Vorweg: Ich selbst trainiere derzeit im Homegym, das bei weitem nicht so
gut ausgestattet ist, wie ich mir das wünsche. Für meine derzeitigen
Trainingsgewichte reicht es aber vollkommen. Obwohl ich selbst noch nie in einem Studio trainiert habe, soll dieser Artikel die Vor- und Nachteile beider Welten näher bringen, in dem ich meine Erfahrungen mit den Erfahrungsberichten aus einschlägigen Foren verbinde.

Homegym - Vorteile

Training ist wann ich will

Wenn ich einen stressigen Arbeitstag hatte und nicht direkt nach der Arbeit loslegen will, dann ist es auch kein Problem, wenn ich mich vorher ein wenig ausruhe und erste gegen 22:00 loslege. Das Homegym hat 247 geöffnet.

Die Trainingskleidung ist meine Sache

Wenn ich z.B. in der Boxershort trainieren will, dann tue ich das. In Studios ist es in den meisten Fällen nicht erlaubt oben ohne zu trainieren.

Keine Anfahrtswege

Das Homegym liegt im nächsten Zimmer, also nur ein paar Sekunden entfernt. Das nächste Studio ist von mir 5 Minuten Fußweg entfernt, womit ich mich glücklich schätzen kann, aber der Normalfall sind geschätzte durchschnittliche 15 Minuten Anfahrtsweg. Das macht bei 3 Trainingseinheiten die Woche 1,5 Stunden Fahrzeit, die besser genutzt werden könnte.

Die Trainingsgeräte sind immer frei

Es gibt keine anderen Leute, die das Powerrack durch Langshantel Curls belegen. Dadurch stehen einem auch immer Trainingsmethoden wie Supersätze frei, bei denen es darum geht, zwei Übungen an verschieden Geräten oder Hanteln schnell hintereinander zu absolvieren.

Unkonventionelles Training

Zu Hause hat man die Möglichkeit auch mit unkonventionellen Methoden zu
trainieren. Beispielsweise bieten die meisten Studios kein Ab Wheel, welches eine großartige Möglichkeit zum Training des gesamten Rumpfes darstellt. Weiters gibt es in normalen Studios keine Boards, Ketten oder sonstiges Zusatzequipment, das helfen soll Plateaus zu überwinden und gezielt Bewegungsabschnitte zu trainieren. Zu Hause kann man sich schnell mit diesen Mitteln ausrüsten.

Niemand schaut mir zu

Wenn bei der letzten Wiederholung von 20er Kniebeugen schon Blitze aus den Augen fahren (oder Töne aus dem Hintern) und die Urschreie das menschliche Trommelfell an seine Belastungsgrenze bringt, muss man sich dafür nicht schämen.

Homegym – Nachteile

Niemand schaut mir zu

Diesen Punkt liste ich als Vor- und Nachteil auf. Übungen müssen alleine erlernt werden, keiner korrigiert einen und keiner ist zur Stelle, wenn die letzte Wiederholung beim Bankdrücken doch nicht mehr geschafft werden kann. Vorausgesetzt man ist gewillt sich auch außerhalb der Trainingseinheiten mit dem Training zu beschäftigen, ist das halb so wild. Im Internet gibt es sehr viele hervorragende Videos, die sämtliche Übungen erklären. Wenn man dann noch einen Spiegel zur Hand hat, mit dessen Hilfe man sich selbst bei der Ausführung beobachten kann und sich dann vielleicht sogar ab und an filmt und seine Technik von Experten bewerten lässt, kann man sich der perfekten Technik gut annähern. Es erfordert allerdings sehr viel Eigeninitiative und auch ein wenig Zeit. Bezüglich der Absicherung bei Übungen komme ich später noch zu sprechen.

Ablenkungen vom Training

Zu Hause existieren geschätzte 352 Dinge, die einem vom Training abhalten könnten. Die nächste Trainingseinheit muss ein “Termin mit mir selbst” sein, den es unbedingt einzuhalten gilt. Das ist wichtig, denn der “Ich trainiere ein bisschen später” - Gedanke ist aufgrund der ständigen Verfügbarkeit des Homegyms verführerisch und gefährlich.

Kosten

Die Anschaffung eines Homegyms belastet die Geldbörse auf einen Schlag recht stark. Dafür muss dann im optimalen Fall das ganze Leben nichts mehr in das Equipment investiert werden, vorausgesetzt, man tätigt den Erstkauf mit Köpfchen. (Was aufgrund meiner Unwissenheit leider nicht der Fall war) Die Mindestausstattung eines Homegyms kostet in etwa 500 Euro. Nach oben hin sind natürlich wie immer keine Grenzen gesetzt, wovon soll die Fitnessindustrie sonst auch leben? Mit geschätzten 1000 Euro hat man schon ein recht professionelles kleines Studio eingerichtet, das kaum Wünsche offen lässt. Die Grundausstattung des Homegyms entspricht also in etwa zwei Jahre Mitgliedschaft bei einschlägigen Fitnessdiskountern.

