heilung vieler Kranker. Durch diesen positiven Fortschritt entsteht ein schwerwiegendes Problem. Die Sportler haben ein immer größeres Sortiment an Dopingstoffen zur Verfügung und ihnen öffnen sich immer mehr Wege, um zu betrügen oder mit weniger Trainingsaufwand schneller an ihr Ziel zu kommen.
THG ist eine relativ neue und mittlerweile erforschte Methode des Dopings. Diese Substanz wurde anders wie einige Mittel, nicht zu einem Zweck der Heilung oder zur Bekämpfung von Krankheiten, sondern allein zum Dopingmissbrauch entwickelt. Schon 2002 sorgte THG in den amerikanischen Schlagzeilen für Aufsehen. Hierbei zog ein Dopingskandal in den USA große Kreise. Sieben Spieler der Baseballmannschaft Oakland Raiders bekamen eine Vorladung des Bundesgerichts wegen verdacht auf Doping. Drei weitere amerikanische Leichtathleten gerieten ins Fahndernetz und wurden von der United States Anti-Doping Agency (USADA) positiv auf Tetrahydrogestrinon getestet. Kurz darauf wurden wieder vier Athleten positiv auf THG getestet, unter anderem der britische Sprint- Europameister Dwain Chambers.
Wegen der gezielten Herstellung zum Dopingzweck hatte THG keine Zulassung als Therapeutikum. Der Sinn und Zweck dieses Stoffes lag darin, ihn so zu synthetisieren, dass er mit Dopingnachweisverfahren nur schwer detektierbar war. Somit wurde das erste Designersteroid erschaffen. Durch die ausgeklügelte Herstellung wurde die Masse der Substanz so verändert, dass ein Nachweis mit bisher bekannten Verfahren nicht mehr möglich war.
2. Tetrahydrogestrinon - Allgemeines zum Stoff
Tetrahydrogestrinon (kurz: THG) zählt zur Gruppe der anabolen Steroide.
Die Substanz ist ein modifiziertes Gestrinon, welches keine Affinität zum Estrogen-Rezeptor, aber zum Androgen-Rezeptor und Progesteron-Rezeptor zeigt. Wie schon genannt, wurde der Stoff im wesentlichen zu Dopingzwecken entwickelt. Mit THG wurden keine Tierversuche ausgeführt, weder klinische Studien oder Studien über Nebenwirkungen aufgestellt. Trotzdem schreckte das viele Sportler nicht ab, den Stoff einzunehmen. Die Wirkung von THG ist wesentlich schwächer als die von vergleichbaren anderen anabolen Substanzen, wohingegen es mindestens genauso, wenn nicht noch gesundheitsschädlicher ist. THG wird zur Anwendung mehrmals unter die Zunge getropft. Der Stoff hat keinen Anwendungszweck in der Medizin und ist deshalb auch kein Medikament.
Namentlich ist Tetrahydrogestrinon anfangs nicht im Reglement erwähnt worden, verboten war es aber sowieso, weil es in die Kategorie der analogen Substanzen und anabolen Steroide fiel. Ab 01.01.2005 war es mit der neuen Dopingliste der WADA offiziell als Tetrahydrogestrinon unzulässig und als verbotener Wirkstoff unter S1 (Anabole Wirkstoffe) ausgewiesen. Der Missbrauch ist größtenteils in Sportarten wie Bodybuilding oder Leichtathletik, vor allem Sprint über 400- oder 100m der Fall.
2.1 Vergleich mit ähnlichen Stoffen
In seiner chemischen Struktur ähnelt THG den beiden Anabolika Trenbolon und Gestrinon. Hergestellt wird es relativ leicht durch die Reduktion von Gestrinon, d.h. es ist ein mit Wasserstoffatomen manipuliertes Gestrinon.
