Wenn PITT wirklich so effektiv ist, wie Sie es darstellen, hätte sich dann die gesamte Trainingswissenschaft der letzten 50 Jahre komplett geirrt?
Wer redet denn davon, dass sich die Wissenschaft komplett geirrt hat? Ich denke hier liegt ein großer Irrtum vor. Ich habe seit ewigen Zeiten in meinem Freundes- und Bekanntenkreis ein halbes Dutzend Sportwissenschaftler, welche das Training in keinster Weise anzweifeln und es vor allem sofort verstanden haben. Die Spanne der Bewertungen reicht von „Super“ bis zu „tolle Sache - kann man empfehlen“. Diese Sportwissenschaftler beschäftigen sich aber nun mal nicht mit der Muskel- und Fitnessbranche, sondern mit Sportlern aus den jeweiligen Disziplinen. Nur alleine ein Aufenthalt in einer der diversen BB-Plattformen oder der öffentliche Kauf eines entsprechenden Magazins am Kiosk, würde Ihnen entweder laut eigener Aussage nur Fremdscham bereiten oder Sie haben dafür einfach kein sonderliches Interesse oder keine Zeit.
Ich wage zudem zu behaupten, dass ich einer der Wenigen bin, welche ihr Training bzw. jegliche Aussagen mit entsprechenden Abhandlungen, Fakten und sachlicher Literatur zumindest versuchen kann, einigermaßen verständlich zu erläutern und entsprechend untermauern kann. Ausführungen und Inhalte meines Trainings wie „Auxotonische Kontraktion, Unterstützungskontraktion, reversible/reaktive Muskelarbeit, anaerobe Energiebereitstellung, intermediäres Training, intermittierend, Spannungsspitzen, positive Beschleunigung, Spannungsabsenkungen, Ruhelänge, Okklusion, Dehnungsverkürzungszyklus“ usw. uvm. wird jeder sofort verstehen, der sich halt mit der Materie tatsächlich beschäftigt. Kein Sportwissenschaftler, der für nur drei Cent Ahnung hat, würde anzweifeln, dass dieses Training funktioniert.
Es gibt zudem bereits genug „Studien“ mit Pausen. Ich argumentiere aber nun mal ungern mit Studien. Was ist das überhaupt für eine armselige Art zu argumentieren? Das ist zu einer richtigen Seuche heutzutage geworden. In der Regel, um die eigene Ahnungslosigkeit und den Mangel an eigener Erfahrung/Leistung zu übertünchen und nicht selten, um mit Taschenspielertricks und Verdrehungen nur wieder irgendwas verkaufen zu wollen, was es in der realen Praxis des Leistungstrainings nicht gibt, nie gab oder einfach nicht funktioniert. Es gibt genug Studien mit Pausen und es wird noch mehr Studien geben, aber das alleine wird eh nicht den Unterschied ausmachen. Ich und eine ausreichende Anzahl von Athleten und Trainierenden, haben es für einen ausreichend langen Zeitraum - teilweise durchgehend über 12 Jahre - gemacht und somit mehr als bewiesen, dass es funktioniert. Nur alleine das ist mir in der Hinsicht von keinem anderen Training, also mal vom weltweit führenden Volumen bzw. Cheating Training abgesehen, bekannt. Studien werden in der Hinsicht nur noch einige zusätzliche Vorteile, von denen ich persönlich überzeugt bin, einfach nur bestätigen, da mir dazu selber nun mal die technischen Mittel fehlen.
Dass sehr gute und sachliche Bücher, die nun mal weder mit bunten Hochglanzfotos noch mit Suppwerbung verschnitten sind, zu den einfließenden Themen heutzutage entweder nicht mehr aufgelegt werden oder aber zu einem Preis erworben werden müssen, den sich der durchschnittliche Pumper einfach nicht leisten will, ist einfach mit ein weiteres Manko heutzutage.
Die Sache ist, mal ganz abgesehen davon, dass das die „Vorbildung“ eines lesenden Trainierenden oftmals die Sichtweise wissenschaftlicher Inhalte etwas vernebelt, hier wieder einmal die, dass heutzutage meist irgendwo ein virtueller „Internetexperte“, von dem es selbst meist weder Bilder noch irgendwas gibt, ein in englisch geschriebenes Abstract durchfliegt, lesen will, was er glauben will und dann aus einem verzerrten Kontext heraus eine verdrehte Interpretation davon irgendwo an die Tafel schreibt. Das Ganze dann noch mit dem Vokabular des typischen Studiobesuchers gemixt, ergeben dann stellenweise die unglaublichsten Schlussfolgerungen. Liest man sich dann diesen Abstract in Ruhe durch, klärt sich das Ganze sofort auf und es wurde - wie gesagt - einfach fehlinterpretiert oder zu Gunsten der eigenen Argumentation einseitig verdreht.