Platz

Ein Homegym braucht Platz. Mindestens eine Hantelbank und ein Rack sollten sich in einem Raum oder einem Teil des Raumes ausgehen. Hat man diesen Platz aufgrund einer engen Einzimmerwohnung nicht, so ist das definitiv ein unumgänglicher Showstopper für das eigene Homegym, bis man umzieht. Ich lebe in einer Zweizimmerwohnung in der es mir zum Glück möglich ist einen Teil des Schlafzimmers als Homegym zu verwenden. Optimal ist das nicht. Ich freue mich schon auf den Umzug und meinen eigenen Trainingsraum.

Studio – Vorteile

Vielfalt an Equipment

Ein gutes Studio bietet einem so ziemlich alles Erdenkliche an Geräten, Gewichten und Hanteln was man sich als Athlet wünschen kann. Diese Vielfalt kann man in einem Homegym nur mit sehr großem finanziellem Aufwand erreichen.

Weitere Annehmlichkeiten

Bessere Studios bieten zusätzlich zu Duschen auch noch Saunen und Solarien. Nicht jeder hat das zu Hause stehen…

(Qualifizierte) Trainer

Bei einem Studio zahlt man auch immer die Beratung durch einen qualifizierten Trainer. Ich zähle das zu den Vorteilen, weil es im Grunde ja eine tolle Sache ist. Leider liest man des Öfteren in einschlägigen Foren, dass die Tipps der diversen Trainer leider alles andere als optimal sind. Gerade in Discounterstudios sollte man dies also mit Vorsicht genießen.

Wertvolle Bekanntschaften

In einem Studio rennen einem viele Leute übern Weg und da ist sicher mal der/die eine oder andere dabei, der/die einem sympathisch ist. So können Freundschaften und Trainingsgemeinschaften entstehen, die einen zusätzlichen Motivationsschub sicherstellen. Vielleicht trifft man aber auch auf den netten Pro, der einem gerne zur Seite steht und hilft. Vielleicht trifft man auch eine nette Flirtbekanntschaft… - obwohl,… NEIN! Du bist im Studio, um zu trainieren, für alles andere hast du das restliche Leben Zeit.

Studio – Nachteile

Besetzte Geräte

Es kann einem vereinzelt passieren, dass die Gerätschaften, die man für die nächste Übung benötigt gerade besetzt sind. Gerade im Frühjahr, wenn die guten Vorsätze von Silvester wieder für 2-3 Monate ihre Wirkung zeigen, soll dies nicht selten der Fall sein…

Nervige Leute

Wenn man nicht gerade in einem kultigen Kraftkeller trainiert, in dem die ehemaligen Pros ein und aus gehen, dann muss man sich des Öfteren mit Leuten herumschlagen, denen man eigentlich lieber aus dem Weg gehen würde. Ich will beim Training meine Ruhe und komme schon aus dem Konzept wenn nur kurz meine Freundin durch die Tür reinschaut. In einem Studio gibt es naturgemäß noch ein paar andere Menschen, die das Angebot nutzen und mit denen man gezwungenermaßen irgendwann kommuniziert. So können andererseits aber auch vereinzelt nette Bekanntschaften entstehen.

Nervige Musik

Fitnessstudios spielen in den seltensten Fällen die Musik, die man gerne beim Training hören will. Man kann sich natürlich einen MP3 Player und Ohrstöpsel besorgen, aber wenn man nicht gerade die teure kabellose Variante hat, dann wird einen beim Training immer das Kabel stören. Zu Hause kann man da auf die Stereoanlage ausweichen.

Nährstoffzufuhr

Nicht alle Studios bieten die Möglichkeit gleich nach dem Training Post Workout Nutrition zuzuführen. Im schlimmsten Fall muss man warten, bis man nach dem Duschen und der Heimfahrt seinen Shake zu sich nehmen kann. Ist zwar ein umstrittener Nachteil, da der Sinn der PWN selbst umstritten ist, soll aber der Vollständigkeit halber nicht unerwähnt bleiben.

Homegym - Grundausstattung

Was sollte man sich mindestens besorgen, damit man ein ordentliches Homegym sein Eigen nennen darf? Im Folgenden möchte ich eine Basic Liste für Trainingsequipment aufstellen:

Power Rack

Wenn es vom Platz her möglich ist, sollte unbedingt ein Power Rack gekauft werden. Mit dessen Hilfe können gefahrlos Kniebeugen und Bankdrücken bis zum MV trainiert werden. Ein ordentliches Power Rack hält auch einiges aus, so steht dem Maxkrafttraining nichts im Wege.

