Egal wie oft man die 100m läuft, die Beinpresse drückt und sich an Schlaf- und Ernährungsregeln hält, die 100m-Elite schlägt man nur, wenn man sich an die selben Spielregeln hält, wie Jene. Andersherum macht es auch wenig Sinn, denn es bedeutet im Umkehrschluss, dass wenn jene so geschlagen werden könnten, sie sich unnötig dieses Risikos aussetzen würden, nur um eine annähernd gute Leistung einzufahren.
Kurzum, wer die Weltelite schlagen will, muss tun, was sie tun, einen kleinen Tick besser, doch der Grundtenor bleibt derselbe.
So wie bei den Kollegen in der Leistungsebene, so hat Doping auch im Hobbysport Einzug gefunden und zwar seit meheren Dekaden schon… Es unterstützt unter anderem die Hoffnung, in der Welt der großen mitzuspielen und vielleicht sogar an ihre Pforte zu klopfen und ggfs neben ihnen zu stehen auf der Bühne.
Alles, was sich hier wiederfindet ist meine persönliche Meinung basierend auf Erfahrungen, die ich gemacht habe und gemessen an Dingen, die ich in dieser Welt sah und Situationen, die ich erlebt habe. Es ist nicht abschließend. Wie heißt es so schön, jeder ist anders. Vorweg stellen möchte ich, dass sich dieses Thema an den kritischen User richtet. Es wird keine Propaganda sein, die zum Medikamentenmissbrauch einlädt, es wird kein reines Mahnmal, um präventiv alles und jeden abzuschrecken, denn eines sei bereits gesagt, der Wunsch nach Leistungsverbesserung um so ziemlich jeden Preis ist alt, er schwelt und ist wie eine Saat, die regelmäßig Nährboden in unserer Gesellschaft findet.
Ich werde niemanden bewusst davon abhalten können, zu komplex sind die psychologischen Hintergründe, warum der Schritt gegangen wird und der dunkle Pfad betreten.
Ich habe einzig und allein den Anspruch aufzuzeigen, dass es sich nicht um ein Spiel handelt. Wir reden von der Realität und sie ist wie so oft eine harte Sohle.
Es kann gut gehen. Es gibt Menschen, die aufgrund von dem, was sie taten, sprich dem Doping, berühmt geworden sind, Geld verdient haben und alt geworden sind. Alles Dinge, die dafür sprechen, doch was nicht gezeigt wird, was unter den Tisch der Offensichtlichkeit ständig herunterfällt, ist wieviele Dinge schief gehen, wovor nicht gewarnt wird und wie viele Jungs und Mädels teilweise ganz böse verlieren.
Als pubertierender und dicklicher Junge war man diversen Spot ausgesetzt. Das andere Geschlecht verschmähte einen, das eigene machte sich nur all zu gern lustig. Man war in sich gekehrt. Man hatte es satt. Die Flucht in die modernen Medien zur Ablenkung sollte helfen, war aber keine Hilfe. Internet war noch nicht so verbreitet und für manch weniger gut zugänglich, doch die Filmindustrie zeigt einen Weg auf. Helden!
Muskulöse, alles abwehrende, niemals untergehende , selbstbewusste Männer, die vor Kraft nur so strotzten und allein durch ihren Anblick Aufsehen erregten und Anerkennung genossen. Denen ging es nicht so.
Wieso sahen Jene so aus?
Hochglanzmagazine verkauften eine wunderbare Version der Wahrheit. Schwarzenegger, Stallone, van Damme und wie sie alle hießen hatten einen gemeinsamen Nenner. Körperliches, hartes Training. Mehr erschließt sich einem jungen Mann erst einmal nicht. Inspiriert durch die Geschichte eines drittklassigen Boxers, der durch eisernen Willen den Durchbruch schafft, wurde trainiert, was das Eisen hergab. Im heimischen Keller, bewaffnet mit Hanteln aus zusammengeschraubten Schrott. Kalt und feucht war es da, doch man war sich sicher, die anderen nahmen die gleichen Strapazen auf sich. Wiederholung um Wiederholung Tag um Tag .Die am Kiosk erworbene Literatur wies den Weg. Doch schon bald wurde ersichtlich, dass trotz hartem Trainings und dem klaren Gewinn an Kraft, der eigene Körper nicht dem eines damals noch sehr jungen Cutlers glich und die eigene Arme noch sehr weit von den 50cm entfernt waren. Es hieß Informationen sammeln. Alles wurde aufgesogen. Der nächste logische Schritt auf der Evolutionsleiter war dann der Besuch eines Fitnessstudios. 5 Jahre waren vergangen und man betrat eine neue Welt. Muskelmänner zum Anfassen.