Es kann sich doch jeder heutzutage „Experte“ schimpfen. Der Beruf des „Ghostwriters“ müsste im Grunde genommen mittlerweile mit auf die Angebotsliste diverser Ausbildungszentren geschrieben werden, da heutzutage die Wahrscheinlichkeit, in diesem Zweig einen guten bezahlten Job in der Branche zu bekommen, höher liegt, als wie eine Anstellung als richtiger Trainer in einem entsprechenden Leistungszentrum. Ich kenne z.B. eine Eiweissfirma, die sich im persönlichen Gespräch damit brüstet, dass sie alleine schon sieben Mitarbeiter nur dafür beschäftigt, dass diese Artikel im Netz suchen, nach freiem Ermessen umschreiben und dann auf den entsprechenden Plattformen präsentieren. Dass keiner dieser Personen selber trainiert, muss man sicherlich gar nicht erst anmerken. Eine ganze Industrie stützt sich zu einem hochgradigen Anteil nur auf solche verdrehten und verzerrten Publikationen dieser Berufssparte. Jeder kann ein Experte sein, jeder kann sich einen Trainerschein kaufen, jeder - egal wie dick oder erfolglos er selber ist - kann sich Ernährungsberater schimpfen und jeder kann eher ein Studio aufmachen als eine Pommesbude. Das ist doch u.a. das besondere Merkmal einer Branche, wo jeder „meint“ alles zu wissen, aber nur selten selber auch nur irgendwas davon „kann“.
Es ist doch nun mal bei diesem Thema so, dass jeder lesende Trainierende, an wirklich jeder Ecke und in jedem Trainingsartikel der letzten sechs Jahrzehnte zwar was von „korrekt“, „sauber“, „kontrolliert“ und „ohne abfälschen“ in einem Muskelheft suggeriert bekommt, aber kaum bis nichts dergleichen in der realen Welt bei dem entsprechenden Champion vorfindet und dann automatisch einfach zu der scheinlogischen Schlussfolgerung kommen muss, dass irgendwas nicht stimmt. Gerade das naive Denken in „besser“, „schlechter“, „richtig“ und „falsch“, die Fehlbezeichnung der „Cheating“ Technik und die fehlende Aufklärung durch den Sport über diese Methodik selbst, sind der Nährboden für sämtliche Fehlschlüsse und der Hintergrund vieler sog. „Systeme“. In meinem zweiten Buch habe ich dieses Phänomen unter dem Motto „Die Hummel, die nicht weiß warum sie fliegen kann“ ausgeführt.
Ich nenne mein Training u.a. deswegen schon lange nicht mehr „System“, weil das nur heißen würde, dass es keiner im wirklichen Leistungssport macht, es auf verdrehten Halbwahrheiten beruht und dass es parallel dazu den angebotenen Wundererfolg in nur ein paar Wochen wahr werden lassen soll. Also für ein Ergebnis bzw. Entwicklung, welche nun mal schon immer und ewig einfach seine gewisse Zeit braucht. Muskeln wachsen sicherlich schnell, wenn man sie richtig stimuliert bzw. den Schalter erstmal wirklich trifft. Aber trotzdem will Gut Ding immer seine Weile haben.
Die Kritik an dem Training kommt meist nur von jenen, die sich nicht die Mühe gemacht haben, es richtig zu verstehen, geschweige denn selber schwer beugen oder ziehen; teilweise Angst haben, dass man ihnen ihre Zwangsmethoden oder ihr Egotraining mit z.B. maximalen Gewichten madig machen will oder die sich einfach bloß darüber ärgern, dass sie selber nicht auf die einfachste Methode gekommen sind. Wenn man dann noch helfen und erklären will und z.B. ausführen will, aus welch gutem Grund sich generell im BB z.B. submaximale Gewichte etabliert haben, ist man am Ende nicht selten noch der Böse, den man zum Dank dann in der kleinen Internetwelt beschimpfen, beleidigen und als Scharlatan hinstellen kann.