Vorgestellt wurde Gestrinon erstmals als Verhütungsmittel. Dieses wird auch heute noch oral zugeführt (Kontrazeptivum). Sein Vorteil gegenüber den anderen ovulationshemmenden Mitteln war die einmalige wöchentliche Einnahme. Von der Hauptwirkung her ist es ein Anti-Progestagen (synthetische weibliche Geschlechtshormone), aber es ähnelt dem Hormon Testosteron. Heute wird Gestrinon hauptsächlich eingesetzt, um Mastopathia cystica fibrosa (hormonell bedingte Brustschmerzen) zu behandeln und als Hauptindikator gilt der Einsatz von Gestrinon zur Therapie von Endometriose (Verwachsungen in der Gebärmutter). Nicht mehr in Verwendung tritt der Stoff als Kontrazeptivum, da es wegen der Ähnlichkeit mit Testosteron zu entsprechenden Nebenwirkungen kommt.
2.2 Chemische Zusammensetzung und biologischer Aspekt
THG wird durch die Manipulation von Gestrinon erzeugt. Das ist chemisch gesehen ein synthetisches Derivat des Steroids 19-Nortestosteron. Ein Derivat ist ein abgeleiteter Stoff mit ähnlicher Struktur. Es hemmt als Hypophyseninhibitor vor allem die Gonadotropinfreisetzung von FSH (Follikelstimulierendes Hormon), auch Follitropin genannt und von LH (Luteinisierendes Hormon), auch Lutropin genannt. Gonadotropine sind Sexualhormone, was ersichtlich ist, da das FSH ein Glykoprotein und Sexualhormon ist, das beim Menschen in der Denohypophyse (Vorderlappen der Hirnanhangsdrüse) gebildet wird. Bei der Frau führt es zum Eizellenwachstum und beim Mann zur Spermienbildung. Das LH ist ein Hormon, welches die Fortpflanzung regelt, das heißt Spermienreifung beim Mann und Eisprung bei der Frau.
2.3 Funktion für den Menschen
Am fünften Juli 2008 hat ein anonymer Wettkampf-Bodybuilder aus dem Amateurbereich einen Eigenversuch mit THG gestartet und über die Fakten berichtet. Ohne über die Dosierung bescheid zu wissen lag, nahm der Tester 60mg Tetrahydrogestrinon in Abschnitten von je zwei Tagen zu sich. Parallel dazu verwendete der Sportler Steroide, namens Testosteron Enantat, 500mg alle fünf Tage. Zeitpunkt der ersten und einzigen Aufzeichnungen ist zwei Wochen nach der Injektion. Der Versuchsteilnehmer berichtete, dass THG wahrscheinlich keine Speicherung von Wasser im Gewebe und Muskel anregt, da es zu keiner Veränderung des Körpergewichts führte. Die Kraftleistungen erhöhten sich. Er spricht von einem Kraftgewinn von circa zehn Prozent seit Beginn der Kur. Am meisten beeindruckte ihn jedoch der erhöhte Pump-Effekt. Dieser war noch Stunden nach dem Training zugegen, was er vorher noch nie erlebt hatte.
Durch die Zunahme von THG hatte der Athlet merklich an Körperfett verloren, er beschreibt den Effekt als größer als mit dem Dopingmittel Trenbolon! Bemerkte Nebenwirkungen aus der Sicht der Bodybuilders während der Testphase waren lediglich eine erhöhte Schweißproduktion. Dieses Beispiel zeigt sehr gut wie blind manche Sportler in ihrem Trainingswahn sind. Die fatalen und langfristigen Nebenwirkungen werden erst gar nicht erkannt und als für wahr befunden. Das erste Fazit des Amateurs lautet: Tetrahydrogestrinon scheint ein perfektes Wettkampf-Steroid zu sein, welches Trenbolon deutlich übersteigt und darüber hinaus gute fettverbrennende Eigenschaften aufweist. Die wahren Nebenwirkungen von THG sind noch nicht komplett erforscht, aber bisherige Untersuchungen zeigen die verheerenden Auswirkungen von THG auf den menschlichen Organismus. Fakt ist jedoch, dass es mit Gestrinon vergleichbar ist und eine niedrigere anabole Wirkung hat, wodurch