Obwohl anabole Steroide gemeinhin als sichere Arzneimittel angesehen werden, hängt ihre Verwendung auch mit einer Vielzahl negativer Begleiterscheinungen kosmetischer, körperlicher und psychischer Art zusammen. Viele dieser Nebenwirkungen treten schon während der vorschriftsgemäßen Anwendung anaboler Steroide auf, wenn auch deren Auftreten bei Überdosierung dramatisch zunimmt.

Nahezu jeder Konsument anaboler Steroide – ob mit leistungssteigernder Intention oder mit der Absicht, optische Verbesserungen zu erreichen – wird unerwünschte Nebenwirkungen während der Anwendung feststellen. Zusätzlich dazu sind anabole Steroide in der Lage, sich auf körperinterne Vorgänge auszuwirken, was zunächst für den Anwender nicht feststellbar ist.

Im folgenden soll ein Überblick darüber gegeben werden, welche Kreisläufe, inneren Prozesse und Reaktionen durch die Anwendung anaboler Steroide betroffen sind.

Herz-Kreislauf-System

Die Anwendung anaboler bzw. androgener Steroide in überdosierter Form (und sogar in vorschriftsgemäßer Dosierung) kann eine Vielzahl negativer Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System nach sich ziehen.

Dies schlägt sich in mehreren Bereichen nieder; dazu zählt u.a. ein ungünstiger Anstieg an Cholesterin, eine Verdickung der Herzkammern, erhöhter Blutdruck und ein verändertes Reaktionsvermögen innerhalb des Gefäßsystems.

Vereinfacht ausgedrückt sind diese Präparate sehr sicher. Das Herzinfarktrisiko einer ansonsten gesunden Person während eines einzigen Steroid-Anwendungszyklus ist verschwindend gering, ebenso das Schlaganfallrisiko.

Bei längerer Anwendungsdauer jedoch steigt auch der Zeitraum, in dem sich unerwünschte Nebenwirkungen vervielfachen können. Ein vorzeitiger Tod durch Herzinfarkt oder Schlaganfall ist ein eindeutiges Risiko bei der Langzeiteinnahme von anabolen Steroiden. Um diese Risiken besser verstehen zu können, muss man sich die genaue Wirkungsweise von Steroiden auf das Herz- Kreislauf-System vor Augen führen.

Immunsystem

Das menschliche Immunsystem reagiert vor allem auf Sexualhormone. Daraus ergeben sich funktionale Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Frauen neigen zu einem aktiveren Immunsystem als Männer und sind eher resistent bezüglich bakterieller und anderer Infektionen.

Dazu ist das weibliche Immunsystem eher anfällig für Autoimmunerkrankungen, was sich u.a. auf das höhere Aktionslevel zurückführen lässt. Der tägliche Immunstatus unterliegt wiederum den hormonellen Schwankungen des Menstruationszyklus, was ebenfalls den starken Einfluß von Geschlechtshormonen beweist. Somit kann die geringfügig schwächere Abwehrstärke von Männern scheinbar auf das Testosteron zurückgeführt werden, das hier als immunsuppressives Hormon fungiert.

Androgene können daher das Immunsystem direkt verändern – entweder durch ihre Konversion in Östrogene oder durch die Veränderung des Glukokortikoid- Kreislaufs.

Anabole Steroide haben sowohl immunstimulatorische als auch immunsuppressive Aktivitäten in Tierversuchen gezeigt.

Aufgrund der Tatsache, dass diese Präparate das Immunsystem durch eine Vielzahl an Möglichkeiten beeinflussen können und dadurch, dass anabole Steroide eine facettenreiche Medikamentenklasse darstellen, hängen die Auswirkungen auf das Immunsystem immer von den jeweiligen Bedingungen ab.

Im therapeutischen Einsatz sind Veränderungen im Immunsystem üblicherweise zu vernachlässigen und führen zu keinen relevanten immunstimulatorischen oder immunsuppressiven Aktionen. Anabole Steroide wurden darüber hinaus bei vielen Patienten mit geschwächtem Immunsystem angewendet, so z.B. bei Muskelschwund in Verbindung mit einer HIV-Infektion, ohne dass dadurch eine relevante Änderung im Immunsystem oder der Tumormarker feststellbar wurde.

