Wir schreiben das Jahr 2008. Nach fast 12 Jahren Beziehung und 8 Jahren Ehe steht diese kurz vor dem Ende. Es gibt verschiedenen Gründe hierfür, die hier nichts zu suchen haben, aber ein Grund: Meine Figur.

Als wir uns kennengelernt haben, war ich auch schon pummelig, damals auf 170 cm Körpergröße gute 85 kg Gewicht, so wie eigentlich schon mein ganzes Leben. Mit 18 dann endgültig die Bewegung auf null reduziert, Auto sei Dank, mit dem Rauchen aufgehört, Ausbildung begonnen (Bankausbildung) also auch die Freizeitaktivitäten immer mehr eingeschränkt.

Mit Mitte 18 ist mein Gewicht dann schon gut auf 105 kg gestiegen. Naja, meine Ernährung früher war auch - nennen wir es mal - suboptimal. Viel Nutella, Brot, Pizza und Pasta, und natürlich dürfen Süßigkeiten (Schokolade etc.) auch nicht fehlen. Getrunken habe ich damals gerne mal Cola oder Cola Light, jeden Morgen gab´s eine Tasse Kakao (Nesquik), natürlich schön süß mit 4 gehäuften Löffeln Kakaopulver. Ende 2008 hab ich dann den Höhepunkt erreicht. Die Waage hat mir, wenn ich sie mal betreten habe, 118,x kg angezeigt.

Meine Gesundheit hat mich damals einen Dreck interessiert. Bluthochdruck, viel zu hoher Ruhepuls, alles scheiß egal. Habe ich mich damals in meiner Haut wohl gefühlt? Ja, hab ich. Klar, ich war dick, aber ich empfand es nicht als so schlimm. Und man hat ja auch immer mal wieder von Kollegen gehört, das Gesamtbild passt einfach, man ist ja der gemütliche Typ.

Aber dann eben der Schock, die Frau will dich verlassen, und bei der großen Aussprache kam eben das Gewichtsproblem auf den Tisch. Da wir uns nach der Aussprache dazu entschieden haben, es noch einmal zu probieren, und beide an uns arbeiten wollten, haben wir uns damals unter anderem dazu entschieden, uns gemeinsam in einem kleinen Fitnessstudio anzumelden. Dies war dann wohl der Punkt, an dem meine „Erfolgsgeschichte“ beginnt. Gesagt getan. Die Anmeldung im Fitnessstudio war gute 3 Wochen nach der Aussprache. Wir hatten damals wirklich Glück. Wir sind in einem kleinen Studio gelandet, das sich dadurch ausgezeichnet hat, dass dort zwei wirklich tolle junge Trainer gearbeitet haben. Das Studio, das als „Rückengesundheitsstudio“ deklariert wurde, hat sich vor allem durch die klassischen Maschinen ausgezeichnet.

Was ich damals sehr gut gefunden habe, es wurde ein so genannter Backcheck gemacht, der Ruhepuls gemessen, ein Cardiotest gemacht, damit man auch in den optimalen Bereichen trainiert. Was damals wirklich heavy war, mein Ruhepuls lag bei ca. 100 bpm. Und mein Blutdruck bei 180 zu 95. Zudem habe ich noch eine Empfehlung zur Ernährung bekommen, die ich damals aber komplett ignoriert habe.

Der damals erste Trainingsplan war wo so der Klassiker. 15 oder 20 Wdh., davon 3 Sätze. Und das ganze ergänzt mit ein bisschen Cardio. Angefangen habe ich 1x pro Woche Krafttraining mit Cardio, und an einem zweiten Tag 30 Min. auf´s Laufband. Ich werde nie die erste Laufbanderfahrung in diesem Studio vergessen, als die junge Trainerin meinte, fang mal bei 5% Steigung mit 6 km/h an. Es hat keine 60 sec gedauert, bis ich einen richtig krassen Krampf in der Wade und dem Schienbein hatte. Also, Plan geändert, 4 km/h und mit Steigungen arbeiten.

Ich habe dort im Studio alle 2-4 Monate einen neuen Plan bekommen, und hatte nach ca. 6 Monaten den ersten Maximalkraftplan mit 6 Wdh. Mann - war das damals ein geiles Gefühl beim BD in der Multipresse (eine freie BD Möglichkeit gab´s dort nicht), ca. 70 kg zu bewegen! Von der anfänglichen Aufteilung 1x Kraft/Cardio, 1x Cardio bin ich nach ca. 2-3 Monaten weg, ich wollte dann einfach 2x Kraft/Cardio machen. Und es gab dann damals auch Wochen, in denen ich sogar 3x ins Studio gegangen bin.