die androgene Wirkung überwiegt (also die Wirkung auf die Geschlechtsorgane). Der Anti-Doping-Experte Prof. Wilhelm Schänzer ist von der muskelaufbauenden Wirkung von THG überzeugt. Die Sportler erzielen bessere Kraftwerte, da die Eiweißsynthese in der Muskulatur stimuliert wird, deshalb wird es auch von Athleten eingesetzt die ein bestimmtes Maß an Kraft benötigen, wie z.B. Schwimmer, Gewichtheber und Leichtathleten. Die bereits bewiesenen Nebenwirkungen sind Leberschäden, Haarausfall und Akne. Wegen der oben erklärten Sexualhormone kann es passieren, dass Frauen vermännlichen, d.h. sie bekommen Bartwuchs, eine tiefere Stimmlage, eine maskulinere Figur und zum Beispiel vermehrte Beinbehaarung. Im Gegensatz dazu können sich Männer femininer entwickeln, ein Beispiel hierfür ist Gynäkomastie. Darunter versteht man das Wachstum der Brüste beim Mann. Bei beiden Geschlechtern spricht man von einem Libidoverlust, das heißt der Sexualtrieb wird gesenkt. Die Aggressivität der einzelnen Konsumenten wird gesteigert, das Immunsystem dauerhaft geschwächt und die Sportler müssen übermäßig viel schwitzen. THG zeigt seine Auswirkungen auch in Form von Schlafstörungen und Blut im Urin. Wie man sieht, hat die Einnahme von Tetrahydrogestrinon fatale Folgen, auch wenn die Sportler sich dessen nicht bewusst sind und anfangs keine Nebenwirkungen bemerken.
3. Gruppe der anabol androgenen Steroidhormone
Verglichen wird Tetrahydrogestrinon oft mit den anabol androgenen Steroidhormonen. Als anabole Wirkstoffe zählen Steroidhormone, auch genannt Anabolika und andere anabole Wirkstoffe. Stoffe aus der Gruppe der anabolen Wirkstoffe werden von Athleten oft in der Trainingsphase verwendet, um durch ihre anabolen Wirkungen einen schnelleren und stärkeren Muskelaufbau zu fördern. Daraus resultiert dann natürlich die erwünschte Verbesserung der sportlichen Leistungsfähigkeit.
Seit 1993 ist die Gruppe unterteilt in:
- Anabol androgene Steroidhormone (AAS)
- a) exogene AAS
- b) endogene AAS
- Andere anabole Substanzen
Bis 1993 waren die Stoffe vorher alle unter dem Begriff der anabolen Steroidhormone, kurz Anabolika, zusammengefasst. Erstmals verboten wurden die anabol androgenen Steroidhormone 1976, seit diesem Zeitpunkt greifen Sportler beim Doping am häufigsten zu Anabolika, wenn es um Doping geht. Nandrolon, Metandienon, Stanozolol und Metenolon zählen zu den am meisten missbräuchlich verwendeten synthetischen Anabolika. Die Verwendung des männlichen, körpereigenen Steroidhormons Testosteron wurde 1984 verboten.
Die Wirkungen der anabol androgenen Steroide sind mit denen von Testosteron vergleichbar, da sich die Steroide lediglich durch Änderungen chemischer Funktionen am Steroidgrundgerüst strukturell vom Testosteron unterscheiden. Grundsätzlich fasst man die Wirkungen als anabole und androgene Wirkungen zusammen. Die anabole Wirkung bezieht sich auf den Eiweißstoffwechsel und ist von den Anwendern erwünscht. Der Eiweißaufbau in der Muskulatur wird gesteigert und das Körperfett nimmt im Gegenzug dazu ab. Dies ist jedoch nur möglich, wenn gleichzeitig ein intensives Muskeltraining stattfindet. Ein weiterer positiver Effekt ist die erhöhte Regenerationsfähigkeit die durch anabole Steroide hervorgerufen wird, wodurch häufigeres Training mit weniger Pausen möglich ist. Die androgene Wirkung ist meist ein unerwünschter Nebeneffekt, welcher sich durch den Einfluss der künstlichen Hormone auf die äußeren und inneren Geschlechtsmerkmale wiederspiegelt.