Die Anwendung von anabolen Steroiden in überdosierter Form kann die Funktion des Immunsystems leicht beeinträchtigen, indem die Abwehrkräfte des Anwenders in Bezug auf bestimmte Infektionen reduziert wird.

Anhand von Studien wurde nachgewiesen, dass Steroid-Konsumenten über niedrigere Serum-Konzentrationen der Immunglobuline G, M und A aufwiesen. Dies entsprach im Vergleich genau dem Status von immunsuppressierten Patienten.

Obwohl dies logischerweise eine höhere Infektionsgefahr für bestimmte Krankheiten bedeutet, konnte eine tatsächliche höhere Krankheitsrate der Steroid-Konsumenten im Verlauf nicht festgestellt werden. Aufgrund des sehr zufälligen Charakters von Krankheiten, wäre es allerdings auch schwierig, eine solche Verknüpfung ohne ausführliche Studien festzustellen.

Die erwähnten Nebenwirkungen sind meistens kurzfristiger Natur und normalisieren sich, sobald der vor der Steroid-Anwendung gegebene Hormonstatus wiederhergestellt ist. Trotzdem sollte jeder gewarnt sein vor dem Risiko geringerer Immunabwehr und erhöhter Infektionsgefahr während der Steroid- Anwendung.

Nieren / Renales System

Anabole Steroide werden im allgemeinen gut durch den Nierenkreislauf vertragen. Diese werden zwar zu großen Teilen durch die Nieren wieder ausgeschieden, dabei kommt es jedoch nicht zu relevanten toxischen Vorgängen. Tatsächlich gibt es eine Vielzahl an Fällen, in denen anabole Steroide als Begleittherapie bei Patienten eingesetzt werden, die eine eingeschränkte Nierenfunktion aufweisen. Konkretes Beispiel für den Einsatz ist dabei die Steigerung der Produktion roter Blutkörperchen bei Patienten mit Anämie (Blutarmut) in Verbindung mit verschiedenen Nierenerkrankungen.

Darüberhinaus werden anabole Steroide als Aufbaupräparat für fettfreie Körpermasse genutzt und zur Behandlung von Hypogonadismus (Funktionsstörung der Hoden) bei Dialyse-Patienten. Obwohl bei derartigen Fallkonstellationen Vorsicht geboten ist, ist die Therapie unter Anwendung von anabolen Steroiden üblicherweise sehr sicher.

Dementspechend ist die kurzfristige Anwendung von anabolen / androgenen Steroiden unter dem Gesichtspunkt der Nierentoxizität als sicher einzustufen.

Es gibt selten Berichte von schweren Nierenschädigungen in Verbindung mit Steroidgebrauch. Zum Beispiel gab es vereinzelte Fälle von Wilms-Tumoren (Nephroblastom), was üblicherweise eine selten Nierenkrebsart bei Kindern ist. Das Auftreten einer solchen Erkrankung bei erwachsenen Steroid-Benutzern ist auffällig; es fehlt jedoch die schlüssige Beweisführung, dass anabole Steroide die alleinige Ursache für die Erkrankung waren.

Ebenso gibt es vereinzelt Fälle von Nierenzellkarzinomen bei Steroidbenutzern. Da dieses jedoch die häufigste Form von Nierenkrebs generell darstellt, sind hier schlüssige Beweise ebenfalls nur schwer aufzuzeigen. Zusätzlich gibt es Fallberichte von kombiniertem Leber- und Nierenversagen bei Steroidbenutzern. In diesen Fällen folgte das Nierenversagen jedoch im Anschluß an eine durch Steroidgebrauch hervorgerufene Lebervergiftung bzw. Gallenstauung.

Der status-quo der Nieren sollte für Langzeitanwender anaboler Steroide stets von Interesse sein – ob Bodybuilder oder Kraftsportler allgemein. Exzessives Ausdauertraining z.B. kann stets zu einer Belastung des renalen Systems führen.

Es gibt sehr vereinzelte Berichte über schwere Fälle von Rhabdomyolyse (Auflösung der quergestreiften Muskulatur) bei Bodybuildern – sowohl mit als auch ohne Gebrauch anaboler Steroide.

