Warum treibt sich ein Mitte-Vierziger Familienvater in Internetforen wie diesen hier herum? Liest man doch auch von einsamen Männern, die solche Foren und andere einschlägige Seiten für eigenwillige Interessen nötig haben. Nun, ich führe ein glückliches Familienleben, bin seit vielen Jahren verheiratet, zwei Kinder, unser Haus, unsere Autos, unserer Hund … Somit sollte der folgende Text etwas Klarheit über meine Motivation bringen.

1. Outing: Wer ich bin und wenn ja, … was will ich hier?

Nun, angefangen hat alles eigentlich völlig harmlos aber schmerzhaft. Als Genießer der Wohlstandsgesellschaft, gut genährter Enddreißiger kam es bedingt durch Bewegungsarmut, Haltungsschäden und Übergewicht im Herbst 2004 zum Bandscheibenvorfall. Konservativ behandelt durch intensive Krankengymnastik und Physiotherapie.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich das Leben bereits in vollen Zügen genossen, gerade zum zweiten Mal Vater geworden, glückliche Familie, Eigenheim, einen sicheren Job. Herz, was willst du mehr. Körperlich in einer gut genährten Verfassung. Sport war eine Form der gepflegten Fernsehunterhaltung. Schon während der Schulzeit galt es eher als ungeliebtes Pflichtfach, die Leistungen und Noten waren entsprechend.

So kam es während der zahllosen Physiotherapiebehandlungen erstmalig seit langem wieder dazu, dass ich meinen Körper wahrnahm, zunächst natürlich durch die Schmerzpunkte, wenig später durch Muskelkater in Bereichen, die wohl vorher noch nie so gezielt beansprucht wurden, wie durch die Übungen mit der netten Therapeutin. Schließlich fiel auch von ihr diese, vielleicht eher beiläufig ohne jegliche Motivationsabsicht formulierte Aussage, ein paar Muskeln, z.B. auch entlang der Wirbelsäule (dort soll es tatsächlich Muskeln geben), würden den gesamten Stützapparat nicht nur bewegen, sondern die Statur festigen, die Wirbelsäule stabilisieren, eben solche extrem schmerzhaften Bandscheibenvorfälle mit vermeiden helfen. Außerdem seien ein paar Kilo weniger Körpergewicht auch wesentlich vorteilhafter für die Gelenkbelastung. Sätze also, deren bloßstellender, anklagender Tenor mich irgendwie im Mark traf. Sollte es dann doch auch an den 96kg MFM (muskelfreie Masse) liegen?

So fing ich irgendwie an, zufällig im Netz herumzustochern, mich einzulesen in die Möglichkeiten, diese bewusste überflüssige Körpermasse möglichst effektiv zu reduzieren. Ich kam auf den Seiten von Dr. Moosburger vorbei, las unzählige Abnehmratschläge von Mens-Health bis Brigitte. Schließlich kristallisierten sich zwei Grunderkenntnisse heraus:

  1. Mach keine der zahllosen Diäten, sondern stelle deine Ernährung langfristig und dauerhaft um. Ernähre dich bewusst, erfahre die Primärinstinkte von Hunger und Sättigung neu. Dazu musst du keine Kalorien zählen. Aber du solltest dir im Klaren sein, was ‘gute’ und ‘weniger gute’ Kalorien bedeuten, welche Nährstoffe der Körper wo für braucht und welche Informationen man den glücklicherweise inzwischen fast Supermarktdeckenden Nährwertangaben auf den Lebensmitteln entnehmen kann.

  2. Muskeltätigkeit trägt wesentlich effektiver zum Fettabbau bei, als ungeliebte Ausdauertorturen, wie vielleicht solche peinlichen Stockwanderungen. Oder noch schlimmer, Joggen, mein Albtraum aus frühester Kindheit. Allerdings brauchen geforderte Muskeln auch Zeit zur Ruhe, zur Erholung, zum Muskelwachstum. Dafür kannst du dann doch schon mal den Puls etwas ankurbeln. Bewege dich! So kommt mir die Pflicht des Hundespaziergangs zugute, inzwischen ist daraus eine fast eine Sucht, zumindest fester Bestandteil meines Tages geworden. Und der hat wirklich Kardio-Charakter.

Fazit: Letztlich funktioniert der Mensch, wie jede andere Maschine auch, entscheidend für die Energiebilanz ist die Energiezufuhr und der Energieverbrauch. Abnehmen wird man, wenn eingelagerte Energie benötigt wird, um dem Verbrauch zu decken. Maßstab war seither meine Körpermasse. Ging es ja damals lediglich um deren Senkung und um die Steigerung der allgemeinen Fitness. Muskelaufbau war dabei nur eine Begleiterscheinung, Mittel zum Zweck also, kein Primärziel.

Der Zufall ergab sich, dass Aldi im Frühjahr 2005 10kg-Kurzhantel-Sets im Angebot hatte. Nun, man kann sich ja mal eine nebens Bett legen. … Und was macht man damit? Sicher, da war ein Faltblättchen beiliegend, ein sportlicher junger Herr demonstrierte diverse Anfängerübungen. Bei einigen Übungen stand dann nur so lapidar da, dass für folgende Übung eine zweite Hantel benötigt würde. Aha! Nun ist ja Aldi im Angebot gut bestückt, und Kurzhanteln nicht unbedingt der Renner beim durchschnittlichen Aldi-Schnäppchenjäger. Also kaufte ich am Folgetag ein zweites Set. Später kamen dann div. KH-Scheiben dazu. (Beide Hanteln bringen es zwischenzeitlich auf je 15kg). Relativ kurzfristig folgte eine Bank und eine fest an die Wand montierte Klimmzugstange. That’s it! Und dieses Minimalequipment muss weiter unten herhalten fürs nächste, Heiners Trainings-Outing.