Trotz jahrelanger Forschung ist es bisher nicht gelungen die androgene Komponente komplett zu unterdrücken. Alle substanzaufbauenden Prozesse im Körper werden von den anabol androgenen Steroidhormonen gefördert. Für den Sportler ist der wichtigste Effekt hierbei die Förderung der Proteinsynthese in den Muskelzellen.
4. THG als Designersteroid
Für die Mitarbeiter eines Labors ist die Herstellung neuer, bisher unbekannter Steroide relativ einfach. Hierfür müssen lediglich verschiedene Syntheseschritte mit bekannten anabol androgenen Steroiden durchgeführt werden. Jede Urinprobe wird in dem dafür vorgesehenen Laboratorium mittels Screeningmethoden auf ihre Substanzklasse untersucht. Bei den anabol androgenen Substanzen besteht eine Screeningmethode aus zwei Schritten. Hierbei wird eine Kombination aus einer chromatographischen Methode zur erstmaligen Auftrennung des Substanzgemisches und eine Massenspektroskopie angewendet. Die chromatische Methode wird in der Regel in Form einer Gaschromatographie ausgeführt. Mithilfe der Massenspektroskopie werden die aufgetrennten Substanzen identifiziert. Das Problem bei der Untersuchung solcher Urinproben auf Designersteroide ist die Ähnlichkeit des neuen Dopingmittels mit der Grundsubstanz. Die Wirkungsweise ist bei beiden Stoffen ähnlich oder wurde sogar noch verbessert, aber die Analysecomputer waren noch nicht auf Tetrahydrogengestrinon eingestellt und konnten das Mittel mit den bisherigen Screeningmethoden nicht entdecken. Wegen der leichten Herstellung von AAS kann befürchtet werden, dass derartige Substanzen in Laboratorien auf der ganzen Welt gezielt für den Schwarzmarkt oder Bodybuilding-Bereich hergestellt werden. Über das Internet können Athleten sogar Firmen suchen, welche eigens synthetisierte Steroide in großen Mengen anbieten. Der Grund warum Tetrahydrogestrinon unter die Kategorie der Designersteroide fällt liegt nun auf der Hand. Es wurde hergestellt, um unentdeckt zu bleiben und speziell für die Verwendung als Dopingmittel im Sport produziert.
Die deutsche Zeitschrift für Sportmedizin schreibt, dass durch das American College of Sports Medicine (ACSM) in einem Informationsblatt vom 24.10.2003 der Einsatz und die Entwicklung der neuen, sogenannten „Designersteroide“ stark kritisiert wurde. Das ACSM sieht die verschleierte Entwicklung zur Umgehung von Dopingnachweisen chemischer Substanzen wie Tetrahydrogestrinon als stark gesundheitsgefährdend und einen schwerwiegenden Verstoß gegen den Fairplay Gedanken im Sport. Jeder Versuch einer Verschleierung der Anwendung spezieller Dopingmittel oder die getarnte Entwicklung solcher Mittel setzt Amateure, Sportler und Profis einem unberechenbar hohem Risiko aus. Dies wird vor allem wegen der gravierenden Gesundheitsrisiken behauptet, die bei dem Gebrauch von anabolen Steroiden auftreten. Auch wenn die Gesundheitsrisiken von Designersteroiden bisher teilweise unentdeckt sind, stehen schwerwiegende gesundheitliche Schäden fest und ähnliche unbekannte Symptome sind zu erwarten.
Ein weiteres Problem im Kampf gegen Doping ist die leichte Verfügbarkeit der Stoffe. Durch Doping versuchen viele Breitensportler an die Leistungen von Spitzensportlern anzugrenzen oder gar einen Sieg gegen die Profis zu erzielen. Jedoch reichen die Leistungen meistens nicht einmal, um vom hinteren in das vordere Mittelfeld zu gelangen. Diese Hobbyathleten lassen sich bei Ärzten teilweise gegen Geld Rezepte ausstellen, oder bestellen ihre Dopingmittel im Internet und auf dem Schwarzmarkt. Amateurbodybuilder und Fitnessstudiobesucher versuchen so ihre Leistung schnellstmöglich zu steigern, ohne sich Gedanken über die fatalen Nebenwirkungen zu machen. In einigen Fitnessstudios werden von unverantwortlichen Mitarbeitern Anabolikaprodukte vertrieben.