Rhabdomyolyse bedingt extreme Schädigungen der Muskulatur, durch die Myoglobin und andere Nephrotoxine in den Blutkreislauf gelangen. Bei Komplikationen kann dies zu Nierenschädigungen führen und in Extremfällen sogar zu Nierenversagen.

Der Gebrauch von Steroiden kann darüber hinaus auch zu Bluthochdruck führen – und dieser wiederum zu Nierenschädigungen. Obwohl anabole Steroide im allgemeinen nicht als direkt nierenschädigend eingestuft werden, können sie zu einem Lebensstil und einer langfristigen Stoffwechselveränderung beitragen, die durch extremes Training, erhöhte tägliche Eiweißzufuhr und erhöhten Blutdruck gekennzeichnet sind. Im Verlauf kann sich dies negativ auf die Nieren auswirken. Daher ist eine regelmäßige Kontrolle diesbezüglich angezeigt.

Leber / Hepatisches System

Viele orale anabole Steroide (oder injizierbare Formen oraler Steroide) sind toxisch für die Leber (hepatotoxisch). Diese Stoffe können bei Mißbrauch in jedem Fall schwere und u.U. auch lebensbedrohliche Schäden anrichten, manchmal sogar schon bei vorschriftsgemäßer Anwendung. Dies ist insbesondere bei folgenden Produkten der Fall (wenn auch nicht nur auf diese beschränkt): Fluoxymesteron (Handelsname: u.a. Halotestin), Methandrostenolon (Handelsname: u.a. Dianabol), Methylandrostenediol (Handelsname: u.a. Methandriol), Methyltestosteron, Norethanandrolon (Handelsname: u.a. Nilevar), Oxymetholon (Handelsname: u.a. Anadrol) und Stanozolol (Handelsname: u.a. Winstrol).

Eine Belastung für die Leber, nachgewiesen durch eine erhöhte Anzahl an Leberenzymen, wurde ebenso aufgezeigt bei anderen injizierbaren Steroiden wie z.B. Nandrolone Decanoate und Testosteron Enanthate, hier allerdings in sehr seltenen Fällen. Diese Steroide werden üblicherweise nicht mit schweren Leberschäden in Verbindung gebracht und werden im allgemeinen als nicht lebertoxisch angesehen.

Die genaue Wirkungsweise einer durch alkylierte anabole / androgene Steroide hervorgerufenen Lebervergiftung ist bis jetzt nicht genau erklärbar, aber es wird gemeinhin angenommen, dass sich eine derartige Veränderung zum großen Teil auf die natürliche Verstoffwechselung von Androgenen durch die Leber zurückführen lässt. Die Leber verfügt über eine hohe Konzentration an Androgenrezeptoren und reagiert mit eben genau diesen Hormonen. Durch natürliche Androgene wie Testosteron und Dihydrotestosteron wird jedoch nur ein mittleres Aktionslevel durch die Leber zugelassen, was sich wiederum durch deren hohe Effizienz bei der Verstoffwechselung von Steroiden erklären lässt.

Da die Leber jedoch nicht in der Lage ist, alkylierte Steroide einfach zu deaktivieren, wird bei deren Benutzung ein sehr viel höheres Aktionslevel in Bezug auf die Verstoffwechselung androgener Steroide erreicht. Die Steroidkonzentration in der Leber ist nach oraler Verabreichung ebenfalls extrem hoch, da der Verdauungstrakt das Präparat direkt zur Leber transportiert, bevor es den Blutkreislauf erreicht.

Die Tatsache, dass das potenteste Steroid, was jemals menschliche Verwendung erfahren hat, ebenso auch das leberschädlichste Steroid ist, stützt die Gleichung androgene Wirkung = Lebertoxizität. Eine Lebervergiftung lässt sich üblicherweise frühzeitig durch den Nachweis von Leberwerten im Rahmen eines Blutbildes feststellen, bevor sich körperliche Symptome oder Funktionsstörungen entwickeln können.

