Gut, ich bin gewiss keine Kante, kein 100kg-Brocken - vermutlich werde ich es auch nie werden, aber darum geht es in dieser Story auch garnicht. Worum geht es hier also ganz konkret? Tja, in erster Linie möchte ich die letzten 1,5 Jahre Revue passieren lassen. Es sind 1,5 Jahre, in denen ich zirka +22 kg Körpermasse verloren habe, um einen kompletten Neuanfang im Eisensport zu starten.
Dabei ist meine Vorgeschichte relativ schnell erzählt. Es ist die Standardgeschichte eines typischen Menschen, der über die Jahre hinweg, dank fehlender Bewegung, schlechter Ernährung und ungesunder Angewohnheiten, überschüssige Pfunde angesammelt hat. Ich hatte schon vorher dank einer Crash- Diät in Kombination mit viel Cardio abgenommen – damals hatte ich ja nicht den blassesten Schimmer, was ich meinem Körper da antat. Nur war es mir seinerzeit egal, denn ich wollte einfach nur “normal dünn” sein. Das Ganze hielt ein Jahr, ehe mich Kollege Jojo-Effekt eingeholt hatte. Ich kann mich noch heute an jenen denkwürdigen Tag, es war der 11. Mai 2007, erinnern. Ich hatte gerade meine Ausbildung abgeschlossen. Sport hatte ich zugunsten der Lernerei für die Prüfung aus meinem Alltag verbannt und dann traf es mich wie ein Steinschlag: Die Waage zeigte den historischen Wert von 90 kg an – 90 verdammte Kilo! Es war das höchste Lebendgewicht, welches ich je mit mir herumgeschleppt hatte und wie ihr euch vielleicht denken könnt, war ein Großteil davon definitiv keine magere Muskelmasse. Ich muss zu meiner Verteidigung sagen, dass ich vielleicht in die Kategorie „dick“ und „moppelig“ fiel, jedoch hielt sich dies stets in einem noch ertragbaren Rahmen - andere Menschen haben mit größeren Gewichten zu kämpfen und insofern war ich noch relativ gut dran. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich so nicht wirklich wohl. Während meiner Crash-Diät hatte ich mich schon einmal im Gym angemeldet – ein 3 Monats-Abo hatte ich seinerzeit gelöst, wovon ich einen Monat lang regelmäßig mit meinen Kumpels hinging. Die letzten beiden Monate sah man mich dann nur noch sporadisch, was nicht zuletzt auch daran lag, dass meine Pappenheimer ebenfalls rasch die Lust am Training verloren hatten. Ich hatte also schon ein gewisses Know-How in Sachen „Fitness“ angesammelt.
An jenem 11. Mai schloß ich also in Gedanken einen Eid, oder nennt es meinetwegen einen Pakt, mit mir selbst, dessen Wortlaut ungefähr so lief: „Du hattest noch nie ein Sixpack, Mann. Wie wäre es, wenn du mal dein genetisches Potenzial auslotest. Versuch es! Ein kompletter Neuanfang. As low fat as possible – und wenns nicht hinhaut, dann brauchst du dir wenigstens keine Vorwürfe zu machen, du hättest es nicht versucht!“ Und damit war das Ziel festgelegt: Ich wollte ein Sixpack. Ich wollte sehen, ob mein Körper, den ich bisher nur mit zuvielen Pfunden kannte, überhaupt in der Lage war so etwas hervorzubringen. Einige Leute mögen jetzt schmunzeln, einige mögen mit dem Kopf schütteln. Aber so hatte es sich zugetragen und so kam der Stein schließlich ins rollen…
Kapitel II: Hörst du nicht? Das Eisen ruft!
Just am nächsten Tag begann ich mit meinem Lauftraining. Ich fing damit am, sämtliche Wege mit dem Fahrrad zurückzulegen - ob zur Arbeit oder zur Berufsschule, zum Einkaufen oder um einen Kumpel zu besuchen - das Fahrrad wurde zu meinem preferierten Fortbewegungsmittel. Aber was noch wichtiger war: Ich entschloss mich dazu, mich wieder im Gym anzumelden, doch diesmal ohne irgendwelche Kumpane, die später eh wieder das Handtuch schmeissen und meine Motivation niederreisen würden. Verdammt, ich würde das Ding ganz alleine durchziehen oder gnadenlos Scheitern. Natürlich war mein Trainingsplan bescheiden: irgendwo in den unendlichen weiten des Webs hatte ich zahlreiche Seiten ausgegraben, die sich mit dem Eisensport beschäftigten. Bisschen hiervon, bisschen davon – et voilá: fertig war der Anfänger-Plan. Glücklicherweise hatte ich einen entscheidenden Anfängerfehler vermieden: ich habe die Beine stets mittrainiert, egal wieviel Cardio ich auch machte – die unteren Extremitäten wurden weiterhin malträtiert! Zuerst trainierte ich vermehrt an den Geräten, traute mich an die freien Geräte nur selten ran und falls doch, dann nur zum curlen.