Nationale Anti-Doping-Agenturen betonen vor diesem Hintergrund die große Bedeutung von sauberen Athleten und Spitzensportlern als Vorbildfunktion. Auch wichtig sei die gewissenhafte Arbeit der Betreuer, Trainer, Ärzte und Eltern, durch die man ständig vor der Dopingfalle gewarnt werden solle. Eine große Gefahr neben den neu entwickelten Substanzen liegt auch in der Verlagerung dieser Dopingproblematik in untere Ligen, hier sind auch Nachwuchs und Breitensportler betroffen. In vielen Ländern wird der Kampf gegen Doping in Form von der Weiterentwicklung der Nachweisverfahren und den engmaschigeren Kontrollen durchgeführt.
5. Dopingkontrollen
Dopingkontrollen gibt es bei allen großen Wettkämpfen, im Training oder in Trainingslagern. Sie werden zum Beispiel von der Nationalen Anti Doping Agentur organisiert oder von Firmen die durch die NADA beauftragt wurden, durchgeführt. Von den durch die NADA ausgewählten Athleten nimmt das Unternehmen Proben und versendet diese. Deutschlandweit sind im Moment ungefähr 80 Kontrolleure tätig. Die Analyse der Proben findet im Institut für Dopinganalytik und Sportbiochemie Dresden in Kreischa und im Institut für Biochemie an der Sporthochschule in Köln statt. Beide Laboratorien stellen eine große Bedeutung im Kampf gegen Doping da und sind von der WADA akkreditierte Einrichtungen.
Die Einhaltung des Dopingverbots hat im Sport einen hohen Stellenwert. Die Kontrollen dienen zur Überwachung der Einhaltung des Dopingverbots und dem Schutz der Gesundheit der Athleten, welche durch die Einnahme von verbotenen Substanzen geschädigt werden kann.
Alle Leistungssportler sind durch die Teilnahme an einem Wettkampf vertraglich gegenüber dem nationalen Fachverband verpflichtet, die Dopingregelungen zu befolgen. Bei den olympischen Spielen wird der sogenannte „Medical-Code“ gefordert. Die Anerkennung der Dopingregelung ist Voraussetzung für die Teilnahme am Wettkampfsport und rechtsverbindlich.
Die Kontrollen werden in A- bis C-Kadern durchgeführt, des weiteren in C/D-Kadern ab Vollendung des vierzehnten Lebensjahres des Sportlers. Im Breitensport gibt es keine Durchführung von Kontrollen mit Sanktionen. Es gibt Wettkampfkontrollen (während des Events) und Kontrollen außerhalb des Wettkampfes, die sogenannten „on the spot“ Kontrollen. Außerhalb des Wettkampfes darf man Kontrollen zwischen sieben und dreiundzwanzig Uhr beziehungsweise bei zentralen Trainingsmaßnahmen zwischen sechs und vierundzwanzig Uhr durchführen. Dies geschieht während des Trainings, aber auch während der Arbeit oder zu Hause. Meistens werden Urinproben genommen, da Blutproben in Deutschland bisher nur auf freiwilliger Basis durchgeführt werden dürfen. Dies kann mit oder ohne Ankündigung geschehen.
6. Sportler als Beispiele für THG-Mißbrauch
Gegen verschiedene Athleten wurde 2003 wegen der Verwendung von Tetrahydrogestrinon ermittelt. Unter anderem soll Regina Jacobs THG verwendet haben. Die Amerikanerin lief als erste Frau Indoor-1500m in einer Zeit von weniger als vier Minuten. Auch angeklagt war der amerikanische Kugelstoßer Kevin Toth und der ebenso aus den USA stammende Hammerwerfer John McEwen. Weitere Betroffene waren der britische Leichtathlet Dwain Chambers und mehrfache Olympiasiegerin Marion Johnes. Dwain Chambers stellte als Schlussläufer mit seinen drei Kollegen einen Europarekord mit einer Zeit von 37,73 Sekunden beim Staffellauf auf. Im Oktober 2003 wurde der Läufer positiv auf THG getestet, daraufhin wurde er am 22. Februar 2004 für zwei Jahre vom britischen Leichtathletikverband gesperrt. Im Jahre 2002 wurde Chambers in München Europameister als er vor Francis Obikwelu im 100-m-Lauf gewann. Dieser Titel wurde ihm aufgrund seiner Dopingvergehen nachträglich aberkannt.