Die bei weitem häufigste Form einer Funktionsstörung der Leber, die sich auf die Einnahme oraler anaboler / androgener Steroide zurückführen lässt, ist die Cholestase (Gallenstauung). Diese bezeichnet den Rückstau von Gallenflüssigkeit, meistens verursacht durch Behinderung der intrahepatischen Gallengänge (d.h. in der Leber gelegene Gallengänge). Die Cholestase bewirkt eine Zunahme der Gallensäuren und Bilirubin in der Leber und im Blut, da diese nicht mehr durch den Verdauungstrakt ausgeschieden werden können. Ebenfalls kann eine akute Leberentzündung (Hepatitis) die Folge sein. Leitsymptome der Cholestase sind Appetitlosigkeit, Unwohlsein, Übelkeit & Erbrechen, Schmerzen im oberen Bauchbereich und Juckreiz. Der Stuhl kann sich lehmfarben verändern (tonig, fettglänzend grauweiß, entfärbt) durch die verminderte Ausscheidung von Gallenflüssigkeit und der Urin kann sich bernsteingelb einfärben. Es kann zu einer Gelbsucht kommen mit ausgeprägter Symptomatik wie gelber Haut-, Augen- und Schleimhautfärbung aufgrund des hohen Bilirubinvorkommens innerhalb des Blutkreislaufs (Ikterus).

Akne

Androgene stimulieren die Talgdrüsen der Haut zur Absonderung von Sebum, einer öligen Substanz bestehend aus Fett und den Überresten toter Fettzellen. Eine übermäßige Stimulierung – wie z.B. beim Steroid-Mißbrauch – kann eine erhebliche Größenzunahme der Talgdrüsen bewirken.

Diese Talgdrüsen befinden sich am Epithel der Haaranlagen in allen Bereichen der Haut, wo sich auch Haare finden. Wird der Androgenspiegel zu hoch, werden die Talgdrüsen zur Überaktivität angeregt, die Haarfollikel verstopfen mit Talg und den Resten abgestorbener Zellen, was wiederum in dem Auftreten von Akne resultiert.

Akne vulgaris (oder einfach Akne) lässt sich sehr häufig bei Steroidbenutzern feststellen, besonders wenn die Präparate in Überdosierung konsumiert werden. Dies beinhaltet häufig Aknewunden im Gesicht, Rücken, Schultern und / oder Brust.

Eine leichte Akne lässt sich normalerweise mit modernen nicht-rezeptpflichtigen Aknemedikamenten und einem strengen Hautreinigungsprogramm, das überschüssiges Öl und Schmutz entfernt, behandeln. Schwerere Formen wie z.B. Akne conglobata (Entzündungen sind tiefgreifend und mit Knoten- und Fistelbildung verbunden) oder Akne fulminans (höchst entzündliche Akne mit Knochen-, Gelenk- und Muskelbeteiligung), die sich bei empfindlichen Menschen durchaus entwickeln können, bedürfen der Einschaltung medizinischer Behandlungen, was normalerweise eine Behandlung mit Isotretinoin (Handelsname: Accutane) beinhaltet.

Moderne Präparate mit antiandrogener Wirkung werden ebenfalls auf ihre Wirkung bei schwerer Akne hin untersucht und zeigen bereits vielversprechende Ansätze.

Die Akne verschwindet üblicherweise mit Beendigung des Steroid-Gebrauchs, wenn auch die Überproduktion von Sebum / Talg so lange anhalten kann, bis die Talgdrüsen ausreichend Zeit hatten, wieder auf Normalgröße zu schrumpfen. Schwerere Verlaufsformen können bleibende Narben verursachen.

Haarausfall

Anabole Steroide sind in der Lage, den typisch männlichen Haarausfall (alopecia androgenetica / androgenetischer Haarausfall) zu unterstützen bzw. dazu beizutragen.

Diese Störung wird vor allem durch eine fortschreitende Verkleinerung der Haarfollikel bewirkt und durch eine verkürzte Wachstumsphase (Anagenphase) der Haare, die sich direkt auf den Einfluss androgener Steroide zurückführen lassen. Das unter diesen Bedingungen „produzierte“ Haare wird zunehmend dünner und weniger deckend. Typischerweise folgt die Glatzenbildung bei Männern einem bestimmten Muster: Dieses beinhaltet zunächst einen Rückgang der Haarlinie am Vorderkopf (sog. „Geheimratsecken“ bzw. Stirnglatze) und an den Schläfen, da in diesen Bereichen die Konzentration an Androgenrezeptoren besonders hoch ist. Bei androgenetischem Haarausfall sind in der überwiegenden Mehrzahl die Schläfen und der Kopfkreis betroffen.