Wenn wenig Platz vorhanden ist, dann ist man auch mit einem Half Rack gut bedient. Es sollte auf alle Fälle auf die Maximalbelastung geachtet werden. 150kg sind bei Kniebeugen schneller erreicht, als man denkt und dann sollte das Rack auch noch mitmachen.

Ich selbst habe mangels Platz und aufgrund mangelnder Erfahrung beim Kauf nur ein Amateur Half Rack, was ich bei fortschreitenden Gewicht leider ersetzen muss, weil das Rack bereits bei 100kg Kniebeugen etwas unstabil wirkt. Macht diesen Fehler nicht!

Hantelbank

Neben dem Powerrack ist eine anständige Hantelbank der Grundstein für das eigene Homegym. Hier gibt es mehrere Faktoren, die beachtet werden müssen. Die Hantelbank sollte höhenverstellbar sein und es sollte dabei darauf geachtet werden, dass die Sitzfläche nicht allzu breit ist, wei das bei Schrägbankdrücken stark behindert. Das Problem habe ich jetzt.

Auch bei der Hantelbank sollte wieder auf die maximale Gewichtsbelastung geachtet werden. 250kg Benutzergewicht sollte das Minimum sein. Besser sind 300kg.

Wenn der Geldbeutel es zulässt, sollte man darauf achten, dass die Bank eine Vorrichtung für Beincurls beinhaltet. Ist ganz praktisch.

Alternativ – Komplettstation mit Bank

Man muss Rack und Bank nicht einzeln kaufen. Es gibt auch Komplettstationen, die den Vorteil bieten, dass sie gleichzeitig eine Ablage für Kurzhanteln und Hantelscheiben beinhalten. Für einen Aufpreis bekommt man auch mal einen Latzug dazu. Ist natürlich immer eine Frage des Geldes.

Langhantel

Jo. Selbstredend. Kleiner Tipp: Kein Sternverschluss! Das Schrauben nervt einfach nur.

Kurzhanteln

Die billigste Variante sind Kurzhanteln zum selber Zusammenstecken. Kostet halt bei jedem Training immer wieder ein bisschen Zeit, wenn die Gewichte getauscht werden müssen. Dafür kann man, genügend verschiedene Hantelscheiben vorausgesetzt, die Gewichtserhöhungen recht dosiert gestalten.

Mein Traum ist irgendwann eine Kurzhantelsammlung inkl. Ablage. Nachteil: braucht zusätzlich wieder ein bisschen Platz.

Hantelscheiben

Die billigste Variante sind hier Scheiben aus Gußeisen. Die haben den Nachteil, dass sie nicht so schön aussehen, wie teurere Varianten (Geschmackssache) und dass sie irgendwann vielleicht zu rosten beginnen. Bisher sind meine Scheiben alle in einem guten Zustand, ich bin also mit der billigsten Variante vollends zufrieden. Beim Kauf sollte man darauf achten, dass man genügend 5kg Scheiben hat, damit man bei Kurzhantelübungen genügend Gewicht auflegen kann. 10kg Scheiben sind bei Kurzhanteln aufgrund des großen Radius schon störend. Ich habe im Moment 8x5kg, 4x10kg, 4x20kg und noch ein bisschen was in den unteren Segmenten. Reicht für mich im Moment auch im Maxkraft Bereich vollkommen aus.

Optional – SZ Stange

Ich hab mir vor kurzem eine zugelegt, um bei Übungen wie Skull Crushers die Handgelenke zu entlasten. Ist aber ein Nice-To-Have.

Fazit

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich froh bin alleine im Homegym trainieren zu können. Ich kann mich hier komplett auf mich und die Ausführung meiner Übungen konzentrieren, was mir in überlaufenen Fitness Studios wohl nicht so einfach gelingen würde. Ein großer Nachteil ist jedoch der fehlende Trainingspartner oder Trainer, der einen korrigiert und mit dem man gemeinsam besser werden kann. Ich nutze daher das Internet exzessiv um diese fehlende Komponente zu ersetzen. Natürlich bin ich in der Übungsvielfalt auf mein dürftiges Equipment beschränkt, weswegen ich ein System, wie DC nicht durchführen kann, aber ich habe trotzdem sehr viele verschiedene Übungen, mit denen ich meine Muskeln schocken kann. Außerdem wächst das Homegym mit der Zeit sicherlich. Weiterer Vorteil: ein Power Rack bietet meist auch die Möglichkeit Klimmzüge zu absolvieren.