Marion Jones wurde 1997 beim 100-m-Lauf erstmals Weltmeisterin bei der WM in Griechenland. Das war ihr erster Auftritt auf internationaler Ebene. Die Medaillen der Olympischen Sommerspiele 2000 wurden vom Internationalen Olympischen Komitee annulliert und sie wurde nach ihrem Dopinggeständnis disqualifiziert. Hier belegte Jones jeweils im 100-m-Lauf, im 200-m-Lauf und der vier mal 400-Meter-Staffel den ersten Platz. Bei der Weltmeisterschaft 2001 in Edmonton gewann die Leichtathletin über 200m und vier mal 100-m Staffel die Goldmedaille. Über 100m wurde sie seit Jahren erstmals bei einem Event dieser Größenordnung geschlagen. Auch diese Leistungen wurden ihr vom IOC aberkannt. Marion Jones wurde am 23. November 2007 für zwei Jahre gesperrt. Auswirkende Kraft war der Leichtathletik-Weltverband IAAF. Zusätzlich wurden ihr alle Leistungen seit dem 01. September 2000 aberkannt. Der schwerste Schlag für die Sportlerin war die Rückzahlung der erlangten Einnahmen im Zusammenhang mit Veranstaltungen durch die IAAF von circa 700.000 Dollar. Laut Schätzungen betrug ihr Barvermögen daraufhin knappe 2000 Euro. Besonders hart traf sie auch das Gerichtsurteil, da Jones zweimal unter Eid geschworen hat, niemals Zugang zu THG gehabt zu haben. Am 11. Januar 2008 wurde Marion Jones zu 6 Monaten Gefängnisaufenthalt und 800 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt.
Eine weitere amerikanische Leichtathletin die 2003 wegen Doping mit THG verdächtigt wurde ist Kelli White. Im Jahr 2000 kehrte White vom College zurück und wurde von ihrem Ex-Trainer Remi Korchemny, dem Leiter der Bay Area Laboratory Co-Operative Victor Conte vorgestellt. Anfangs gab die Sportlerin an von Conte mit einem „Leinsamenöl“ versorgt zu werden. In Wahrheit handelte es sich hierbei um Tetrahydrogestrinon. Nach der Aufklärung des Sachverhalts, stellte die Läuferin die Einnahme der Tropfen ein. Mit der Saison 2002 begann für Kelli White auch die Wiedereinnahme von Dopingmitteln, dazu zählte THG, Erythropoetin und Modafinil. Diesen Regelverstoß gestand sie in einem Verhör. Nach ihrer gescheiterten Karriere hielt die ehemalige Weltmeisterin Vorträge über den Missbrauch von Dopingmitteln im Sport. An der James Logan High School unterrichtete White „track clinices“ während ihrer zweijährigen Sperre. Ihren Rücktritt vom Leistungssport gab sie im Mai 2006 bekannt.
Aus den Schicksalen der Sportler wird einmal wieder ersichtlich, dass sich der Gebrauch von Dopingmitteln wie THG in keiner Hinsicht rentiert. Die betroffenen Sportler haben teilweise ihr ganzes Vermögen verloren, mussten ihre Karriere beenden und Gefängnisstrafen absitzen. Trotz schlechter sportlicher Laufbahn ist Kelli White ein gutes Beispiel für den Versuch eines Neubeginns und vor allem der Einsicht. Aufklärung über und gegen Doping ist Hochleistungssportlerin, die durch ihr Schicksal gezeichnet wurde, hoch anzurechnen.