Es gibt bisher keine Studien, die sich mit diesem Thema in Verbindung mit Steroid-Mißbrauch beschäftigen. Amüsanterweise sind gerade die Personen mit auffälligem androgenetischem Haarausfall diejenigen, die auch am meisten anfällig sind für die o.g. Nebenwirkungen anaboler Steroide. Bei den meisten dieser Personen beschleunigt sich der Haarausfall signifikant während der Steroid-Einnahme.

Andererseits lassen sich diese Nebenwirkungen weniger deutlich feststellen bei Personen, die noch keine Glatzenbildung bzw. Haarausfall vor der Steroid- Anwendung aufwiesen. Einige haben sogar nach mehrjährigem Steroid-Mißbrauch keine sichtbaren Schäden in der erwähnten Form aufgewiesen, so dass davon auszugehen ist, dass es für diese Funktionsstörung mehr bedarf als lokal erhöhte Werte androgener Hormone.

Dennoch: Androgene spielen eine Rolle im Verlauf des androgenetischen Haarausfalls bei all denjenigen, die genetisch bereits eine dementsprechende Disposition aufweisen. Dementsprechend kann der Gebrauch von Steroiden mit den ersten sichtbaren Anzeichen derselben zusammentreffen. Es bleibt aber weiterhin unklar, ob der Steroidmißbrauch direkt eine Glatzenbildung auslösen kann bei einer Person, die diesbezüglich nicht genetisch vorprogrammiert ist.

Kleinwuchs

Anabole / androgene Steroide können das Längenwachstum des Körpers blockieren, wenn sie vor dem Erreichen der körperlichen Reife eingenommen werden. Paradoxerweise hemmen sie aber gerade durch ihren anabolen Effekt die Kalzium- Einlagerung in die Knochen und fördern so wiederum deren Längenwachstum.

Eine ganze Reihe an Steroid-Behandlungen konnte kleinwüchsigen Kindern helfen, eine bessere Wachstumsrate zu erlangen. Gleichzeitig führt jedoch der Gebrauch anaboler / androgener Steroide zu einer vorzeitigen Schließung der Wachstumsfugen, was ein reduziertes Längenwachstum nach sich zieht.

Es gibt eine Fallhäufung von auffälligem Kleinwuchs bei jungen Athleten, die zuvor anabole / androgene Steroide eingenommen hatten. Natürlich hängt der Ausgang einer Steroidanwendung immer von der verwendeten Substanz ab sowie vom Alter des Benutzers; von der Einnahmedauer und von der sonstigen körperlichen Reaktionsfreudigkeit des Benutzers. Obwohl Androgene, Östrogene und Glukokortikoide gleichermaßen von Natur aus an der Knochenreifung beteiligt sind, wird eigentlich das Östrogen als Hauptbeteiligter in Bezug auf das Längenwachstum bei Männern UND Frauen angesehen.

Wasser- und Salzeinlagerungen

Anabole / androgene Steroide können die Menge an eingelagertem bzw. gespeichertem Wasser und Salz im Körper erheblich vergrößern, sowohl intra- als auch extrazellulär.

Intrazellularflüssigkeit ist die Flüssigkeit innerhalb einer Zelle. Diese vergrößert nicht den Proteingehalt der Muskeln, sondern sie vergrößert die Muskelzelle an sich und wird meistens bei der Berechnung und der Darstellung von fettfreier Körpermasse miteinbezogen.

Extrazellulärflüssigkeit wird sowohl im gesamten Kreislaufsystem als auch in diversen Gewebeschichten des Körpers (Zellzwischenräume) als sog. Interstitialflüssigkeit. Eine Zunahme der Interstitialflüssigkeit fällt optisch sowohl positiv als auch negativ ins Gewicht. In extremen Fällen kann dies ein sehr aufgeschwemmtes optisches Erscheinungsbild hervorrufen (peripheres Ödem) mit Schwellungen an Händen, Armen, Körper und Gesicht. Dadurch reduziert sich die optische Sichtbarkeit der Muskulatur erheblich.

Ebenso bewirken erhöhte Wassereinlagerungen Bluthochdruck und – damit direkt verbunden – Belastungen des Herz-/Kreislaufsystems und des gesamten Nierenkreislaufs. Östrogen gilt hier als regulierende Substanz bei Männern und Frauen.