Es lief also alles prima, die Pfunde schmolzen, in ca. 2 Jahren war ich von 96kg bei 69kg gelandet, für Bekannte, gerade nach längerer Wiedersehenspause oftmals Grund für Anerkennung, sprachlose Blicke oder schüchternes Nachfragen nach eventuellen Krankheiten.

Seit 1. Mai 2006 stieß ich zur Ironsport.de-Gemeinde, meldete mich an und tauchte nach und nach in den Sumpf der IS-Community ein. Irgendwie erweiterte man hier seinen ‘Freundeskreis’ ungemein. Hier fand man Gleichgesinnte, tauschte sich über sachbezogene Themen aus. Dinge, für die man im Alltagsleben weitaus weniger Gesprächspartner findet. Oder man blödelte, spamte nur mal so herum. Unterhaltung im besseren Sinne, als es das gute alte Fernsehprogramm zu bieten im Stande war. Zwischenzeitlich schien ich von vielen hier mehr zu wissen, ihre Ängste, Sorgen und Nöte zu kennen, als von Freunden, Bekannten und Kollegen, die es natürlich nach wie vor gibt.

Ein IS-Thread hatte mich damals übrigens ins Forum gelockt: der “10 Wochen Fettwegplan” von Dionysos64, nach wie vor ein intelligenter Thread eines intelligenten Schreibers. Schade, dass er von mauligen Admins nach einem halben Jahr aus dem Forum verbannt wurde. So richtig nachvollziehen kann ich den administrativen Übereifer bis heute nicht.

2. Das Trainings-Outing: Wieso trainiere ich eigentlich nicht, und das

schweißtreibend!

Im Laufe der Zeit änderten sich meine Ziele leicht. Weniger als 69kg waren nie angestrebt. Das eigentliche Ziel galt eigentlich als erreicht. Ich hatte erfolgreich abgespeckt, war fit wie nie zuvor in meinem Leben. Und das Merkwürdige, ich hatte Spaß daran. Inzwischen gehörten meine Kurzen Eisen zum geregelten Alltag dazu.

Heute ist es Ausgleich, Stressabbau und natürlich nach wie vor Fitnessprogramm. Ein Papa-Bär war ja eigentlich auch nie mein Ziel, Bodybuilding also mehr im Sinne von ‘Körper formen’, als ‘Kraftsport’. Somit gab es eigentlich auch nie wirklich einen detailierten, ausgearbeiteten Trainingsplan. Ich bin bisher gut gefahren mit meiner minimalistischen Ausstattung, dass man damit eigentlich primär auf Kraftausdauer im GK-System arbeitet als sich regelmäßiger Gewichtserhöhung zu bedienen, ist selbsterklärend. Ich war noch niemals in einem Studio, habe lediglich im Karstadt Sporthaus oder bei Intersport mal an div. Maschinen Probe gesessen. Fand das ganz nett, aber bisher noch nicht Anreiz genug, mich als alten Mann vielleicht sogar vor den Blicken anderer daran zu schinden.

Ich hebe meine Kurzhanteln in aller erdenklichen Richtungen, curls, military, flies, drücken. Ich hänge im Untergriff an der Klimmzugstange und schaffe daran inzwischen 18er Sätze. Ich „fliege“ auf der Bank mit den beiden 15kg-KH 25 Mal je Satz, drücke beide liegend 40 Mal … Mein Körpergewicht ist in den vergangenen Jahren auf aktuelle 77 kg angestiegen. Und das nicht durch Bauchspeck, wie Calipermessungen beweisen.

Ernährung und gesunde Küche ist zu meinem Steckenpferd geworden. Die Familie zieht mit. Ich spiele mit meiner Ernährung, leiste mir Fresstage, kann diese aber sehr gut im Gesamtkontext vertragen.

Ich bin ca. dreimal wöchentlich in meinem privaten Fitness-Keller, laute Boxen- Mucke läuft ganz für mich. Im Keller gibts neben der Duschecke auch eine Sauna - mein Keller, eben. Und immer tropft der Schweiß.

Tja, nun is’ es raus. So trainiert der alte Mann. Für manche planlos, Fitness- Pussy… Trotzdem, ich habe Spaß an der Sache. Es gibt keinen übertriebenen Ehrgeiz, der den Spaß verdrängt. Für mich war es der einzig richtige Weg. Und der Weg bleibt auch weiterhin das Ziel.

3. Outing: Sollte noch jemand lesen, die schonungslose Wahrheit!

Wieso ist der Heiner eigentlich so oft online? Auch er muss doch mal richtiges tun, so zum Geld verdienen zum Beispiel. Da liegen eigentlich nur wenige Möglichkeiten nahe. Entweder er ist auf Kurzarbeit und ständig zuhause, hat einen PC-Arbeitsplatz und langweilt sich im Büro, oder … die schlimmste aller Vermutungen, er hat schlicht ab und an Ferien. Richtig! Die schonungslose Wahrheit ganz zum Schluss. Nach dem Lehramtsstudium quäle ich (mich mit) Schüler(n), inzwischen seit 1994. Alles Naturwissenschaftliche, Mathe, Physik usw. Aber ansonsten bin ich normal.