7. Situation in Deutschland
Im Jahr 2006 wurden laut Nationaler Anti-Doping-Agentur (NADA) insgesamt 8196 Dopingkontrollen an deutschen Leistungssportlern durchgeführt. Von diesen 8196 Untersuchungen bezogen sich 3679 auf Wettkampfkontrollen und 4517 auf Trainingskontrollen. 0,74% der Sportler wurden positiv getestet und von den Behörden sanktioniert, das sind 62 Fälle. Kritiker beteuern den finanziellen Aufwand, der sich in keinem Maß rechtfertigen lässt, da die Quote der positiven Analysen in keinem Verhältnis zu den Ausgaben stehe und die Durchführung nur wegen des Medieninteresses stattfand.
Es werden in etwa 1500 Kaderathleten bei nationalen und weltweiten Wettkämpfen auf den Verstoß durch die Verwendung verbotener Substanzen kontrolliert. Vor allem in den Ebenen unterhalb des Spitzensports ist die Dopingmentalität stärker ausgeprägt, da die Athleten wissen, es gibt keine Kontrollen. Der Grund hierfür ist, dass alle anderen Mitglieder des Deutschen Sportbundes, die ebenfalls an Wettkämpfen teilnehmen, nicht getestet werden. Trotz stichhaltiger Untersuchungen auf Dopingkonsum, wie zum Beispiel Anabolika in Deutschland und den Vereinigten Staaten akzeptiert die Sportführung diese Art der Dopingkontrollen.
Die Gesellschaft spiegelt sich mittlerweile im Sport wieder. In den neunziger Jahren haben ungefähr zehn Prozent der Jugendlichen bis 16 Jahre regelmäßig zu Designerdrogen und verbotenen Substanzen gegriffen, was durch Studien von Professor Hurrelmann belegt wurde. Obwohl Doping in Deutschland nicht als Straftat gilt, gilt es in der Öffentlichkeit als negativ aufgefasste Handlung. In den USA wird der Konsum und der Verkauf von Steroiden rechtlich mit dem harter Drogen gleichgesetzt! In Frankreich, Spanien und Italien gilt der Missbrauch von Doping und ähnlichem als Straftat und wird vom Gerichtshof mit hoheitlichen Maßnahmen geahndet. In Deutschland liegt nur dann ein Straftatbestand vor, wenn es sich um das Herausgeben, Verschieben oder die Anwendung von Medikamenten und Arzneimitteln bei anderen zu Dopingzwecken handelt. Im November 2007 wurden die Gesetze gegen den Dopingbesitz erweitert, welche nun besagen, dass man sich durch den Besitz einer nicht geringen Menge von Dopingsubstanzen zu Dopingzwecken am Menschen strafbar macht. Die Bestrafung fällt meist in Form von Geldstrafen oder einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren aus. Bei Abgabe oder Anwendung von Dopingmitteln zum leistungssteigernden Zweck im Sport an Personen im Alter von unter 18 Jahren werden Freiheitsstrafen bis zu zehn Jahren ausgesprochen. Als Körperverletzungsdelikt zählte der Missbrauch von Trainern an ihren Sportlern ohne das Wissen und die Zustimmung der Athleten. Die Verwendung von Aufputschmitteln im Sport mit Tieren, also Pferderennen oder derartiges, wird mit hohen Geldstrafen bis zu 25.000 Euro verurteilt. Die Förderung und Bekämpfung des Missbrauchs von Doping durch den Staat bei nichtstaatlichen Veranstaltungen wird oft stark kritisiert. Das Problem besteht auch darin, dass ungedopte und „sauber“ erbrachte Leistungen ausschlaggebend für den Marktwert der jeweiligen Sportart von hoher Bedeutung sind. Wegen dem wirtschaftlichen Anreiz ist die effektive Förderung der Maßnahmen gegen Doping für Verbände und Veranstalter sehr wichtig. Mithilfe des Staats wird die Chancengleichheit und der Schutz der Wettkämpfer enorm gesteigert.