Das Training wurde auf den nächsten Level transportiert. Motivation waren nun vielmehr die Jungs hinter einem, denn sie gingen den gleichen Weg und hoben das gleiche Eisen. Sie klärten über die Fehler in der Ernährung auf, hielten den geist wach, sich auch mit neuen Theorien auseinanderzusetzen und sich an den besten zu orientieren.
Das Training nahm seinen Lauf.
Irgendwann dann stößt der Körper an seine Grenzen. adrette 90Kg, weniger adrette 90Kg und wieder weniger schöne 100Kg. Die Grenze schien erreicht. Man findet sich damit ab. Das Selbstbewusstsein war gestiegen. Man sah ja nicht schlecht aus, man fühlte sich wohl, man erzeugte Reaktionen. Job und Beziehung liefen. Alles Super.
Immer wieder verbale Spitzen anderer zwar, dass noch mehr drin sein, dass es nicht zu Ende sein muss. Doch der Job hätte dies sowieso nicht zugelassen, zu wichtig war ein eher athletisches Aussehen.
Dann die Unzufriedenheit mit dem Job, die Chance zur Weiterentwicklung fehlte, die Beziehung kurvte nur so dahin…Der Wechsel ins Studium…Viel Zeit, wenig Druck, den sollte man sich selber aufbauen. Dann die Präsentation des Fachs. Kurz: Alles blöd, fast deprimierend. Der einzige Halt: Der eigene Körper, das Training mit den Jungs…
Die dunkle Seite der Macht lockte immer mehr mit ihren Verführungen…
Informationen wurden wieder aufgesogen, in der vermeintlichen Sicherheit sich nun auszukennen. Erfahrungsberichte! Alles nicht so wild. Regeneration des Körpers. Und dann die regelmäßige Aufzählung aller erdenklichen Vorteile.
Auch hier die Kurzfassung: Das Medium Internet macht Vieles so einfach. Man kann es kaum erwarten, ist gespannt als bekäme man das Acer Netbook vom Postboten. Rückblickend eine falsche Freude. Doch der Weitblick war nicht mehr weit, man sah nur noch den möglich Erfolg, gestützt auf den Erzählungen und Empfehlungen anderer.
Ein kleiner Sprung!
Die ersten Tage der ersten Kur. Ein kurzes Ester. Der User hier wollte nicht 6-8 Wochen warten. Dann die Wirkung. Mental aufgewühlt. Der einstige Pazifismus gepaart mit einer gesunden Angst vor körperlichen Konfrontationen schwindet. Man fühlt sich zunehmend bärenstark. Die Gewichte. man weiss ja, was man bewältigen kann. Bisher gingen die 120Kg 4x… Probeiren wir es. 120Kg 7x… Der nächste Tag. Man wird herausgefordert. Es wird einem vorgerechnet, dass man mit dem Körpergewicht mehr machen müsse. Der Gegner ein 70Kg-Mann…die Leistung 100Kg 6x…Die eigenen Überlegung sonst hätte man darauf verwiesen, dass man bereits das Gestern Brust trainiert hätte. Der Muskelkater im Brustbereich ist schon leicht spürbar. Doch kneifen? Nein, Danke! Man ist geradezu aggressiv und lässt dies in einer Art von grausamer Überheblichkeit den anderen spüren., ohne zu zögern packt man die 132,5Kg drauf, man selbst wiegt 102Kg. Acht Wiederholungen. Man lässt sich die eigene Überraschung nicht anmerken, man lässt sich lieber feiern. Man badet nicht in Bescheidenheit sondern lässt den anderen spüren, wie viel besser man ist und bietet eine Wiederholung jederzeit an.
Das Internet hatte nicht gelogen. Jede Übung wird besser. Kraft, sie scheint einen permanent zu durchziehen. Man fühlt sich unaufhaltsam. Wer solle einem jetzt noch etwas anhaben. Vermeintlich Schwächere werden vertrieben. Und allem Voran die Lüge: Nein, man nimmt nichts, man hätte nur das Programm geändert und esse nun nach Plan und habe als Student genug Ruhepausen.
4 Wochen nach der ersten Injektion: 112Kg…Gerade mal drei Pickelchen. Ha, ich bin dafür gemacht. Die Aggressivität nimmt zu, doch man selbst merkt es nicht. Die besten Freunde werden herablassend behandelt. Ich bin der Beste- nach wie vor werden alle angelogen- die Freude auf den täglichen Schuss, Nahrung wird ganz anders verwertet und man wird praktisch jede Woche für´s Training belohnt. Man bedroht sogar Freunde, wird im Job abgemahnt wegen ungebührlichen Verhaltens.