Stimmstörungen

Obwohl weitaus seltener als dies bei Frauen auftritt, können anabole / androgene Steroide auch bei Männern Stimmveränderungen hervorrufen, besonders häufig wird dabei die Stimme tiefer.

Stimmstörungen kommen üblicherweise dann vor, wenn anabole / androgene Steroide während der Pubertät verabreicht werden, da die tiefere Stimme zu dem Zeitpunkt noch nicht unter androgener Beteiligung entwickelt ist. In diesen Fällen kann ein Steroid-Gebrauch ein zunehmendes Tieferwerden der Stimmfarbe bewirken und bei sehr jungen Patienten pubertäre Stimmveränderungen (Stimmbruch) auslösen.

Bei erwachsenen Steroidbenutzern sind Stimmstörungen sehr viel weniger, wenn nicht gar selten, anzutreffen. Obwohl sich ein leichtes Tieferwerden der Stimme während der Steroid-Einnahme in einigen Fällen feststellen lässt, sind Berichte über wirklich signifikante Stimmstörungen bei erwachsenen Männern sehr selten. Es gibt darüber hinaus vereinzelte Berichte eines Stridors (krankhafte Atemgeräusche) und Heiserkeit in Verbindung mit der Benutzung anaboler / androgener Steroide. In diesen Fällen gab es aber jeweils auch immer einen zeitgleich bestehenden Nikotinmissbrauch, so dass sich der isolierte Einfluß der Steroide nur schwer ausmachen lässt.

Allgemein lässt sich feststellen, dass die Stimmbildung mit der Adoleszenz stabil und abgeschlossen ist. Lässt man wirklich sehr geringe Reduzierungen der Tonhöhe außer Betracht, sind diesbezügliche Nebenwirkungen von anabolen / androgenen Steroide nicht anzunehmen.

Gynäkomastie

Anabole Steroide mit deutlicher östrogener oder progestativer Wirkung können direkt Gynäkomastie auslösen (Vergrößerung der Brustdrüsen bei Männern). Diese Störung ist besonders gekennzeichnet durch ein übermäßiges Wachstum des Drüsengewebes bei Männern, was sich auf ein gestörtes Verhältnis von männlichen und weiblichen Geschlechtshormonen in der Brust zurückführen lässt.

Östrogen ist die ausschlaggebende Substanz beim Brustwachstum und funktioniert über Rezeptoren in der Brust. Androgene demgegenüber hindern genau dieses Brustwachstum. Ein hoher Androgenlevel und ein niedriger Östrogenlevel verhindert normalerweise ein Wachstum von Brustgewebe bei Männern, aber angesichts anderer hormoneller Rahmenbedingungen ist genau das möglich.

Gynäkomastie wird von den meisten Steroid-Benutzern als optisch störender Effekt wahrgenommen. In extremen Fällen kann die Brust sogar sehr weibliche Formen annehmen, die sich sogar mit weiter Kleidung nur schwer verstecken lassen.

Obwohl Gynäkomastie als sehr häufige Nebenwirkung eines Steroid-Gebrauchs gilt und sich eindeutig auf diesen Gebrauch zurückführen lässt, lässt sie sich genauso einfach auch vermeiden. Eine sorgfältige Auswahl der Steroide und eine vernünftige Dosierung sind üblicherweise als die effektivste und zuverlässigste Methode, um die Entstehung einer Gynäkomastie zu verhindern. Viele Steroid- Benutzer nehmen oft sogar östrogenhemmende bzw. –blockende Präparate, die ebenso dem Ansteigen des Östrogenspiegels entgegenwirken können.

Hierzu zählt vor allem der Östrogenblocker Tamoxifen bzw. ein Aromatasehemmer wie z.B. Anastrozol.

Nach der Beendigung der Steroid-Anwendung ist ein nachträgliches Wiederherstellungsprogramm (was idR. eine mehrwöchige Einnahme antiöstrogener Präparate beinhaltet) normalerweise anzuraten, da Gynäkomastie in einigen Fällen erst durch die hormonelle Ungleichgewichtung nach einer Steroid-Anwendung zum Tragen kommt.