Beim Laufband habe ich dann irgendwann den Tipp bekommen, ich solle doch Intervallläufe machen. Ich habe dann nach ca. 6 Monaten Training angefangen, Intervalle mit 6 km/h „Belastung“ und 4 km/h „Entlastung“ zu laufen. Was daran echt super war, hier hat man richtig schnell die Fortschritte gemerkt. Irgendwann hab ich dann auch mal in 2009 versucht, draußen im Freien zu laufen, aber das war überhaupt nicht mein Ding.

Nach einem halben Jahr ca. habe ich aus meinem Bekanntenkreis jemanden näher kennengelernt, der selber als Fitnesstrainer nebenbei arbeitet. Mit dem habe ich mich dann mal länger unterhalten. Er gab mir dann die Empfehlung, ich solle doch versuchen, meine Ernährung zu optimieren. Aber, ganz wichtig, Schritt für Schritt. Und das war mit einer der besten Tipps die ich bekommen habe. Ich habe dann z.B. angefangen, bei meinem Kaffee, anstatt 2x Milch (die kleinen Kondensmilchdöschen) und 2 Stück Zucker, auf 1 Stück Zucker umzuschwenken. Leider haben dann nach 9 bzw. 12 Monaten die beiden jungen Trainer dort im Studio aufgehört. Es war dann nochmal für 3 Monate ein cooler Trainer da, aber auch der hat recht schnell wieder das Handtuch geworfen. Mein großes Glück, zu diesem Zeitpunkt war ich schon infiziert mit dem Sportvirus.

Im Mai 2010 erreichte ich dann endlich das erste Zwischenziel. Gewicht im 2stelligen Bereich. Endlich nicht mehr die 100 kg. Mitte 2010 habe ich dann so langsam angefangen, draußen laufen zu beginnen. Aber damals noch wirklich sehr kurze Stecken so im Bereich 2-4 km. Im Oktober 2010 habe ich dann das Studio gewechselt, und bin zu einem Discountstudio gegangen. Was ich auch nie vergessen werde, ich hatte mich mit dem Chef von dem kleinen Studio unterhalten, dass für mich ein Ziel ist, auf unter 80kg zu kommen. Er meinte damals nur, dass dieses Ziel unrealistisch sei. In dem neuen Studio habe ich dann den einen oder anderen Geräteplan von einem Trainer dort erstellen lassen, und habe damals weiterhin versucht, weiterhin 2-3 x pro Woche ins Studio zu gehen.

Bis Mitte 2011 habe ich dann mehr oder weniger konsequent vor mich hintrainiert. Inzwischen bin ich mit Laufen und Studiotraining auf gute 2-4 Einheiten pro Woche gekommen. Meine Ernährung hatte sich in der Zwischenzeit soweit verändert, dass ich seit Mai 2010 nur noch Wasser getrunken habe (außer ab und an mal ein bisserl Alkohol beim Feiern), der Kakao komplett aus meinem Ernährungsplan verschwunden ist, und auch der Zucker nichts mehr im Kaffee zu suchen hatte.

Bei einer Feier im Mai 2011 bin ich dann wieder mit dem Bekannten, der Trainer ist, näher ins Gespräch gekommen. Er meinte, es ist echt toll was für Erfolge ich schon erzielt hätte, und fragte mich auch, wie ich denn zwischenzeitlich trainieren würde. Aus diesem Gespräch hat sich dann ergeben, dass er mir einen Trainingsplan schreiben wollte. Da für mich damals der Fokus noch sehr stark aufs Laufen ausgerichtet war, meinte er, dies würde er durchaus berücksichtigen. Und mit dieser „Zusammenarbeit“ fing dann bei mir auch das Freihanteltraining an, weg von den Maschinen. In meinem ersten Plan hatte ich dann das erste Mal eine freie Kniebeuge mit im Programm. Damals mit sage und schreibe 20kg, also nur die Hantelstange, dafür aber garstige 20 Wdh. Mein Gewicht lag damals bei ca. 93kg. Ich meinte damals zu dem Kumpel, ich würde ihn gerne als Dankeschön zum Essen einladen. Sein Kommentar, solange du durch mich keinen konkreten Erfolg vorzuweisen hast, will er nichts von mir haben. Wir haben uns damals darauf geeinigt, wenn ich 85kg erreicht habe, lade ich ihn zum Essen ein.

Mein Sportpensum ist im Rahmen dieser Zusammenarbeit auf ca. 5 TEs pro Woche angestiegen, meist mit der Aufteilung 2x Kraft, 3x Laufen. Mein Laufpensum lag pro Laufeinheit bei ca. 4-6 km in ca. 40-50 Min. Was beim Laufen echt super war, hier hat man sehr schnell die Erfolge gesehen. Auch an meiner Ernährung habe ich dann angefangen, noch mehr darauf zu achten, was ich esse. Nutella z.B. gab es eigentlich nur noch 1x pro Woche. Die Süßigkeiten wurden auch immer mehr eingeschränkt, und es lief gut vor sich hin.