Was soll das?
Die Erklärung
Alle haben sich verändert, die gönnen einem das bissel Erfolg nicht. Sollen sie doch kommen, ich brauche sie nicht. Die eigene Familie fragt immer wieder nach: Du machst doch nichts Verbotenes. Antwort- die Übung hat man ja, die Großen haben es ja vorgemacht in der Sportwelt- Nein, ich trainiere nur gut.
Am Ende 114Kg nach 16 Wochen. Keine Injektion mehr täglich…Die Kraft nimmt etwas über die Wochen ab, doch es bleibt noch ein gutes Stück. Gute Entscheidung! Blutbild. Alles O.K. soweit. Leberwerte noch im erhöhten Bereich, aber reversibel…
Na dann. ich bin gut, ich vertrage es. Doch etwas fehlt. Die Aggressivität im Training. Es wird bewusst, was man wem angetan hat. Oh Nein. Nu der Gang nach Canossa. Buße tun. Einige vergeben, andere nicht. Die Wahrheit….
Ja, ich habe es getan…Die Freude auf das nächste Mal ist nicht zu unterdrücken. Diesmal mache ich es noch besser. statt 200Kg Kniebeugen 240Kg…680Kg Beinpresse, 6x180Kg Bankdrücken…French press mit 97Kg…Gott, bin ich gut…
Die Aggressivität besser im Griff. Morgens erst mal mental herunterfahren.
Die ersten Wehwehchen. Ich bin so stark, dass der passive Bewegungsapparat nicht mehr richtig mitmacht, denn die Kraft wuchs ja fast exponentiell.
Oberarmspeichenmuskel auf beiden Seiten entzündet. Wiederholung 16 mit 680Kg an der beinpresse, die untere linke Rippe bricht an. Unterarmknochen entzündet. Man kann kaum ne 7,5 Kurzhantel halten, die Ellenbogen schmerzen, die Schulter bringt einen beim Kurzhanteldrücken überkopf mit 57,5 Kg Kurzhanteln um.
Die Bewegungfähigkeit nimmt immer mehr ab. Normale Konfektionsgrößen sind schon lange passé… Man läuft wie ein Herrn Rühl. Wunde Stellen auf der Oberschenkelinnenseite..Und immer dieses Schwitzen. Eine Thermogenese, die reichen würde um den eigenen Haushalt mit Eigenwärme zu versorgen… Ein permananter Sexdrang. Mehr,mehr!
Verdrängt ist längst, dass da noch ein Studium wartet. Infiziert durch die Idee, einen Wettkampf zu beschreiten. Ein Raunen könnte bei dem Anblick der Beine durch das Publikum gehen. Haare werden länger, sollen dann blond gefärbt werden…
Ja, in die großen Fußspuren eines Tom Platz treten. Zu große Fußspuren, doch man darf ja wohl träumen…Der Stoff kostet, Geld muss her. Mittlerweile hat man auch einheimische Dealer, man wird stets und ständig auf das Thema angesprochen, es nervt.
Die Mengen haben längst zugenommen, Kraftverbesserungen geben sich mit Schmerzen aufgrund des Trainings die Hand. Kurzatmigkeit! Die Muskeln sind so dick, dass jedes Beintraining dadurch bestimmt wird, dass einem schlecht wird, der Kreislauf regelmäßig zusammensackt und der untere Rücken sogar beim Gehen draußen aufgepumpt wird. Dann setzt sich der 132,5Kg Mann erst einmal-Ausruhen. Ausgestattet mit einer eleganten, schnell ausziehbaren Pumperhose, Turnschuhen und einer Bomberjacke, um sich warm zu halten.
Das einzige verbleibende Zukunftsziel: Der mögliche Gewinn der Berliner Meisterschaft, den Trainer glücklich machen. Man selbst ist stets den Stimmungsschwankungen vergleichbar der einer Schwangeren ausgesetzt. Es geht einem schlecht. Die Tränen rollen. Wo ist das hin, was sie einst so toll an mit fanden? Es hieß doch, ich sei intelligent. Man setzte doch Hoffnungen in mich. Alles, was ich vorweisen kann- Sport.
Doch das nächste Training vertreibt die bösen Gedanken.
Dann ein wacher Moment, nur eine halbe Stunde lang. Benutz das Internet sagt eine leise aber hörbare Stimme. Ich recherchiere…Interessanter Studiengang! Bewirb dich einfach.