Oder um es mal kurz klarzustellen bzw. um das Argument, welches am meisten gebracht wird, ins Spiel zu bringen: Wo ist die Studie, die sich mit einer sog. „ständigen Spannung“ beschäftigt oder in dem Sinne etwas „beweist“!? Also mit etwas, dass es gar in dieser fehlgedeuteten und überzogen dargestellten Form nicht gibt, nicht geben kann und bisher nicht einmal als entsprechend konstruierte Maschine einer breiteren Masse zur Verfügung steht? Schon alleine der Begriff ständige Spannung, welcher häufig in Diskussionen fällt, zeigt einmal mehr, dass die einfachsten Themen bzgl. der Kontraktionsarten, Arbeitsweisen und Spannungszustände der Muskulatur weder gelesen, noch verstanden wurden. Dass auch hier abermals nicht gebeugt, gezogen und sich halt am Denkprozess des Bankdrückens festgemacht wurde, mal außen vor.
Oder mal ganz deutlich zur Halbwahrheit „ständige Spannung“ und das mit voller Überzeugung und von den bereits bestehenden Untersuchungen und Resultaten zu einem Training mit Pausen ganz abgesehen: Man gebe mir eine ausreichende Anzahl an geeigneten Probanden, die unter meiner persönlichen Anleitung die Übung Kreuzheben für die nächsten sechs Monate mit halt einem Arbeitssatz von 10-20 Wiederholungen und Pausen usw. ausführen. Parallel dazu macht eine Gruppe dann noch die gleiche Übung, aber ohne auf dem Boden abzusetzen und in regulärer Ausführung des „Volumentrainings“(reversibel/reaktiv bzw. „Cheating“) und bei drei Arbeitssätzen im Bereich von 8-12 Wiederholungen bis zum Versagen. Eine letzte Gruppe absolviert die Übung unter dem Banner der sog. „ständigen Spannung“, also auch ohne Pause zwischen den Kontraktionen, aber bei einer superlangsamen Bewegungsgeschwindigkeit ebenfalls bis zum Versagen. Die Anzahl der Sätze kann dann bei letzterer Gruppe meinetwegen ruhig frei gewählt werden. Denn: Erste Gruppe wird am Ende des halben Jahres deutlich zugelegt haben und das sowohl an Masse und Kraft. Die Mehrheit der zweiten Gruppe wird wegen Verletzungen und Überlastungserscheinungen vorzeitig das Handtuch werfen müssen und letztere Gruppe wird spätestens nach sechs bis acht Wochen einfach gar nicht mehr zum Training erscheinen. Ganz einfach.
Irren tut sich somit keiner, außer der lesende Trainierende, der unter der Umschreibung „sauber bzw. korrekt“ und vielen anderen Begriffen wie Versagen, ständige Spannung, ROM, Kadenz usw. uvm. auf dem Papier etwas anderes impliziert bekommt, als er wiederum im Studio von einem mehr oder weniger kompetenten Experten unter dem gleichen Begriff beigebracht bekommt und was er dann noch unter wieder einer völlig anderen Technik und Auslegung in diversen Videoclips bei Youtube bestaunen kann. Das ganze Drama hat sich nur noch dadurch verstärkt, dass der Praktiker zwar kann, aber nicht weiß und der Theoretiker zwar weiß, aber nicht kann und sich beide Parteien schon nur alleine aus niederen persönlichen Gründen nie in der Mitte zum gemeinsamen Austausch getroffen haben.
Ich kann mir persönlich nicht vorstellen, dass auch nur ein Sportwissenschaftler sagen wird, dass es nicht „sauber“ bzw. ohne eine reversible/reaktive Ausführung bzw. ohne das Cheating-Prinzip geht. Also kann ich mir auch nicht vorstellen, dass sich irgendwo wer geirrt hat. Wer die Fakten, auf denen das PITT-Force® Training basiert, nicht kennt oder nicht akzeptiert, der kann ja dann aus dem üblichen Sortiment an bisherigen Optionen frei wählen. Also z.B. immer mehr cheaten oder immer mehr Sätze machen oder immer brutaler trainieren bzw. es mit den traditionellen Methoden und diversen Intensitätstechniken erzwingen. Ich persönlich sehe darin aber nun mal einfach keinen logischen Sinn mehr, wenn es auch nachweislich anders gehen kann.
Taugt PITT auch für nicht rein Optik-orientierte Trainierende, also zur reinen Steigerung der Maximalkraft?
