Die meisten Supplemente haben bei einer Einnahme einen spezifischen Effekt, zum Beispiel den Verlust von Körperfett, Muskelwachstum oder Vorteile für die Gesundheit. Es gibt dabei jedoch einige Ausnahmen; und Fischöl ist eine davon.
Wir alle kennen die positiven Effekte, die Fischöl auf das cardiovaskuläre System hat, und in vorherigen Artikel schrieb ich über die Körperfett reduzierende Wirkung von Fischöl. Lasst uns also nun einen Blick darauf werfen, ob es nicht auch für einen Sportler, der vor allem an Muskelwachstum interessiert ist, Sinn macht, Fischöl einzunehmen:
Anti Katabole Effekte
Die Muskulatur unterliegt ständig Prozessen von Anabolismus und Katabolismus. In einem gesunden Körper halten sich diese Prozesse die Waage, sodass die Muskelmasse des Körpers erhalten bleibt oder, in Kombination mit Training und gesunder Ernährung, sogar zunimmt.
Der Abbau von Muskelgewebe kann sowohl im Falle von Krankheit(zum Beispiel bei Diabetes, Nierenversagen oder Krebs) als auch bei einem durch eine kalorienreduzierte Ernährung induzierte Gewichtverlust beobachtet werden.( 1-6)
Während diesen katabolen Phasen wird mehr Muskelprotein ab- als aufgebaut, was in einem Verlust an Muskelmasse resultiert.
Der Katabolismus des Muskelproteins wird vor allem durch das “ubiquitin- proteasome system “ verursacht ( 3, 6-11). In Studien konnte jedoch gezeigt werden, dass Fischöl beziehungsweise seine Fettsäure “EPA” die Aktivität des “ubiquitin-proteasome system ” reduzieren kann (2,4,5 ,12-16).
Ein anderer Mechanismus, durch den Fischöl antikatabol wirkt, ist durch das Absenken des Cortisollevels im Körper (17-18). Wie wir alle wissen, kann ein hoher Cortisolspiegel dazu führen, dass Muskelgeweben abgebaut wird(19). Zudem hat ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel noch eine Vielzahl an anderen, negativen Effekten.
Anabole Effekte
Kürzlich durchgeführte Studien legen die Vermutung nahe, dass Fischöl nicht nur durch antikatabole Effekte Einfluss auf das Muskelwachstum nehmen kann, sondern auch in der Lage ist, direkt den Muskelanabolismus zu stimulieren. So zeigten kürzliche veröffentliche Studien auf, dass eine tägliche Einahme von 4 g Fischöl mit 1,86 g EPA und 1,5 g DHA über 8 Wochen signifikant positiven Einfluss auf die durch Aminosäuren und Insulin induzierte Steigerung der Proteinsynthese hat (20). Der verstärkte Anabolismus als Reaktion auf Aminosäuren und Insulin lässt sich auf auf eine höhere Aktivierung der mTOR/p70S6K Signalkette zurückführen, welche als ein wichtiger Kontrollpunkt im Anabolimus des Muskelgewebes (21) und des Zellwachstums (22-25 )angesehen wird.
Höchstwahrscheinlich tragen noch weitere Mechanismen zum Anabolismus bei. Dieselbe Studie zeigte, dass die Gabe von Fischöl an 25- 45 jährige gesunde Probanden dazu führte, dass sich der Anteil von EPA, DPA und DHA in den Membranen von Muskelzellen auf Kosten von Omega 6 und einfach ungesättigen Fettsäuren verdoppelte. Der Anteil an gesättigten Fettsäuren veränderte sich nicht(20). Folglich ist es durchaus möglich, dass Fischöl Einfluss auf die Signalkaskaden des Anabolismus hat, indem es die Zusammensetzung und damit die Fluidität der Zellmembranen ändert(26-29).
Bist du älter als 45 Jahre? Keine Sorge, du wirst dennoch von den positiven Effekten des Fischöls profitieren. Dieselbe Forschungsgruppe führte nämlich eine weitere Studie an gesunden Probanden mit einem Lebensalter von über 65 Jahren und einem Durschnittsalter von 71 Jahren unter gleichen Bedingungen (1.86 g EPA, 1.5 g DHA, 8 Wochen) durch. Die Ergebnisse dieser Studie deckten sich mit denen, die die Wissenschaftler bereits mit den jüngeren Probanden festgestellt hatten: Die Einnahme des Fischöls steigerte die Proteinsyntheserate als Reaktion auf Insulin und Aminosäuren(30). Foglich mindert Fischöl die Folgen von altersbedingtem Katabolismus (31-33) und stellt somit ein nützliches Mittel zur Prävention und Behandlung der Sarkopenie dar (30).
In beiden Studien wurde eine mögliche Veränderung aufgrund des kurze Zeitrahmes von lediglich 8 Wochen nicht erfasst. Da jedoch eine Änderung im Metabolismus des Muskelgewebes direkt mit einer Änderung in der Muskelmasse in Zusammenhang steht (34-36), sind die Ergebnisse sehr vielversprechend. Ich bin gespannt auf Studien über einen längeren Zeitraum, die die eigentlichen durch Fischöl induzierten Muskelzuwächse messen und die Steigerung der Proteinsynthese bei einer Fischöleinnahme in Verbindung mit Widerstandstraining untersuchen.
Fazit
Egal ob du Muskel aufbauen oder den Muskelverlust in einer Diät minimal halten willst, Fischöl wird dir dabei helfen. Fischöl, und besonders EPA, reduziert nicht nur den Verlust an Muskelmasse während kataboler Phasen, sondern steigert in jedem Alter ebenso die anabole Reaktion von gesundem Muskelgewebe auf Stimulation durch Nährstoffe.
Die Studien verwendeten eine Fischöl Menge welche 1,86 g EPA und 1,5 g DHA beinhalteten (man kann hier von einer moderaten Dosis sprechen). Es wurde noch nicht untersucht, wie sich geringere oder höhere Mengen auswirken. Die in der Studie verwendete Menge stellt aber sicherlich eine vernünftige Einstiegsdosis für alle dar, die an einer Einnahme von Fischöl interessiert sind.
In meinem nächsten Artikel werde ich mich mit etwaigen Risiken einer Einnahme hoher Mengen an Omega 3 Fettsäuren befassen, und auf die verschiedenen Quellen von Omega Fettsäuren eingehen. Von meinem jetzigen Standpunkt aus kann ich jedoch sagen, dass eine Einnahme von Fischöl in der Größenordnung der behandelten Studien für gesunde Menschen, die keine verschreibungspflichtigen Medikamente nehmen, unbedenklich ist.
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