Die positiven Effekte von Fischöl auf das cardiovaskuläre System sind allseits bekannt. 2004 erkannte die FDA den Verzehr von Fischöl als eine mögliche Behandlungsmethode für erhöhte Blutfettwerte an. Vor kurzem veröffentlichte Studien zeigten jedoch, dass Fischöl noch eine Vielzahl anderer Nutzen hat, die besonders für Fitness- und Bodybuildingenthusiasten von Bedeutung sind. Einer dieser Effekte ist der Verlust von Körperfett.
Fettverlust durch Fischöl
In den 80er und 90er Jahren zeigten eine Vielzahl an Studien, dass die Konsumierung von Fischöl zu einer Senkung des Körperfetts (2-5), einer geringeren Gewichtszunahme (6-9) und einem geringeren Zuwachs an Fettgewebe in Tierversuchen führte (10-12). Diese Effekte wurden sowohl bei einer Kalorienreduktion, als auch bei einer Kalorienerhöhung und einer gleichbleibenden Energieaufnahme beobachet. Dies zeigt, dass die in Fischöl enthaltenen Fettsäuren - besonders EPA und DHA - einen Einfluss auf die Fettsäureoxidation und die Speicherung von Nahrungsfett im Körper haben.
Wie funktioniert das Ganze?
Auf der Suche nach der genauen Wirkungsweise von Fischöl stellte man schnell fest, dass dieses seine positiven Effekte durch Modulation der Genexpression erreicht. Obwohl wir unsere genetische Blaupause von unseren Eltern erben und diese nicht verändern können, ist doch die Art wie diese Blaupause umgesetzt wird stark von Umweltfaktoren, wie etwa der Ernährung, abhängig. Fett hat dabei oftmals einen besonders großen Einfluss. Das Fett beeinflusst dabei nicht nur die Wirkung von Hormonsignalwegen, sondern hat auch einen großen und direkten Einfluss auf die Bestandteile der Genregulation. Um etwas konkreter zu werden: Es konnte gezeigt werden, dass EPA und DHA die Aktivität Fett synthetisierender Enzyme hemmt, während sie gleichzeitig Schlüsselenzyme der Fettsäureoxidation aktivieren.
Es konnte ebenfalls gezeigt werden, dass Fischöl das Level von Adiponectin erhöht und das Level von Cortisol im Körper senkt. Die Funktion Adiponectin, ein Protein, das nur in Fettgewebe vorkommt, wurde erst in den letzten Jahren verstanden. Es führt unter anderem zu einer gesteigerten Insulinsensitivität, einem niedrigeren Blutzuckerspiegel und gesenkten Blutfettwerten. Eine verminderte Adiponectinexpression wird mit Insulinresistenz in Verbindung gebracht und ebenso steht der Grad der Expression in einem reziproken Verhältnis zur Menge an Körperfett. Die Aktivität von Adiponectin wird zudem mit Steroid- und Thyroidhomonen und Glucocorticoiden in Verbindung gebracht, zudem hat das Protein anti-atherogene und entzündungshemmende Wirkung.
Es ist also plausibel, dass Fischöl seine Wirkung zumindestens teilweise durch eine Veränderung des Adiponectinlevels erreicht.
Da die Funktionen von Adiponectin erst nach und nach völlig verstanden wurden, ist es sehr wahrscheinlich, dass es ein potentielles Mittel für zukünftige therapeutische Ziele ist.
Ebenfall von Interesse ist die Wirkung von Fischöl auf den Cortisolspiegel im Körper. Obwohl die genaue Rolle von Cortisol bei Fettleibigkeit noch nicht bekannt ist, weiß man, dass ein erhöhter Cortisolspiegel zu einem Zuwachs an Körperfett führen kann. Es liegt also die Vermutung nahe, dass die Senkung des Cortisolspiegels nach der Einnahme von Fischöl zu dem körperfettreduzierenden Effekt beiträgt.
Von der Ratte zum Menschen
Du wirst dir jetzt sicher denken: „ Hört sich ja alles nett an, aber klappt das auch beim Menschen?“
In einer Studie an gesunden, männlichen Teilnehmern wurden 6 g Fett von Butter, Olivenöl, Sonnenblumenöl und Erdnussöl in der täglichen Ernährung durch 6 g Fischöl ersetzt. Nach drei Wochen konnten die Forscher trotz gleichbleibender Kalorienaufnahme eine deutlich erhöhte Fettsäureoxidationsrate sowie einen Körperfettverlust von 0,88 kg feststellen. Da sich zudem das Körpergewicht der Probanden nicht änderte, scheint Fischöl ebenso die magere Körpermasse zu erhöhen.