Im November 2011 war das Ziel, 85 kg, dann endlich erreicht, und ich durfte meine Essenseinladung ausgeben. Leider sind zu diesem Zeitpunkt auch erste Probleme im Kniebereich aufgetaucht, die mich zu einer Laufpause gezwungen haben. Über einen Chiropraktiker und einen Physio habe ich die Probleme zwar weitestgehend in Griff bekommen, aber leider tauchen diese Probleme auch heute noch immer wieder auf.

In der Zeit von Juni 2011 bis Mai 2012 hat mir der Bekannte insgesamt 3 Trainingspläne erstellt und war mir immer ein guter Ratgeber. Im März 2012 habe ich dann begonnen, ein Ernährungstagebuch bei fddb.info zu führen, anfangs noch eher inkonsequent, aber nach kurzer Zeit dann doch schon sehr genau. Im Mai 2012 kam dann leider der nächste Schock. Meine Frau hat mich nach zwischenzeitlich 16 Jahren Beziehung doch endgültig verlassen. Die größte Angst damals, verfalle ich jetzt in eine Depression, verfalle gar dem Alkohol und nehme wieder zu?

Na gut, was macht man, wenn man plötzlich mehr Zeit hat, und auch Angst davor hat, wieder zuzunehmen? Man macht einfach noch mehr Sport. Seit der Trennung bin ich bei 4-6 Einheiten pro Woche, Laufen gehe ich nur noch sehr sporadisch, die Kniethematik nervt mich doch immer wieder.

Mitte 2012 habe ich dann angefangen, mich auch in meiner Freizeit immer mehr mit dem Thema Sport und Ernährung zu befassen. Über ein Sportforum habe ich dann auch viele Tipps rund um das Thema Ernährung und Training bekommen. Aufgrund eines Ernährungslogs, den ich zwischenzeitlich angefangen habe zu führen, konnte ich meine Ernährung auch noch immer weiter optimieren.

Im November 2012 kam dann wieder ein wichtiger Punkt, 75 kg unterschritten. Aufgrund weiteren konsequenten Trainings und immer besser werdender Ernährung war für mich nochmal ein besonderes Ereignis, der Moment, als ich einen BMI von 25,0 erreicht hatte, was mir Ende Januar 2013 gelungen ist.

Rückblickend ist es schon faszinierend, wenn man sieht, wie man sich verändert hat. Der Trainer in meinem ersten Studio gab mir damals den Tipp, ich solle mir meine Körpermaße mit einem Maßband messen und aufschreiben, und nicht nur auf das Gewicht schauen, da dieses ja durch Krafttraining auch grad am Anfang eher erstmal nach oben geht, da ja Muskeln mehr wiegen als Fett. Im Februar 2009, als ich das erste Mal die Maße genommen habe, hatte ich folgende Umfänge. Brust 124,5 cm, Rippen 115 cm, Bauch 124 cm, Po 118,5 cm, Oberschenkel 70 cm. Mein absoluten Topwerte lagen im Mai 2013 bei Brust 94,5 cm, Rippen 88 cm, Bauch 76,5 cm, Po 92 cm und Oberschenkel bei 54,5 cm.

Von Kleidergröße XXL bzw. teilweise sogar XXXL oder Anzuggröße 31 (62 für Untersetzte) trage ich inzwischen S, teilweise auch Fitted und Anzüge in der Größe 48, die inzwischen sogar recht locker sitzen. Wo es für mich früher normal war, dass ich Hosen immer kürzen lassen musste, konnte ich im Mai 2010 meine erste Jeans „von der Stange“ kaufen, damals in 3630. Inzwischen trage ich Jeansgröße 3130. Man sagt ja immer, ab 30 wird es schwer, und man neigt dazu zuzunehmen. Bei mir ist es lustigerweise so, dass ich mit 33 die beste Form meines Lebens habe, und mich noch nie vorher so gesund ernährt habe.

An dieser Stelle bin ich soweit fertig mit meinem Bericht. Mir bleibt hier noch zu sagen, ein Riesendankeschön an meine Exfrau (mit der ich mich nach wie vor sehr gut verstehe), die mir den nötigen Arschtritt gegeben hat, an Ingemar, der mir als mein erster Trainer in dem kleinen Studio die nötige Motivation mit auf den Weg gegeben hat, mich für das Thema Sport zu begeistern und an Steve, der Trainer aus meinem Bekanntenkreis, der mir das Training im Freihantelbereich beigebracht hat.

Liebe Grüße

Stefan