Nach wenigen Monaten hatte ich ein ansehnliches Sportpensum erreicht: neben täglichem Cardio absolvierte ich 3x die Woche meinen Anfängerplan. Ich nutzte die Zeit auf dem Fahrradergometer und vertiefte mich in zahlreiche Bücher über die Trainingslehre. Was ich hier noch anmerken muss: meine Ernährung war noch immer beschissen, wie ich im nachhinein resümieren kann - nein sogar muss! Ein weiterer Fauxpas: ich war, trotz meines hohen Sportpensums, so gut wie 2x die Woche knülle. Okay, zu meiner Verteidigung muss ich hier erwähnen, dass ich einige – ach, was soll die Untertreibung – sämtliche Klischee’s eines Metalheads erfülle. Ja, die Musik spielt in meinem Leben eine wichtige Rolle und ja, ich geh nie ohne meinen Mp3Player aus dem Haus. Und wenn man zahlreiche Kneipen, Metal-Events und Konzerte besucht, fließt der Gerstensaft (und der Whisky) schon einmal in Strömen. Ich will mich damit gewiss nicht profilieren, aber die Wochenendabstürze waren mehr die Regel als die Ausnahme. Dennoch, ohne die Musik stünde ich vermutlich nicht dort, wo ich gerade stehe. Ich glaube, ich hätte das Sportpensum nie im Leben erfüllen können, wenn ich nicht meine Mp3-Musik – also meinen persönlichen kleinen Drill-Seargent – im Ohr gehabt hätte.
Trotz des übermäßigen Alkoholkonsums und der schlechten Ernährung (Fastfood anyone?) verbuchte ich erste Erfolge. Ich glaube sogar, die ersten 10 kg gingen so gut runter. Je länger ich aber trainierte, umso mehr Bücher wälzte ich zum Thema Sport. Ich wollte alles wissen, ich wollte alles perfekt machen und so stieß ich nach und nach über die zahlreichen Fehler, die ich während meiner Trainingszeit zu Wege brachte. Anfang 2008 folgte eine Ernährungsumstellung – nicht von heute auf morgen, sondern eher schrittweise. Ich war mir nicht sicher, ob ich es fertig bringen würde, mich von Magerquark, Haferflocken und Vollkornbrot zu ernähren und noch heute denke ich, dass dies der nichtige Schritt war. Eine Radikalumstellung von heute auf morgen hätte mich sicherlich Scheitern lassen. In all der Zeit probierte ich auch diverse Trainingspläne durch. Mittlerweile war ich auch auf zahlreichen Kraftsportforen vertreten und so bezog ich mein Wissen über Training & Diätik folglich nicht nur mehr aus Büchern, sondern lauschte auch den Tipps der vermeintlichen praxisorientierten „Profis.“ Im März 2008 war meine Ernährungsumstellung dann schließlich soweit, dass ich auch meinen übermäßigen Alkoholkonsum in den Griff bekommen hatte (klingt so nach Alki…) was mir zunächst einige dumme Kommentare und schräge Blicke seitens der Kollegen einbrachte, wie man sich vielleicht denken kann.