Oh das Training wartet. Die abgeschickte Bewerbung gerät in Vergessenheit. Vorprogrammiert ist die Hartz IV Karriere, vielleicht sollte ich selbst anfangen Stoff zu verkaufen, Geld muss rein. Allein 1Kg Fleisch täglich, dann die Medikamente, Bräunungsmedis, Solarium, Wohnung etc… Lust zum Arbeiten:Null. Zu viele depressive Stunden und Tage.
Gelogen wird über den eigenen Umstand des Stoffens nur noch selten der Prozess von Abfindung und Identifizierung mit dem Thema wächst heran. Man wird gebaucht. Trainingstips, Beratung zu Medikamenten, man kennt sich ja ein bissel aus. Nur kurz die Frage an sich selbst, ob man dies verantworten kann.
Dann ein erster Lichtblick: Nein, man kann es nicht. Andere in dieses Unglück stürzen. Man engagiert sich in Jugendarbeit. Rät ab, doch ohne viel Erfolg, zu sehr wird sich am sichtbaren Körper ein Beispiel genommen.
Und dann auch die noch wenigen guten Seiten. Die Anerkennung bei den Eisenbrüdern. Du bist es, du kannst es, wenn´s nicht klappt holt ihn: Zitat: Du, mein Schlüssel ist mir in den Gulli gefallen, ich kriege ihn heraus, doch da steht ein Smart drauf, wenn wir zu zweit…
Ein zweiter Lichtblick, eine Rückantwort. Ich bin ausgewählt worden von den 800 Bewerbern gehöre ich laut Schreiben zu den besten 60. Ich nehme an. Doch was nun? Ich muss mein Leben ändern.
Weg von dem, was so viel Unheil brachte.
Ich rede mit demjenigen, der mich vorbereitete. Er versteht es. Ich trainiere weiter, die Depression wie nach jeder Kur wird kommen. Die Gewichte sinken, mehr Kraft als noch zu den nicht supporteten Zeiten. Die Muskelmasse ist auch mehr, doch der Ansatz zu Fettdepots ist irgendwie größer. Denn man weiß ja noch, wie es geht 12 Burger herunterzuschlingen als Snack. Nicht so schön.
Studium läuft, dann kommt Mitte 2009, in diesem Fall, was kommen musste. Ein kleiner Rückfall. Ich probiere es nochmal, doch eher halbherzig. Die Ernährung stimmt nicht, die Kraft ist natürlich besser. Die Erkenntnis: Deswegen war ich damals so intensiv hinter dem heiligen Testosterongral her? Das ist es?
Meine Lösung: Lass es sein. Du willst nochmal Kinder kriegen. Du hattest deine Zeit. Alles in Allem war sie es so nicht wert. Im Kopf der Gedanke: Das einzige was fehlt, ist manchmal dieses animalische, was dich mehr als jeder Trainingspartner dazu befähigt, über dich hinauszuwachsen.
Dann die Erinnerung: Es war schon mal da, damals weit zurück trainiertest man, obwohl die Erfolge auf sich warten ließen, wie eine Maschine im heimischen Keller. Back to Basics.
Die Zukunft
Werde ich es nochmal tun? Ich werde alles daran setzen, dass nicht. Die Gefahr ist immer da, denn ich habe ja vom Nektar gekostet und mir gefiel, was ich schmeckte. Zum Teil jedenfalls!
Ich schaffe Highlights. Arbeite an anderen Zielen, die mich ebenfalls erfüllen. Mein Liebe zum Sport ist ungetrübt, doch der dunkle Pfad muss nicht mehr beschritten werden.
Übrig ist noch etwas Restkraft und mehr Muskelmasse, als je hätten da sein können. Ich bin bereit davon etwas einzubüßen und mit mehr Lebensqualität belohnt zu werden.
Ich sage nicht mahnend Hände weg! Ich sage, wer gesunden Verstandes ist und weiß, was er will, der wird die einzig richtige Entscheidung treffen, die sich aus diesem Ganzen hier ableiten lässt.
Denn es gibt so viele, die es nur einmal probiert haben und mit einer nur operativ zu entfernen Gynäkomastie geahndet worden sind, Jungs, die ihre Bauchspeicheldrüse derart gepeinigt haben, dass ihre Diabetes nun ihr täglicher Begleiter ist, Jungs, die eine derartige Abnutzung erfahren haben im Bereich der Schulter, dass Cortison ein Muss ist und Mädels, die irreversible Schäden an Stimme und Genitalbereich hinnehmen müssen. ( Letzteres jedoch durch eine Operation noch zu retten)
Es geht auch an anders, das ist mir wieder bewusst geworden.