Sicherlich „taugt“ es dafür was. Beides, also das Training auf Muskelmasse und das Training zur Steigerung der Maximalkraft steht ja zum einen in Relation und zum anderen hat es eine gemeinsame Schnittmenge. Es ist dann hier halt eher die Frage, was ich mit einer bereits vorhandenen Muskelmasse anstellen kann. In diesem Falle die sog. „Rekrutierung“ sämtlicher Muskelfasern bei einem extrem hohen Gewicht für nur sehr wenige bis gar nur eine Wiederholung. Der Wiederholungsbereich müsste einfach nur entsprechend angepasst werden. Also weit nach unten geschraubt werden und eine starke Ermüdung/Auslastung müsste unterbunden werden. Zudem „muss“ dann einfach im wahrsten Sinne des Wortes sehr akribisch periodisiert werden. Um zu starke Massezunahmen dann auch wirklich gänzlich zu unterbinden, dürfte dann auch einfach nicht die erforderliche Menge an Nahrung zu sich genommen werden. Also z.B. am besten gar keine Kohlenhydrate essen. Denn dann hat man schon fast den Garantieschein, dass Muskeln sich nicht vergrößern können. Wichtig ist aber anzumerken, dass man sowas dann in der Form allerdings nur phasenweise bzw. für einen kurzen Zeitraum durchstehen kann.
Das Training auf Verbesserung der Maximalkraft ist so gesehen noch viel „einfacher“. Es müssten dann allerdings zwei oder je nach Übung, Leistungsstand, gewählter Wiederholungsbereich usw. noch mehr Sätze gemacht werden mit jeweils sehr langen Pausen zwischen den Sätzen. Zudem empfiehlt es sich, noch einige Methoden zur Verbesserung der Explosivkraft zu ergänzen. Zu dem Thema gibt es aber meiner Meinung nach echt sehr viele und sehr gute Ansätze, und gerade wenn es um das Thema direkte Wettkampfvorbereitung für einen z.B. Kraftdreikampfcontest gehen würde, stehen da eine Menge wirklich erprobter und bewährter Methoden und wirklicher Systeme zur Auswahl, die je nach Fall womöglich für diese Zielsetzung geeigneter wären. Wichtig ist hierbei dann nur wirklich, dass man sich an die strikten Vorgaben des jeweiligen Ansatzes hält, weil man sich bei einem derartigen Training mit extrem schweren Gewichten es sich einfach nicht erlauben kann, außerhalb des Grenzbereiches irgendwelche „Faxen“ zu machen.
Die Spanne an Möglichkeiten bei einem sehr hypertrophieorientierten Training ist zwar nicht unbegrenzt, aber der Rahmen ist einfach größer, weil wesentlich mehr Bereiche im Muskel entwickelt werden. Ich persönlich würde aber niemanden, der nicht entsprechende Voraussetzungen mitbringt (Hebel, Fasern, Einstellung, Erfahrung usw.) oder halt nicht vor hat, Wettkämpfe in dieser Richtung zu bestreiten, zu einem Maximalkrafttraining nur aus Spaß an der Freud raten. Auf Dauer macht man sich mit ausschließlichen maximalen Lasten einfach nur alles vorsätzlich kaputt und endet nicht selten tragisch, bevor man seine Ziele überhaupt erfolgreich erreicht.
Aber das ist nur meine ganz persönliche Meinung und Bilanz über die Jahrzehnte, zumal ich den Reiz hinter solch einer Herausforderung nur mehr als zu gut kenne und eh jeder seine eigenen Erfahrungen selber machen muss. Wer dies vor hat, dem kann man echt nur raten, dass er sich wirklich unter einer entsprechenden Anleitung in z.B. entsprechenden Gewichtheber- oder Kraftdreikampfvereinen begibt und methodisch und vernünftig einweisen lässt. Wachstum, egal ob persönlich oder körperlich, geht ja bekanntlich, und somit auch in diesem Sinne, immer nur über Schmerzen. Submaximale Gewichte sind einfach sicherer, besser tolerierbar und bringen mir persönlich auf Dauer einfach viel mehr, weil sie die Garantie geben, dass ich mit ihnen ein Leben lang Spaß und Erfolg am Eisen haben werde.
Ich bedanke mich für das Interview,
„Stay Strong“, alles Gute und weiterhin viel Erfolg am Eisen,
Karsten Pfützenreuter