Zu meiner Ernährung muss ich aber grundsätzlich sagen, dass ich nie unter die 2000 kcal Grenze gegangen bin. Eigentlich diätete ich durchgehend bei 2500 kcal, was für den Einen oder Anderen vielleicht etwas utopisch klingen mag. Ich war zwar nicht immer übergewichtig, aber doch stets ein leidenschaftlicher Esser und so war mir ein Punkt während all der Zeit wichtig: das Kaloriendefizit wird über ausreichend Sport eingeholt und das bedeutete viel, viel Cardio. Jeden Tag Sport, wobei ich mich stellenweise in der Ernährung verrannte. Eine zeitlang stagnierten meine Erfolge, da ich den (persönlichen) Fehler machte, zu refeeden. Wie man vielleicht an den Bildern von Anfang 2008 bis August sehen kann, waren die Fortschritte in der Zeit minimal – einfach weil ich es mit den Refeeds seinerzeit übertrieben hatte und all meine Erfolge an unsauberen Fresstagen wieder zunichte gemacht hatte. Aber ein Gutes hatte das Ganze: ich lernte daraus. Natürlich sind Refeeds, richtig eingesetzt, sinnvoll und das weiß ich heute auch. Da ich aber nie wirklich eine LowCarb Diät gemacht hatte, war es zu dieser Zeit nicht nötig, diese Refeeds (und dazu auch noch unsaubere!) einzubauen. Im August 2008, dass Wacken Open Air war gerade vorbei und ich hatte ruhigen Gewissens noch einmal die Sau rausgelassen, entschloss ich mich dazu einfach mal die Refeeds wegzulassen und mich den Monat total clean zu ernähren – und was soll ich sagen? Die Erfolge waren so gut, dass ich dabei blieb! Es motivierte mich zu neuen Höchstleistungen. Zwischenzeitlich hatte ich auch den WKM Trainingsplan ausprobiert, welchen ich neben dem Cardiotraining 3x die Woche absolvierte. Ende November erreichte ich schließlich mein Ziel – mehr oder weniger. Für die Einen mag das letzte Bild recht radikal wirken und ich muss zugeben: Ja, ist es. Es sind ca. 66-67 kg. Gewiss war während all der Zeit Magermasse flöten gegangen, aber seien wir ehrlich: es gab nicht viel zu verlieren und mein Ziel war von vornherein ein TOTALER Neuanfang, auf dem ich aufbauen wollte. Anfang Dezember absolvierte ich eine Dekonditionierungs- und Stabilisationsphase. Auf dem Programm stand ein Plan mit wenig Volumen und lockerem Cardio. Seit Anfang 2009 habe ich mich wieder dem WKM Plan verschrieben, jedoch in einer leicht abgewandelten Form. Mein Ziel, welches ich mir zu Beginn meiner “Karriere“ gesetzt hatte, war erreicht. Ein neues Jahr bringt neue Vorsätze – ich weiß nicht, wohin mich mein Weg führen wird, aber ich weiß heute, dass ich über ein solides Fundament an Erfahrung und Wissen im Bezug auf Training und Ernährung verfüge und dies möchte ich nutzen!
Dies ist meine Geschichte. Der Kraftsport hat mein Leben in vielerlei Hinsicht verändert und bereichert. Ich bin in zahlreichen Dingen disziplinierter geworden, ich habe es geschafft, meine Ernährung umzustellen (und ich geniesse es!). Ich habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen und einmal gesetzte Ziele kontinuierlich zu verfolgen und zu erreichen. Und ich habe gelernt, die wichtigen Dinge von den Unwichtigen zu trennen, um das Optimum für mich herauszuholen. Kurzum: ich bin ein vollkommen neuer Mensch – zugegeben, ein verdammt dünner Mensch, aber das heißt ja nicht, dass ich vorhabe ewig auf diesem Level rumzukrebsen Das Ziel für das Jahr 2009 lautet sauberer Aufbau von Magermasse und ich bin zuversichtlich, dass ich diesen hart erkämpften „Neuanfang“ sinnvoll nutzen werde. In diesem Sinne möchte ich diesen Bericht abschließen und hoffe, dass ich den Einen oder Anderen mit meinem Werdegang beflügeln kann.
Und die Moral von der Geschicht’? Nun, wenn man etwas erreichen will und fest entschlossen ist, alles dafür zu geben, dann schafft man es auch! Think positive! Der Weg wird vielleicht nicht leicht sein, vermutlich nicht einmal sehr angenehm (jedenfalls zu Beginn) und man wird viele Probleme und Hindernisse bewältigen müssen. Doch all diese Sachen verblassen, wenn man schließlich einmal hinter sich schaut und einmal stolz den Weg betrachtet, den man bereit war zu gehen - der Erfolg gibt einem Recht.
In diesem Sinne ein passender Spruch, den man sich sehr zu Herzen nehmen sollte: Wer etwas erreichen will, findet einen Weg ans Ziel zu kommen. Wer es dagegen nicht will, der findet eine Ausrede!