8. Schluss - Fazit und Prävention
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Doping nicht nur den Sport, sondern auch die positiven durch den Sport vermittelten Grundwerte gefährdet. Es gibt so gut wie keinen anderen gesellschaftlichen Bereich, in dem Werte wie das Leistungsprinzip, das Prinzip der Chancengleichheit, der Grundsatz der Fairness und Toleranz so konsequent praktiziert, eingeübt und dargestellt werden. Deshalb sind die durch den Sport dargestellten Grundsätze und Werte in unserer Gesellschaft von elementarer Bedeutung. Der Sport verliert neben seinem Reiz auch seinen Sinn, wenn die Regeln nicht befolgt werden. Diese Regeln hat er sich selbst gegeben und durch sie wird der Sport zu einem unentbehrlichen Element in unserem heutigen Leben. Die Verwendung von Dopingmitteln widerspricht den eigentlichen Aspekten des Sports und bricht die Grundregeln. Hierbei handelt es sich nicht nur um Fairplay, sondern auch um die Gesundheit der Athleten. Sport hat zwar immer etwas mit einem Messen und Verbessern von Leistungen zutun, diese sollten aber nicht durch chemische Mittel und verbotene Methoden erzwungen werden. Sportler ist der, der Spass am Training und Wettkampf hat, nicht der, dessen Hintermänner die besten und unbekanntesten Hilfsmittel besitzen. Die besten Wettkampfteilnehmer sollten aus Sieger von Meisterschaften gehen und nicht jenige, die sich die größten gesundheitlichen Schäden zufügen. Durch die Kommerzialisierung und Professionalisierung des Sports ist eine erhöhte Dopinggefahr entstanden, da viele Karrieren und Existenzen von dem Gewinn im Wettbewerb abhängig sind.
Wichtig ist die konsequente Bekämpfung des Dopings im Spitzensport, da die Hochleistungssportler immer eine gewisse Vorbildfunktion besitzen und sich ihr Verhalten somit auf den Breiten- und Freizeitsport auswirkt. Zusätzlich sind die Auswirkungen auf den Jugendsport von hoher Bedeutung, da sich viele junge Athleten ein Beispiel an ihren Vorbildern nehmen. Einige jugendliche Sportler eifern ihren Vorbildern mit größtmöglichem Einsatz nach und imitieren deren Handlungen auch wenn sie falsch sind. Ärzte, Trainer und Eltern müssen sich an diesem Kampf gegen Doping beteiligen, da neben dem Erhalt des Sports weiterhin, um die Entwicklung der nachfolgenden Generation handelt. Tetrahydrogestrinon ist ein gutes Beispiel für die verheerenden Auswirkungen von Doping. Durch die Zusammenarbeit aller Bereiche und die konsequente Ausführung von Kontrollen soll Dopinggebrauch so gut wie möglich unterbunden werden. Natürlich ist es nie möglich einen hundert Prozent sauberen Sport zu gewähren, aber im Sinne der Gesellschaft und der Glaubwürdigkeit des Sports muss eine Prävention der Verwendung verbotener Substanzen und Methoden gewährleistet sein.
Die Verschleierung der Existenz von Dopingmitteln wie THG und die Entwicklung solcher Designersteroide ist in keinem Maße zu rechtfertigen. Tetrahydrogestrinon zeigte den Wissenschaftlern, den Sportlern und dem Rest der Gesellschaft wie leicht aktuelle Kontrollen umgangen werden können und welche Folgen eine Stagnation des Kampfs gegen Doping hätte. Die Sportler müssen sich dem Regelwerk des jeweiligen Fachverbandes unterwerfen. Sportpolitische Diskussionen haben ergeben, dass es nicht ausreicht sich auf die Intensivierung von Kontrollen zu konzentrieren, vielmehr muss der präventive Bereich gestärkt werden. Darunter versteht man eine hohe Motivation und Stärkung der Kompetenzen bzw. eine Erweiterung der Informationsquellen.
Wenn sich die Dopingmentalität erst einmal gefestigt hat, bleibt die Aufklärung weitgehend wirkungslos. Fachorgane, die Athleten selbst, ihre Betreuer, Freunde und die Medien können für den nötigen Zusammenhalt sorgen, der zum Einhalten des Dopingverbots benötigt wird. Die ständige Weiterentwicklung des Personals, der Technik und vor allem die Erziehung entscheiden in diesem „Wettkampf“ über Sieg oder Niederlage.
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