Eine weitere Studie bestätigte, dass Fischöl in der Lage ist, die Fettsäureoxidation während des Trainings zu erhöhen. In besagter Studien wurde männlichen Probanden über 3 Wochen hinweg eine Fischölmenge verabreicht, die 2,4 g EPA und 1,6 g DHA enthielt. Nach Ende der Studie absolvierten die Teilnehmer eine 60 minütige Laufeinheit mit etwa 60% des VO2max, während der der Fettstoffwechsel aufgezeichnet wurde. Es konnte gezeigt werden, dass Fischöl die Fettsäureoxidation zur Energiegewinnung während der Einheit signifikant steigerte. Es zeigte sich ebenso, dass eine Supplementation mit Fischöl über 3 Wochen hinweg das Insulinlevel senkte und die Fettsäureoxidation nach einer kohlenhydrathaltigen Mahlzeit massiv erhöhte.
Vor kurzem wurden weitere Studien zu diesem Thema veröffentlicht. Es wurde die Wirkung von einer Supplementation von täglich 6g Fischöl bei gleichzeitiger aerober Tätigkeit bei übergewichtigen Männern und Frauen untersucht.
Die Studie zeigte, dass die Kombination aus Fischöl und aerober Aktivität nicht nur diverse Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen senkte, sondern ebenfalls zu einem deutlichem Verlust von Körperfett führte. Abgesehen von der Einnahme von Fischöl, änderte dabei keiner der Probanden während der Studie sein Essverhalten. Dies zeigt die großen Möglichkeiten, welche die Einnahme von Fischöl in Kombination mit aerober Aktivität zur Verbesserung der Körperzusammensetzung und der Gesundheit des Herzkreislaufsystems bietet, auf. Probanden die nur Fischöl einnahmen zeigten keinen Fettverlust. Dies kann zum einen am, im Vergleich zu den vorher zitierten Studien, höheren Alter der Probanden liegen und zum anderen an der vergleichsweise geringen Dosis an EPA, die in dieser Studie verwendet wurde. Zudem führte in einer Studie eine kalorienreduzierte Diät mit Einnahme von Fischöl zu einem höheren Gewichtsverlust als ohne die Einnahme von Fischöl.
Im Gegensatz zu den hier zitierten finden sich ebenfalls Studien, bei denen eine Einnahme von Fischöl nicht zu einem Verlust von Körperfett führte. Dies könnte in der Auswahl der Probanden, methodischen Unterschieden oder Unterschieden bei dem verwendeten Fischöl begründet sein.
Fakt ist: Viele hochwertige Studien haben gezeigt, dass Fischöl, neben seinen ohnehin unbestrittenen positiven gesundheitlichen Effekten, zu einem deutlichen Verlust an Körperfett führen kann.
Und es wird noch besser…
In einer der aktuellsten Studien über Fischöl wurden Männern und Frauen mit einem durchschnittlichen Alter von 33 Jahren täglich 4 g Fischöl (1600 mg EPA, 800 mg DHA) im Rahmen ihrer normalen Ernährung zugeführt. Nach 6 Wochen hatten die Probanden durchschnittlich 0,5 kg Fett verloren und 0,5 kg Magermasse gewonnen. Bei einer Kontrollgruppe die über 6 Wochen statt 4 g Fischöl dieselbe Menge an Distelöl einnahm, zeigte sich stattdessen die Tendenz zum Aufbau von Körperfett. Die Ergebnisse zeigen, das es für die Bewertung der Entwicklung der Körperkompostion nicht ausreicht lediglich Veränderungen des Körpergewichts zu messen, sondern das die Entwicklung von Körperfett und Magermasse separat betrachtet werden muss.
Fazit
Egal ob du gerade am Diäten bist, oder nicht - Fischöl zu deiner täglichen Ernährung hinzuzufügen wird dir dabei helfen in Form zu kommen. Die zusätzlichen Kalorien die du durch Fischöl aufnimmst, werden dabei nicht als Körperfett gespeichert. Der körperfettreduzierende Effekt von Fischöl tritt dabei unabhängig von Änderungen in Trainings- und Ernährungsgewohnheiten auf.
Um von den Effekten von Fischöl zu profitieren solltest du wenigstens 1,6 g EPA und 0,8 g DHA täglich zu dir nehmen. Eine höhere Einnahmemenge dieser beiden Fettsäuren könnte zu einem höheren Fettverlust führen.
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